Rapper RIN zu seinem neuen Album „Kleinstadt“ „Bietigheim ist meine Bubble“

Von Heidi Vogelhuber
Der Bietigheimer Rapper RIN veröffentlicht sein neues Album „Kleinstadt“. ⇥ Foto: brownshootta

Rapper RIN zu seinem neuen Album „Kleinstadt“

An diesem Freitag veröffentlicht der Rapper RIN sein drittes Album, das den Titel „Kleinstadt“ trägt. Der berühmte 27-Jährige ist ein waschechter Bietigheimer. Renato Simunovic, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, wurde in Bietigheim-Bissingen geboren, ist hier aufgewachsen, hat die meiste Zeit seines Lebens in der Altstadt gewohnt. Auch heute wohnt er noch in der schwäbischen Provinz. Hat RIN seiner Heimat nach Songs wie „Bietigheimication“ nun ein ganzes Album gewidmet?

„Ich mag es, mit Alben Welten aufzubauen. Es ist eine zweite Realität, die ich den Leuten biete. Und dieses Mal ist die Realität sehr nah an meiner echten“, erklärt RIN im Gespräch mit der BZ. Sein letztes Album trug den Titel „Nimmerland“ und galt keinem realen Ort. In diesem Album finde sich der Hörer nun in einer Kleinstadt wieder. „Es geht um die tatsächliche Verwertung meiner Welt“, sagt er. Und so finden sich Verweise auf sein Umfeld. Im Song „Sado“ gönnt sich der Musiker „ein Gelato bei Calabrese“, in „Yugo“ fährt er am Kullman’s in Ludwigsburg vorbei, in „Dirty South“ erwähnt er das Bietigheimer Autohaus Wildermuth.

Ja, er habe sein eigenes Kleinstadt-Leben einfließen lassen. Es sei aber auch allgemeingültig. „Kleinstadt ist nur ein Begriff. Es geht mehr um die Art und Weise zu leben. Selbst jemand, der mitten in Berlin wohnt, kann ein sehr kleinstädtisches Leben führen.“ Man könne sich auch in der Großstadt seine Bubble bilden im Kiez. Das Leben sei dann sehr ähnlich zu dem, das man beispielsweise in Bietigheim führen würde, erklärt er. „Die meisten Menschen wollen sich limitieren, machen es sich gemütlich.“ Deshalb sei der Begriff „Kleinstadt“ nicht so wortwörtlich zu nehmen. Man könne ihn aber wortwörtlich nehmen – und das sei der Clou am Titel.

Wer dem Künstler auf der Plattform Instagram folgt, konnte in dessen Story sehen, dass er am vergangenen Sonntag beim Sportplatz im Ellental mit Freunden abhing und sich das Kreisliga-Spiel FC Mezopotamya Bietigheim gegen die Spvgg Besigheim II anschaute. Unter anderem in Gesellschaft seines Rap-Kollegen Bausa. Auch Julian Otto ist ein erfolgreicher Rapper und auch er ist aus Bietigheim. „Wenn’s klappt, wenn wir beide da sind, schauen wir gerne zusammen Kreisliga“, sagt RIN. „Ich mag das. Ich mag das Einfache. Ich mag’s da sonntags hinzugehen, mir eine rote Wurst reinzuziehen und zuzuschauen.“ Ob er auch mal selbst spiele? „Nein, nein, nein. Absolut nicht“, antwortet er vehement und lacht.

Nicht zum ersten Mal hat RIN seinen Aufenthaltsort via Instagram preisgegeben. Er filmte sich auch schon beim Essen im Döner-Laden Ecke Kronenbergstraße/Talstraße oder beim Chillen im Bürgergarten. Nahbar gibt sich der Rapper, der bisher bereits über 2,7 Millionen Tonträger verkauft hat. „Bietigheim ist meine Bubble. Die Leute haben sich daran gewöhnt, mich zu treffen“, erklärt er. Jüngere kämen schon und würden ganz lieb nach einem Foto fragen. Der Bitte komme er auch gerne nach. „Aber es ist nie so, dass es aufdringlich ist“, sagt er. „Die meisten sehen mich ja auch fast jeden Tag irgendwo. Es gibt wenige Menschen, die noch kein Foto mit mir haben, wenn sie es wollen“, sagt er und lacht. Hier habe er sein Leben zurück. „Ich habe mit das normalste und gemütlichste Leben von allen“, vergleicht sich der Bietigheimer mit seinen Kollegen aus der Musik- und Unterhaltungsbranche. „Ich kann’s mir hier noch erlauben, ganz normal zu leben.“

Und doch sei es ein 24-Stunden-Job. Daher war es Renato Simunovic wichtig, dass er sein Aufnahmestudio in der Nähe, aber nicht in seinem Haus hat. „Wenn man’s nicht trennt, frisst es einen auf. Dadurch, dass du ja keine festen Arbeitszeiten hast, wirst du verrückt irgendwann. Ich lebe jetzt seit sieben oder acht Jahren in diesem Zeitrhythmus. Ohne Wochenende, ohne Feiertag. Wenn es etwas zu tun gibt, gibt’s halt etwas zu tun.“ Deshalb haben er und seine Freunde angefangen, den Sonntag als Ruhetag anzunehmen, wenn es der Terminkalender zulasse. Und zwar mit einem Ritual, das sie auch öffentlich in den sozialen Medien zelebrieren: dem Sonntagskuchen. Das Gebäck markiert den Sonntag, den freien Tag, das Ende einer weiteren Woche. „Als kleiner Anker. Sonst fließt dir die Zeit einfach durch die Finger. Du verlierst das Zeitgefühl, wenn du dir nicht ein paar kleine Stepstones einbaust. Sonst fließt die Zeit weg und du weißt nicht, wo sie hin ist.“

Ein berühmter Rapper in Hausschuhen in seinem Haus in Bietigheim mit einem Stück Sahnetorte. Kleinstadt eben.

 
 
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