Pläne für Agri-Photovoltaik in Sersheim Oben Stromerzeugung, unten Blattsalat und Erdbeeren

Von Michaela Glemser
Neben der Maschinenhalle am Kreisverkehr zwischen Sersheim und Oberriexingen soll eine neuartige Photovoltaikanlage gebaut werden. Die Betreiber Hans Wörner(von links), Rolf Metzger und Thomas Wörner stellten das Projekt vor. Foto: /Martin Kalb

Neuartige Module erlauben die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen für Feldfrüchte und Photovoltaik.

Über unsere künftige Energieversorgung machen sich die Brüder Hans und Thomas Wörner aus Sachsenheim sowie Rolf Metzle aus Sersheim schon lange Gedanken. Deshalb betreiben sie seit vier Jahren auf dem Dach der Maschinenhalle von Metzle an der Umgehungsstraße zwischen Sachsenheim und Sersheim eine Solaranlage, deren erzeugter Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird. Jetzt haben die zukunftsorientierten Brüder eine neue Idee, die sie auf dem benachbarten Flurstück von Metzle im Gewann „Lange Furche“ verwirklichen möchten.

8000 Quadratmeter Fläche

Auf einer 8000 Quadratmeter große Fläche soll eine sogenannte „Agri-Photovoltaikanlage“ mit einer Leistung von rund 500 000 kWp entstehen. Für die neuartigen Module der geplanten Anlage hat ein Unternehmen aus Augsburg ein Patent inne, das im Frühjahr in der Hallertau in Bayern europaweit seine erste derartige Photovoltaikanlage erstellen möchte.

Die Module haben runde Röhren und ermöglichen damit eine gleichmäßigere Energieausbeute als die bekannten Flachmodule. „Das Besondere an der Anlage ist, dass die Module in vier Metern Höhe horizontal aufgeständert werden sollen, sodass unter den Modulen die Fläche weiterhin landwirtschaftlich mit Sonderkulturen wie Blattsalat oder Erdbeeren genutzt werden kann“, erläutert Hans Wörner. Die geplante Anlage sei zudem licht- und wasserdurchlässig, schütze die Pflanzen vor zu viel Sonneneinstrahlung und sei auch sturm- sowie hagelerprobt.

„Diese Doppelnutzung für die Landwirtschaft und die regenerative Energienutzung ist ein entscheidender Vorteil. Der Stromertrag einer solchen Anlage liegt in Deutschland bei rund 0,75 MWh pro Hektar jährlich und ist damit aufgrund der Licht- und Wasserdurchlässigkeit geringer als bei einer herkömmlichen Photovoltaikanlage. Der Stromvergütungspreis ist jedoch bei beiden Anlagemodellen gleich“, schildert Wörner. Dies genau ist auch der Knackpunkt der Investition, denn eine solche „Agri-Photovoltaikanlage“ muss sich natürlich auch für die Anlagenbetreiber wirtschaftlich rechnen.

Wunsch nach mehr Zuschüssen

„In Bayern hat Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger erkannt, dass die Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Flächen durch Agri-Photovoltaikanlagen echte Pionierarbeit ist und fördert diese Anlage mit entsprechenden Zuschüssen. Im baden-württembergischen Umweltministerium wurden diese Bitten nach Zuschüssen bisher nicht erhört“, bedauert Wörner.

Er will jetzt in Gesprächen mit den Stromnetzbetreibern Rahmenbedingungen erzielen, die den Betrieb einer Agri-Photovoltaikanlage vor den Toren Sersheims rentabel machen. Die Sersheimer Ratsmitglieder jedenfalls standen diesem Projekt bei einer Präsentation in der jüngsten Gemeinderatssitzung sehr positiv gegenüber.

Ziel: Start im Juli 2023

„Wir sind von dieser neuartigen Anlage wirklich überzeugt und haben uns vor Ort in Augsburg die Produktion der Module genau angeschaut. Es gab Versuchsprojekte in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan, die allesamt sehr erfolgreich verlaufen sind. Auch die Experten des Fraunhofer Instituts haben Interesse an einer wissenschaftlichen Begleitung einer solchen Anlage“, macht Wörner deutlich. Er kann sich, sollten alle Voraussetzungen stimmen, einen Start der Anlage im Juli kommenden Jahres vorstellen.

Die Aufständerung der Photovoltaikmodule wird lediglich in den Boden eingelassen. Insgesamt sollen bei der Sersheimer Anlage rund 7500 Module installiert werden.

 
 
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