Rettungsgrabungen Löchgau Mittelalterliche Funde in der Nonnengasse werden gerettet

Von Helena Hadzic
Vor dem Bau des Arztgebäudes werden in der Nonnengasse in Löchgau Funde aus Mittelalter und Neuzeit ausgegraben. Foto: /Martin Kalb

Vor Beginn der geplanten Errichtung einer Hausarztpraxis in der Ortsmitte Löchgau, werden Anfang 2023 Siedlungsreste aus dem Mittelalter geborgen. Frühestens Ende nächsten Jahres kann mit dem Bau der Praxis begonnen werden.

Knapp acht Monate ist es her, dass sich der Gemeinderat mit den Planungen der Umgestaltung der Ortsmitte befasst hat. Seit einer Voruntersuchung im Sommer ist klar, dass vor der Umsetzung in der Nonnengasse noch einiges getan werden muss: Siedlungsreste des Hoch- und Spätmittelalters sowie der Neuzeit müssen geborgen werden – darunter ein tief reichender Brunnen.

Das Landesamt für Denkmalpflege hält deswegen Rettungsgrabungen für notwendig. Nach vier eingeholten Angeboten hat man nun die „ArcheoBW“ dafür ausgewählt – das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag einstimmig beschlossen. „Wirtschaftlich gesehen liegt dieses Angebot am nächsten“, sagte Robert Feil, Bürgermeister der Gemeinde Löchgau.

Die Frühzeit des Ortes

Im Juli wurden verschiedenste Gruben und Pfostenlöcher im östlichen Areal jenseits der Parkplätze des Baugebiets gesichtet, die aufgrund der Keramik dem Früh-/Hochmittelalter zugeschrieben werden können – und „somit in die Frühzeit des Ortes gehören“, meint das Landesdenkmalamt. Im Parkpatzbereich wurden verfüllte Keller aus der frühen Neuzeit oberflächlich freigelegt. Diese seien auf der Kartierung des Urkatasters noch nicht besiedelt gewesen. Das Landesdenkmalamt rechnet damit, dass die Funde als Kulturdenkmale der Erhaltungspflicht unterliegen. Gegenstand der Rettungsgrabungen ist ein Bereich von ungefähr 800 Quadratmetern.

Die interessanten Funde bergen aber auch Probleme: Sollten sich die Siedlungsreste in einem „besonders guten Erhaltungszustand“ befinden, diese aber durch das Bauvorhaben nicht geschützt werden können, würde die Folge eine vollständige Untersuchung bedeuten – dies könne zu Flächenerweiterungen führen, so das Landesamt für Denkmalpflege in der Leistungsbeschreibung für die archäologische Grabung in Löchgau. Dort heißt es weiter, dass bei der Legung des Fundaments erhaltenswerte Bodendenkmäler berücksichtigt und die Arbeiten an Kanal- und anderen Leitungsstraßen archäologisch begleitet werden müssten.

Matthias Stickel (CDU) fragte in diesem Zusammenhang, ob das Bauvorhaben unter Umständen komplett eingestellt werden könne, wenn wichtige Funde geborgen würden. Bürgermeister Feil gab sich sicher: „Das wird wahrscheinlich nicht passieren“. Er gehe davon aus, dass man Ende 2023 mit dem Bauvorhaben beginnen könne – ab Abfang des kommenden Jahres könne mit den Rettungsgrabungen begonnen werden. Diese werden vermutlich, so die Einschätzung der ArcheoBW, sechs Wochen andauern und voraussichtlich bis Ende Februar abgeschlossen sein.

Ein Wissenschaftler werde für die ArcheoBW die Rettungsgrabungen leiten. Er wird von einem vierköpfigen Team unterstützt werden. Die Kosten werden auf 100 000 Euro geschätzt. Aber auch diese Zahl könne sich im Verlauf der Rettungsgrabungen noch ändern – das hänge individuell vom Fundus ab.

Das Arztgebäude

Wenn alles im Frühjahr 2023 nach Plan verläuft, werde Ende nächsten Jahres mit dem Bau der Hausarztpraxis begonnen, die zudem acht Wohneinheiten für Seniorinnen und Senioren vorsieht sowie Lagerräume für die Gemeinde. Der Gemeinderat hat beschlossen, den Bau über die Gemeinde Löchgau Immobilien- und Verwaltungs-GmbH erfolgen soll – dies habe den Vorteil, dass das Bauvorhaben in eigener Hand bleibe und die Objekte sich wirtschaftlich selbst tragen, so Bürgermeister Feil: „Die Immo-GmbH wird dadurch auch gestärkt.“ Architekt Michael Kerker erklärte, dass sich an der Bauplanung nun aber etwas verändert habe – diese fiele nun komprimierter aus wegen des Untergeschosses. Die Sozialräume haben sich dort in den Kernbereich verschoben.

Eine Kostenvoranschlag liegt aber noch nicht vor – das kritisierte Birgit Griesinger (FWL): „Das kann ich nicht nachvollziehen bei so einem Millionenprojekt“, sagte sie. Bürgermeister Feil meinte, die Planung sei noch zu dynamisch. Deswegen sei es derzeit schwer, eine Schätzung abzugeben. Griesinger enthielt sich daher bei der Beschlussfassung, der Rest stimmte für das von der Verwaltung vorgeschlagene Vorgehen.

 
 
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