Ortsrundgang in Löchgau Kleine Gemeinde im Wandel

Von Yannik Schuster
Das Interesse bei den Löchgauern am Ortsrundgang mit Bürgermeister Robert Feil (links) war groß. Die Informationstour startete am Rathaus Foto: /Oliver Bürkle

Bürgermeister Robert Feil stellte abgeschlossene und anstehende Projekte im Rahmen der Ortskernsanierung vor. 

Seit 2014 läuft in Löchgau die Ortskernsanierung. „Eine absolute Erfolgsstory“ – wie Bürgermeister Robert Feil konstatierte. Doch abgeschlossen ist der Wandel noch lange nicht. Im Rahmen eines Ortsrundgangs informierte Feil am Samstag, 26. November, über bereits erfolgte und die noch geplanten Sanierungsmaßnahmen.

Damals, 2014, habe man sich gleich mehrere Ziele mit dem Projekt der Ortskernsanierung gesetzt: Die Ortsmitte zu stärken, die Grundversorgung sicherzustellen, die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten, eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität und die Schaffung von seniorengerechtem Wohnraum im Ortskern. Bislang habe man vom Land insgesamt etwa 4,9 Millionen Euro Fördermittel erhalten, 4,2 Millionen davon seien bereits ausgegeben. Mit einem Aufstockungsantrag soll zeitnah mehr Geld und auch mehr Zeit, aktuell läuft die Maßnahme nur noch bis April 2024, beantragt werden.

Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer

Im Bereich des Ortskerns sei es den Bürgern ein Anliegen gewesen, mehr Grün zu schaffen, die Barrierefreiheit angesichts des in die Jahre gekommen Pflasters zu erhöhen und gleichzeitig Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen und Stellplätze zu bewahren. „Alles zusammen benötigt aber viel Platz“, so Feil. Ein wesentliches Element der Planungen sei daher der Bereich des Markt- und Rathausplatzes. Hier installierte man bereits im Sommer den sogenannten Ortsstrand, der sich großer Beliebtheit erfreute. Die Hauptstraße soll künftig mit einem einheitlichen Belag versehen werden, angedeutete Gehwege und unklare Berechtigungen der Verkehrsteilnehmer seien dann ein Ding der Vergangenheit. Eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer sei das Ziel der Planungen. Man wolle versuchen, eine Brücke zu schlagen zwischen den verschiedenen Anforderungen der Bürger und Gewerbetreibenden. So soll im Bereich des Markt- und Rathausplatzes außerhalb der Geschäftszeiten ein autofreier Raum durch die Installation von Pollern möglich werden, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Der Brunnen auf dem Rathausplatz soll um einige Meter verschoben und in den Boden eingearbeitet werden. „Wir wollen den Brunnen und das Wasser erlebbar machen“, sagt Feil. Gerade in Kombination mit dem Ortsstrand könne dieser zum Verweilen und Planschen einladen. Weiterhin will die Gemeinde einen barrierefreien Zugang zum Rathaus über den Parkplatz Nonnengasse ermöglichen.

60 Bürgerinnen und Bürger lassen sich informieren

Dort ist das nächste Projekt der Gemeinde vorgesehen. Wie Feil den rund 60 interessierten Bürgerinnen und Bürgern erklärte, sei die hausärztliche Situation im Ort angespannt. Vor allem Neuzugezogene hätten Probleme, einen Arzt zu finden. Zudem sei die räumliche Situation der bestehenden Praxen, unter anderem in puncto Barrierefreiheit, nicht ideal. In einem Neubau auf dem Parkplatz Nonnengasse soll sich daher eine Arztpraxis mit zunächst drei, perspektivisch bis zu fünf Praxisräumen ansiedeln. In den oberen Stockwerken werden seniorengerechte Wohnungen geschaffen. Eine Tiefgarage mit 28 Stellplätzen soll den Wegfall bestehender Parkplätze kompensieren. Anstatt bisher 66 käme man dann auf insgesamt 62 Stellplätze. Fachärzte wären wünschenswert gewesen für den Neubau, in der Praxis sei dies jedoch schwierig, erklärt Feil. Denn: Fast alle Fachärzte sind aufgrund der auf dem Papier ausreichenden Versorgung für die Region gesperrt. Lediglich ein Zahnarzt hätte sich ansiedeln dürfen, hier habe man jedoch keine zusätzliche Konkurrenz im Ort gewollt. Anfang kommenden Jahres ist eine archäologische Grabung auf dem Gebiet vorgesehen, Ende 2023 oder Anfang 2024 soll dann mit der Baumaßnahme gestartet werden. Die Bauzeit beträgt 18 Monate.

Nach Besichtigung der bereits fertiggestellten Maßnahmen im Bereich des Kirchplatzes, des Bürgergartens und der Oberen Straße 8 marschierte die Gruppe, angeführt vom Bürgermeister, in Richtung „Obere Wette“. Dort, im zentralen Bereich für den Busverkehr, sei auffällig, dass auf der Nordseite kaum ausreichend Warteraum an der Bushaltestelle vorhanden sei. Die Haltestelle soll künftig um einige Meter nach Westen verschoben werden. Unter anderem, um den Bussen die nötige Anfahrt für eine barrierefreie Haltestelle zu ermöglichen. Das entsprechende Areal erwarb die Gemeinde zudem mit dem Ziel der städtebaulichen Aufwertung. In einem Neubau hinter der neuen Bushaltestelle könne man sich vorstellen, im ersten Stock eine Parkgarage zu errichten. Im Obergeschoss sollen weitere seniorengerechte Wohnungen entstehen. Man wolle verhindern, dass das Areal zu einem zweiten attraktiven Punkt im Ort wird, da sonst eine Schwächung der Ortsmitte riskiert werde. Im Erdgeschoss sei daher ein Dienstleister wie etwa eine Versicherung möglich, die nur einen überschaubaren Kundenverkehr verursache. Bis 2028/29 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Im Bereich „Wette West“, der ehemaligen Gaststätte Adler, präsentierte Feil ebenfalls erste Ideen und Entwürfe der Gemeinde. Der zuständige Planer, Klaus Eggler aus Besigheim, erklärte diese ersten Gedankengänge der Bürgerschaft. Durch den statisch bedingten Abriss der Scheune sei eine „Zahnlücke im Ortsbild“ entstanden, die man gedenke zu füllen. Das Hauptgebäude stehe zwar nicht unter Denkmalschutz, habe aber dennoch einen Wert. Dessen Sanierung soll entsprechend durch einen angeschlossenen Neubau im Bereich der ehemaligen Scheune unterstützt werden. So wolle man sechs Wohnungen und eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss schaffen. Im Neubaubereich sollen die Wohnungen barrierefrei gestaltet werden, die nötigen Stellplätze seien nachgewiesen. Auf dem geplanten Flachdach habe man die Idee, eine begrünte, nutzbare, halböffentliche Dachterrasse zu schaffen.

Nach der zweieinhalbstündigen Tour wärmten sich die Teilnehmer bei Punsch und Glühwein im Innenhof der Krone auf und tauschten sich untereinander und mit dem Löchgauer Bürgermeister über die Pläne und vorläufigen Ideen aus.

Areal Krone

Das letzte  letzte, und für viele Bürger die interessanteste Station, war das Areal Krone. Nachdem die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht ausgeübt habe, sei man nun „stolzer und glückliche Besitzer des Areals“, so Feil. Auch hier präsentierte der Bürgermeister die ersten vorläufigen Konzepte und Gedankengänge der Gemeinde. Man habe sich das Ziel gesetzt das Areal besser in die Ortsmitte einzubringen und Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Scheune soll daher als Bürgertreff umfunktioniert werden. Der Hof müsse als Schmuckstück des Areals besser herausgehoben und in Richtung Ortsmitte geöffnet werden.

Das schmale Nebengebäude im Osten des Hofes soll im Erdgeschoss in Richtung Hauptstraße und an mehreren Stellen in Richtung Innenhof geöffnet werden und als eine Art Laubengang öffentlich zugänglich gemacht werden. Das entstehende Halbgebäude würde sich bis in den Gewölbekeller im hinteren Bereich durchziehen und mit öffentlichen, witterungsgeschützten Tischen und Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. So könne man nicht nur eine Aufwertung für die Ortsmitte, sondern auch für die Gaststätte selbst ermöglichen. Der Eingriff in den Bestand sei dabei insgesamt überschaubar, erklärte Planer Klaus Eggler. Sowohl beim Nebengebäude als auch bei der Scheune sei die Hülle des Gebäudes intakt, weshalb bauphysikalisch wenig Eingriffe notwendig seien, so Egger.

 
 
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