Pfarrplan Gemeinden wollen zusammen wachsen

Von Tabita Prochnau
Die evangelische Pfarrkirche in Freudental. Der älteste Teil ist der Chor aus dem 13. Jahrhundert. Er war der Kern einer Marienkapelle. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Löchgau und Freudental sind seit dem 1. Dezember eine Kirchengemeinde: Fusionsfest unter dem Motto „Zusammen ist man weniger allein“ am 26. Januar.

Man geht nicht mehr fremd“, wenn man in den Gottesdienst im anderen Kirchengebäude gehe, so zitiert die Löchgauer Pfarrerin Dorothee Lächler ein Gemeindemitglied zu dem Zusammenschluss der beiden evangelischen Kirchengemeinden Löchgau und Freudental. Laut Lächler und ihrem Freudentaler Amtskollegen Pfarrer Traugott Maisenbacher werde  die Vereinigung überwiegend positiv aufgenommen.

Seit dem 1. Dezember 2019 sind die Gemeinden Freudental und Löchgau zu einer gemeinsamen Kirchengemeinde fusioniert. Als Auswirkung des Pfarrplans 2024 „ZusammenWachsen“ der Evangelischen Landeskirche Württemberg sei die Zusammenführung keine plötzliche Entscheidung gewesen. Bereits vor dem Zusammenschluss hat es laut Lächler zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen wie etwa Erntebittgottesdienste, Waldweihnachtsfeiern und Bibelwochen gegeben. Diese besonderen Veranstaltungen im Vorfeld sind der Pfarrerin zufolge gut aufgenommen worden. „Es waren stets Gemeindemitglieder von beiden Gemeinden gleichermaßen vertreten“. Mit Blick auf die kommenden Veranstaltungen freue man sich aufeinander, da man sich langsam „a bissle“ kenne und im Vorfeld kennenlernen durfte.

Geschäftsführendes Pfarramt in Löchgau

Die formalen Änderungen seien bei der  Zusammenlegung weniger wichtig, meint die Pfarrerin. Zu den geänderten Formalien gehören etwa die Führung der Kirchenbücher fortan im geschäftsführenden Pfarramt in Löchgau und dass die Mitarbeiter nun formal bei der neuen Kirchengemeinde angestellt sind. Lächler betont, dass man keine Angst haben müsse, denn das Gewohnte, das für jeden Ort wichtig ist, bleibe erhalten. So auch die Gottesdienste in der Löchgauer Peterskirche und der evangelischen Pfarrkirche in Freudental. „Es ist wie bei einer Hochzeit, bei der man anschließend aber nicht zusammenzieht: man feiert, dass man zusammengehört und freut sich darüber, aber es ändert sich nicht alles und vor allem nicht schlagartig“, so Lächler über die Zusammenführung.

Pfarrer Maisenbacher bleibt demnach weiterhin Ansprechpartner für die Kasualien in Freudental, zu denen unter anderem Taufen, Trauungen und Beerdigungen gehören. Auch die Gottesdienstzeiten bleiben in der Regel erhalten. Spätestens 2024 werden der neuen und größeren Gemeinde dann aber eineinhalb Pfarrstellen statt den bisherigen eindreiviertel zugeordnet. Löchgau werde dann eine Pfarrstelle mit 100 Prozent zugeordnet, Freudental eine Pfarrstelle mit 50 Prozent. Vorerst bleibe Pfarrerin Lächler für Löchgau und Pfarrer Maisenbacher für Freudental zuständig.

Bessere digitale Vernetzung der Pfarrbüros

Für die künftige Zusammenarbeit der beiden Pfarrbüros kümmere man sich um eine bessere digitale Vernetzung. In Löchgau habe man bereits neue Rechner angeschafft, die Versorgung mit neuen Rechnern soll bald auch in Freudental erfolgen. „Man schaut, dass es datenmäßig gut läuft“, meint Lächler. Dieses Jahr sei es noch ein Ausprobieren.

Ab sofort gebe es außerdem stets einen gemeinsamen Gemeindebrief. Bereits seit längerer Zeit war es üblich, die Termine der anderen Gemeinde in den eigenen Brief einzutragen.

Am 1. Dezember wurde auch der gemeinsame Kirchengemeinderat, bestehend aus zwölf Mitgliedern, von denen acht aus Löchgau und vier aus Freudental kommen, in einer „unechten“ Teilortswahl gewählt. Die Einsetzung des Gemeinderats erfolgt beim Fusionsfest am Sonntag, 26. Januar.

Fortan gibt es einen gemeinsamen Haushalt, über den der neugewählte Kirchengemeinderat verfügt. Alle Finanzmittel werden in der neuen Gemeinde zusammengeführt. Zweck- und ortsgebundene Mittel oder auch Spenden behalten aber ihre Zweck- und Ortsbindung. Dinge, die für den einzelnen Ort von Bedeutung sind, wie kleinere Maßnahmen an Gebäuden, Feste oder Entscheidungen besprechen und entscheiden die beiden Ortsausschüsse. „Wie die Zusammenarbeit innerhalb des neugewählten Kirchengemeinderats und mit den Ortsausschüssen erfolgt, wissen wir noch nicht. Es muss viel ausprobiert werden dieses Jahr“, so die Löchgauer Pfarrerin. Es sei im Vorfeld der Fusion aber schon angenehm abgelaufen, es habe „keine Kampfabstimmung“ gegeben, alles sei mit großer Mehrheit beschlossen worden.

Die Zusammenarbeit müsse sich jedoch auf vielen Feldern noch entwickeln, so auch in der Konfirmanden-, Kinder- und Jugendarbeit. Als Beispiele für Änderungen auf diesen Gebieten nennt Lächler den Austausch von Ideen oder die Möglichkeit, Ähnliches zur gleichen Zeit anzubieten. Damit könnten sich die Kinder und Jugendlichen die Zeit aussuchen, die für sie am besten passt. Bei der Konfirmandenarbeit könnte man etwas Großes organisieren, wie etwa eine gemeinsame Konfirmandenfreizeit, damit man „mehr miteinander unterwegs“ ist. Solange die hohen Konfirmandenzahlen in beiden Orten aber gleich bleiben, werde der Unterricht nach wie vor in Löchgau und Freudental stattfinden.

Ein Ziel der Fusion ist es als Gemeinde „nicht nur zusammenzuwachsen, sondern auch zusammen zu wachsen“. Für Maisenbacher darf der geistliche Aspekt dabei nicht zu kurz kommen: „Unser Wunsch ist es, das geistliche Leben in beiden Orten zu bestärken“. Seine Amtskollegin teilt diese Ansicht: „Wir wollen miteinander lernen und gemeinsam ausprobieren, wie man die Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes in unserer heutigen Zeit überzeugend kommunizieren und leben kann“. Wie groß ist die Hoffnung, dieses Ziel umzusetzen? „Wir sind auf dem Weg“, so Lächler. Das zeige auch das Motto des Fusionsfests, „Zusammen ist man weniger allein“, denn gemeinsam gebe man weniger schnell auf.

Info Den Auftakt zum Fusionsfest „Zusammen ist man weniger allein“ am Sonntag, 26. Januar, bildet ein Festgottesdienst,10 Uhr, mit Einsetzung des Kirchengemeinderates in der Peterskirche Löchgau. Ab 12 Uhr gibt es in der Schönenberghalle Freudental Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen. In der Aula der Grundschule Freudental findet ab 13.30 Uhr ein Kinderprogramm mit Zauberkünstler Micha Morino statt. Bei der Schlüsselübergabe um 13.45 Uhr in der Schönenberghalle Freudental tritt zudem die a-capella-Gruppe „Vocal Variety“ auf. In der Gemeindehalle Löchgau um 18 Uhr zeigt das Musikkabarett „Duo Camillo“ „Altarnative Wahrheiten“. Eintritt ist frei, Einlass ab 17.30 Uhr.

 
 
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