Premiere der Studiobühne Perfekte Theaterchoreografie im Garten

Von Gabriele Szczegulski
 „Die Tür mit den sieben Schlössern“ als Openair-Version der Studiobühne Besigheim ist als Paradestück wie die komischen Wallace-Verfilmungen inszeniert. Es spielen von links: Kathrin Sudmann,  Armin Gosch, Claudia Hermann und Michael Rahms.⇥ Foto: Martin Kalb

Das Ensemble stellte in kürzester Zeit das Edgar-Wallace-Stück „Die Tür mit den sieben Schlössern“ im Steinhausgarten in Besigheim auf die Beine – ein kultureller Lichtblick des Sommers.

Innerhalb von sechs Wochen stellte die Besigheimer Studiobühne ein Sommertheater-Stück für den Steinhausgarten auf die Beine. Achim Enchelmaier, Regisseur des Openair-Stücks „Die Tür mit den sieben Schlössern“, ist nach der Premiere erleichtert: „Es war schon ein Risiko, wir konnten erst ganz spät gemeinsam proben und auch das Szenenbild und die Kostüme mussten innerhalb kürzester Zeit erstellt werden.“ Das sei nur mit ganz vielen Besigheimer Helfern möglich gewesen.

Genau das Richtige

Aber das gesamte Ensemble war sich einig, dass man trotz Corona-Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen spielen und „auch dem Publikum einen kleinen Lichtblick“ geben wollte, so Enchelmaier. Doch das geplante Stück „Der große Gatsby“ war in der Kürze der Zeit nicht umzusetzen. Da war das Edgar-Wallace-Stück, ganz in der Tradition der verschrobenen Verfilmungen, genau das Richtige.

Und tatsächlich, die Wahl war richtig. „Die Tür mit den sieben Schlössern“ ist ein unterhaltsames, spannendes und sehenswertes Stück, auch wenn es nicht zu den erfolgreichsten Werken des Krimiautors gehört. Dass das Ensemble der Studiobühne Lust auf das Theaterspiel hat, merkt man jedem Schauspieler und auch den anderen Beteiligten an. Sie spielen alle lustvoll und leidenschaftlich auf. Die textlastigen Monologe und Dialoge – kein Problem für die Laienschauspieler. Auch wenn der erste Teil der Inszenierung da und dort etwas langatmig ist und durchaus manches noch hätte gekürzt werden können, im zweiten Teil wird die Spannung so richtig aufgebaut und das Spiel nimmt rasant an Fahrt auf, was das Publikum mit Zwischenapplaus goutiert.

Vor allem, weil es dann im Garten des Besigheimer Steinhausgartens auch so langsam dunkel wird und die Beleuchtung, der Nebel und die gruselige Stimmung so richtig zur Geltung kommen. Die Studiobühne bespielt bei diesem Stück den gesamten Garten und das bietet Regiseur Achim Enchelmaier die Möglichkeit zu einer regelrechten Theaterchoreografie. Das Szenenbild ist klug aufgebaut, es bietet Verstecke hinter den verschachtelten Waldwänden. Das Steinhaus geht perfekt als Schloss durch und später als Hintergrund für eine düstere Gruft. Alle Kulissen wurden von den Jugendlichen der Studiobühne gefertigt und bemalt.

Armin Gosch, der Vorsitzende der Studiobühne, gibt den Inspektor Bliss in Hawaiihemd, das ganz am Schluss seine Bedeutung erhält. Ganz im Sinne der Wallace-Verfilmungen sind alle Charaktere überzogen, verschroben und etwas verrückt dargestellt und gespielt. Gosch verkörpert gut den Kriminaler, der sich Respekt verschaffen will, aber doch nicht immer alles im Griff hat. Überhaupt, das gesamte Ensemble ist in Spiellaune. Silas Körner, der junge Mann, spielt den verrückten Wissenschaftler Doktor Stiletto zum Niederknien, die meisten Lacher erntet er. Claudia Hermman als Miss Purple ist die Rolle der Miss-Marple-Kopie wie auf den Leib geschneidert. Wie sie mit ihrem Regenschirm hantiert und so das Geschehen dirigiert– köstlich. Kathrin Sudmann als Juristin und Schlossverwalterin Mrs. Havalook im grauen Kostüm und unglaublicher Lache, immer wenn sich Sätze reimen, ist voll in ihrem Element. Ramona Karst als Sybil Lansdown spielt dynamisch, flirtet mit dem Monster genauso wie mit dem Inspektor mit vollem Körpereinsatz. Und als Höhepunkt kommt Achim Enchelmaier selbst als Elias Cut ins Spiel und verbreitet mit großer Heckenschere und Elektrosäge Angst und Schrecken und mit seinen im Stakkato ausgespuckten Sätzen lässt er auch bei den Zuschauern eine Gänsehaut entstehen. Was das Ensemble vorhatte, trotz Corona das Publikum zu unterhalten in dieser fast kulturlosen Zeit, ist gelungen und aller Ehren wert.

Info Die Studiobühne Besigheim spielt „Die Tür mit sieben Schlössern“ noch am 7., 8., 9., 14., 15., 16., 21., 22. und 23 August, jeweils um 20  Uhr im Garten des Steinhauses. Es sind 99 Zuschauer zugelassen. Reservierungen online oder per Telefon, (07143) 96 70 53, möglich. Auf der Homepage gibt es ein Video zu den Corona-Schutzmaßnahmen.

www.sb-besigheim.de

 
 
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