Pekka Kangasalusta persönlich Der männliche Exot aus Kangasala

Von Andreas Eberle
Pekka Kangasalusta hat sich gut in der Region eingelebt und auch schon Zwiebelrostbraten und Maultaschen probiert. Hier steht der 45-jährige Steelers-Trainer vor dem Bietigheimer Rathaus. Foto: /Oliver Bürkle

Steelers-Coach Pekka Kangasalusta ist zu Hause der einzige Mann in der Familie und mit 45 Jahren schon Opa. Nach seinem frühen Karriereende arbeitet der Finne als Trainer auf seinen NHL-Traum hin.

Die 15 Monate alte Eevi ist die Gute-Laune-Macherin von Pekka Kangasalusta. Wenn der Coach der Bietigheim Steelers aufs Handy schaut und dort ein Video aus der finnischen Heimat von seiner Enkeltochter vorfindet, steigt die Stimmung selbst nach Niederlagen sofort wieder. „Sie ist in einem lustigen Alter und macht oft drollige Dinge. Darüber kann ich lachen. Das heitert mich auch auf, wenn wir ein Spiel verloren haben“, sagt Kangasalusta, der Anfang Dezember das Traineramt beim SCB übernommen hat – und von dem die Öffentlichkeit nur wenig Persönliches weiß.

Viele Frauen im Haus

Seit seinem Einstieg beim DEL-Schlusslicht wohnt der 45-Jährige in Löchgau auf dem Land, allein in einer Dreizimmerwohnung. Der Rest der Familie lebt in einer finnischen Stadt, deren Name perfekt zum Nachnamen Kangasalusta passt: Kangasala, 25 Kilometer von Tampere entfernt.

Der Bietigheimer Trainer ist zu Hause immer der männliche Exot gewesen. Seine Frau Mari und er haben drei Töchter – Roosa (23), Ella (20) und Iris (17), dazu mit Eevi eine erste Enkelin. Selbst die zwei Hunde sind weiblichen Geschlechts. „Meine Töchter sind mittlerweile erwachsen, aber es ging bei uns schon recht turbulent zu, als sie noch Teenager waren. Mit der Zeit wird es leichter. Das sind aber alles prima Mädchen“, sagt Pekka Kangasalusta.

Über die Weihnachtszeit waren Gattin Mari, mit der er seit 21 Jahren verheiratet ist, und die beiden jüngeren Töchter für knapp zwei Wochen im Schwabenland zu Gast. Trotz des eng getakteten DEL-Spielplans gehörten da auch Ausflüge nach Straßburg sowie nach Metzingen – zum Shoppen – zum Besuchsprogramm.

Fast täglich in der Arena-Sauna

Wie es sich für einen Finnen gehört, ist Pekka Kangasalusta ein leidenschaftlicher Saunagänger. Fast täglich nutzt er die kleine Sauna in den Katakomben der Ege-Trans-Arena zum Schwitzbad. Entspannung findet er außerdem beim Work-out, bei dem er am liebsten harten Rock wie Rammstein hört. Sonstige Hobbys? Kangasalusta muss etwas überlegen. „Viel Freizeit haben wir Coaches eigentlich nicht. Viele denken, wir leiten nur das Training und haben den Rest des Tages frei. Aber da schauen wir noch Videos von Spielen, analysieren die Gegner und bereiten den nächsten Tag vor“, berichtet der frühere Assistenzcoach der deutschen Nationalmannschaft. Bleiben bei all dem Stress doch mal ein paar Stunden Freizeit, geht Kangasalusta auf Entdeckungstour in der Umgebung, fiebert bei schwedischen Detektivserien und der Wikinger-Saga „Vikings“ mit oder guckt Sportsendungen im TV – ganz egal ob Skilanglauf, Skispringen, Fußball, Leichtathletik oder Basketball. Als Fleisch-Liebhaber weiß er inzwischen auch die schwäbische Küche zu schätzen. Logisch, dass er die Vorzüge von Zwiebelrostbraten und Maultaschen bereits genossen hat.

Offen, aufgeschlossen, hilfsbereit, ehrlich und geradlinig – so beschreiben Freunde den früheren Verteidiger. „Ich lerne leicht Menschen kennen“, bestätigt Kangasalusta, der allerdings kaum ein Wort Deutsch spricht und darum außerhalb der angelsächsisch geprägten Sportart manchmal Verständigungsprobleme hat. „Ich bin etwas überrascht davon, dass hier nicht jeder gutes Englisch spricht“, weist er auf eine gewisse Sprachbarriere hierzulande hin.

Bemüht um ein gutes Teamklima

Im Umgang mit anderen legt er Wert auf Aufrichtigkeit und Authentizität. „Mich macht sauer, wenn ich merke, dass Leute unehrlich sind und schlecht hinter dem Rücken über andere reden“, sagt Kangasalusta. Allen Misserfolgen in dieser Saison zum Trotz bemüht er sich auch bei den Steelers um ein gutes Klima in der Kabine. Wenn er sich mit einem Profi zum Mittagessen trifft, gehe es nicht immer nur um Eishockey, sondern auch um den familiären Background und den Menschen an sich. „Ich möchte, dass die Spieler spüren, dass sie immer zu mir kommen und mir vertrauen können. Natürlich muss ich manchmal auch der Boss sein, aber ich sehe mich als Teil des Teams und will kein unnahbarer Coach der alten Schule sein.“

Dauergrübeln über Niederlagen

Niederlagen setzen ihm besonders zu – und die gab es in dieser Hauptrunde mit Bietigheim schon zuhauf. „Ich verwende viel Zeit damit, darüber nachzudenken, was falsch lief. Dann fällt mir auch das Schlafen schwer. Dieses ,Overthinking’ (übermäßiges und unnötiges Nachdenken, Anm. d. Red.) ist meine Schwäche“, gibt Kangasalusta einen Einblick in seine Trainer-Psyche. „Das gehört sicherlich zum Job, aber du solltest dich nicht zu lange an schlechten Dingen aufhalten, die du nicht mehr ändern kannst.“

Karriereende nach 15 Operationen

Als junger Spieler zählte er einst zu den Toptalenten im finnischen Eishockey. Doch nach vielen Verletzungen und 15 Operationen – etwa an beiden Knien, den Knöcheln und den Adduktoren – musste er schon mit 24 Jahren die Laufbahn beenden. „Viele meiner Freunde haben damals noch in der NHL gespielt. Es war hart, ihre Spiele anzuschauen und zu denken: Da sollte ich jetzt eigentlich auch sein“, erzählt Kangasalusta, der darum schnell aufs Traineramt umschwenkte. „Der frühe Einstieg hat mir geholfen.“

Trainer-Traum von der NHL

Die beiden Spielzeiten mit seinem finnischen Ex-Verein Jokerit in der russischen Eliteklasse KHL hat er als besonders spannend empfunden. „Eishockey ist in Russland ganz groß. Die Arenen, die weiten Reisen, die Städte – das alles hat mich beeindruckt“, sagt Kangasalusta. Einen anderen Traum mit drei Buchstaben will er sich in seiner Karriere freilich noch erfüllen: einmal ein Team in der nordamerikanischen Profiliga NHL coachen. „Als Spieler habe ich es nicht in die NHL geschafft. Ich hoffe, dass mir das irgendwann mal als Trainer gelingt.“

Steelers-Kapitän Constantin Braun steht vor einem Comeback

Die Zeichen stehen gut, dass die Bietigheim Steelers am Sonntag (14 Uhr) im DEL-Heimspiel gegen den Deutschen Meister Eisbären Berlin wieder auf Kapitän Constantin Braun bauen können. Geschäftsführer Volker Schoch zufolge soll der 34-jährige Verteidiger nach seiner Rippenverletzung ebenso wieder ins Aufgebot zurückkehren wie Stürmer Elias Lindner, den zuletzt Oberschenkelprobleme plagten. Dagegen leidet Jimmy Martinovic noch an einem grippalen Infekt. Wie gehabt nicht dabei sind die Dauerverletzten Sami Aittokallio, Max Prommersberger, Josh Atkinson und Chris Wilkie.

Bietigheim und Berlin sind in dieser Saison schon dreimal aufeinandergetroffen. Im ersten Duell überraschten die Steelers mit einem 4:2-Sieg an der Spree. Die folgenden Kräftemessen gingen mit 2:5 daheim und 0:5 auswärts verloren. Nach einer bisher enttäuschenden Hauptrunde belegen die Eisbären aktuell nur den 13. Platz. Der Rückstand auf Rang zehn, der zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt, beträgt aber nur noch eine Handvoll Punkte.

 
 
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