Radrennfahrer des MSC Ingersheim peilt bei der WM das Finale an BMX-Star Heil hat keine Angst vor olympischer Konkurrenz

Von Andreas Eberle
Stefan Heil vom MSC Ingersheim kämpft am Sonntag bei der BMX-Weltmeisterschaft in den Niederlanden um einen Platz im Elite-Finale. Als Favorit startet Olympiasieger Niek Kimmann. ⇥ Foto: Privat

Stefan Heil vom MSC Ingersheim zählt zu den besten Elitefahrern Europas und träumt von Olympia 2024. Bei der WM in Holland peilt er das Finale an.

Das Vorbild von Stefan Heil ist ein Mann, der mit BMX eigentlich gar nichts am Hut hat: der italienische Motorradrennfahrer Valentino Rossi, mit neun WM-Titeln einer der erfolgreichsten Piloten der Geschichte. „Er pfeift auf den Druck von außen und macht seinen Sport, weil er einfach Bock drauf hat. So eine Einstellung schaut man sich als junger Leistungssportler gern ab“, sagt das 22-jährige Aushängeschild des MSC Ingersheim.

Heil gilt beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) als großer Hoffnungsträger. An diesem Wochenende will der gebürtige Oberbayer wieder bei der Elite – der ranghöchsten Klasse im BMX-Race – für Aufsehen sorgen. Bei der Weltmeisterschaft in Papendal (Niederlande) ist er ein heißer Kandidat fürs Finale. Und vielleicht sogar für eine Medaille. „Bei einer WM kann immer alles passieren. Da fährt jeder um sein Leben“, stellt Heil fest.

Dass die Konkurrenz auch aus vielen Olympia-Teilnehmern besteht, schreckt ihn keineswegs. „Ich werde mir nicht in die Hose machen, wenn da einer neben mir steht. Mit meinen Zeiten kann ich es auch mit den Top-Leuten aufnehmen“, sagt der in Plochingen wohnende MSC-Fahrer selbstbewusst. Zumal von den drei Weltstars, die bei Olympia aufs Podest geflitzt sind, nur der niederländische Goldmedaillengewinner und Lokalmatador Niek Kimmann das Feld beehrt. Der Engländer Kye Whyte ist laut Heil positiv auf Corona getestet worden und fehlt ebenso wie Carlos Ramirez aus Kolumbien, der einen Urlaub vorgezogen habe.

Bereits seit Anfang der Woche weilen Heil und seine beiden Ingersheimer Mitstreiter Julian Schmidt und Philip Schaub in Holland. Vier Trainingseinheiten absolviert das Trio von Mittwoch bis Samstag auf der Strecke. Ab Sonntagmorgen stehen dann die drei Vorläufe sowie die Ausscheidungsrennen an – und im Optimalfall gelingt der Einzug ins Finale der besten acht Fahrer. „Das große Problem ist das Wetter, denn es regnet sehr viel. Die Strecke ist ziemlich aufgeweicht“, berichtet Heil von schwierigen Bedingungen vor Ort.

Die Altersbeschränkung im Bayern-Kader, in dem nur Talente bis 19 Jahre zugelassen sind, war 2017 der Grund, warum er als 18-Jähriger an den Olympiastützpunkt Stuttgart und ins dortige Sportinternat gewechselt ist. Für Heil hat sich der Umzug vom heimischen Kolbermoor (Kreis Rosenheim) nach Schwaben gelohnt. Innerhalb kurzer Zeit katapultierte er sich in die nationale und europäische Spitze. Dabei profitierte er zum einen davon, dass er sich als Sportsoldat und Mitglied der Bundeswehr-Sportfördergruppe voll auf die BMX-Karriere konzentrieren kann. Zum anderen führt der Formel 1- und MotoGP-Fan seine Leistungsexplosion auf die exzellenten Trainingsmöglichkeiten zurück. Im Stadtteil Münster befindet sich die einzige Supercross-Bahn in Deutschland, die dem internationalen Standard des Weltradsportverbands UCI entspricht und für Weltcups geeignet ist.

Vizeeuropameister bei der U23

2020 wurde Heil in Berlin zum ersten Mal Deutscher Meister, das Kunststück wiederholte er Anfang Juli auf seiner Hausstrecke in Stuttgart. Eine Woche später sprang für ihn bei der EM im belgischen Zolder in der Altersklasse U23 Platz zwei heraus. Nur der Schweizer Cedric Butti war im Finale flotter.

„Es kommt nicht oft vor, dass junge Fahrer in der Elite ganz vorne mitfahren können. In unserem Sport ist Erfahrung extrem wichtig. Die meisten Topfahrer sind darum zwischen 25 und 30 Jahre alt“, sagt Heil und bekräftigt: „Für meine 22 Jahre habe ich schon einiges an Erfahrung gesammelt.“

Das Ende der Fahnenstange scheint noch längst nicht erreicht. Das MSC-Ass träumt von den Olympischen Sommerspielen 2024 in Frankreich. In Japan war der BDR zuletzt mit keinem BMXer vertreten – weil Deutschland aufgrund diverser Verletzungen seiner Spitzenfahrer zu wenig Punkte gesammelt und im Länderranking nur Rang 13 belegt hatte. Lediglich die Nationen auf den Plätzen eins bis elf waren für Tokio qualifiziert. In drei Jahren soll es anders laufen. „Ich bin zuversichtlich, 2024 in Paris dabei zu sein“, sagt Heil. Am Sonntag kann er in den Niederlanden zeigen, dass er das Zeug dazu hat.

Zusatzinfo

Neben Stefan Heil sind am Wochenende noch zwei weitere Elite- Fahrer des MSC Ingersheim bei der Weltmeisterschaft in den Niederlanden im Einsatz – der ebenfalls aus Bayern (Erlangen) stammende Julian Schmidt sowie Philip Schaub. Der Pleidelsheimer war 2019 Deutscher Meister im BMX-Race, so dass der Titel in den drei vergangenen Jahren stets an den Motor-Sport-Club ging. 2020 und 2021 triumphierte jeweils Heil. Bei der jüngsten DM in Stuttgart waren seine Teamkollegen Schaub und Schmidt im Finale in einen heftigen Sturz verwickelt und schieden aus. Derweil steht die nächste Fahrer-Generation beim MSC bereits am Startgatter: Der achtjährige Jona Brosz aus Hessigheim gewann bei den nationalen Titelkämpfen in der Alterklasse Boys 8 alle seine drei Vorläufe und wurde letztlich Vizemeister.

 
 
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