Riesen: Zwölfter Sieg in Serie Herzog spielt sich ins Rampenlicht

Von Andreas Eberle
Der herausragende Riesen-Youngster Lukas Herzog (rechts) zieht dynamisch zum Korb – und lässt sich dabei auch nicht vom Gießener Brandon Thomas aufhalten. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Das Riesen-Eigengewächs stellt beim 99:85 gegen das Schlusslicht aus Gießen mit 15 Punkten eine persönliche Bestleistung auf. Trainer Patrick ist trotz Sieg Nummer zwölf in Serie unzufrieden.

John Patrick steckte im Zwiespalt der Gefühle. Einerseits freute sich der Coach über den neuen Vereinsrekord, den seine MHP Riesen Ludwigsburg am Samstagabend aufgestellt hatten – das 99:85 gegen den Tabellenletzten Gießen 46ers war der bereits zwölfte Sieg in Serie. Doch andererseits war die Leistung seiner Schützlinge keine Offenbarung und für Ludwigsburger Verhältnisse eher unterdurchschnittlich. „Ich bin mit dem Spiel zufrieden, da wir gewonnen haben und bin dennoch unzufrieden, da wir viel besser hätten spielen können“, brachte es Patrick auf den Punkt.

Für einen galten die kritischen Untertöne in der Analyse des Trainers allerdings nicht: Lukas Herzog. Das 19-jährige Eigengewächs mit der Nummer elf trumpfte in der MHP-Arena groß auf. Herzog stellte mit 15 Punkten nicht nur einen neuen Bundesliga-Bestwert in seiner noch jungen Profikarriere auf, sondern konnte mit +23 auch den besten Plus-Minus-Wert aller eingesetzten Korbjäger vorweisen. „,Luki’ war heute mit Abstand der Man of the Match (Mann des Spiels)“, lobte Patrick den Youngster.

Koloss Bryant macht Probleme

Herzogs Gegenstück auf Gießener Seite personifizierte sich im gut 14 Jahre älteren John Bryant – auch wenn die beiden optisch und was Alter, Position und Spielweise anbelangt wenig gemein haben: hier das leichtfüßige und drahtige 1,86-Meter-Talent Herzog, dort der erfahrene 135-Kilo-Koloss, der so gar nicht aussieht wie ein Profisportler. Und doch verfügt der 2,11 große Center aus Kalifornien immer noch über enorme Qualitäten. Bryant, 2014 Meister mit dem FC Bayern und zweifacher MVP, avancierte mit 20 Zählern zum Topscorer der Mittelhessen – so viele Punkte schaffte sonst nur Ludwigsburgs Point Guard Jaleen Smith. Bryant traf 80 Prozent seiner Würfe, darunter drei von vier Dreiern, und stellte damit alle seine Teamkollegen in den Schatten.

Gerade in der Anfangsphase hatten die Riesen mit dem früheren Ulmer Riesenprobleme. „Wir sind sehr langsam ins Spiel gekommen und nicht bereit gewesen, um gegen John Bryant zu spielen“, sagte Patrick und zeigte sich etwas verwundert. Schließlich hatten er und sein Assistent David McCray vor dem wuchtigen Center gewarnt und der Mannschaft im Zuge der Vorbereitung viele Videos gezeigt. Patrick: „Jetzt wissen auch unsere neuen Spieler, wie gut er ist.“

Mit 28:22 ging das erste Viertel – vor allem dank Bryant – an Gießen. Sollten die Seriensieger aus der Barockstadt ausgerechnet gegen einen Hinterbänkler stolpern? Die Antwort lautete nein. Mit der Einwechslung von Herzog und Jacob Patrick kam die gefürchtete Ludwigsburger Ganzfeldpresse wieder zum Tragen – mit dem Ergebnis, dass die 46ers fortan immer wieder Ballverluste zu beklagen hatten, letztlich 15 an der Zahl. Zum Vergleich: Die Mannen in Gelb erlaubten sich in den gesamten 40 Minuten nur fünf Turnovers.

Während Gießen nach dem starken Start aus dem Rhythmus geriet, machte der Favorit ab dem zweiten Durchgang Schluss mit lustig. Mit einem 13:0-Lauf zum 32:28 übernahmen die Riesen die Führung, nach 30 Minuten lag Ludwigsburg gar mit 78:60 vorne. Und als es in der Crunchtime plötzlich noch mal eng wurde und das Polster auf nur noch sechs Punkte geschrumpft war, übernahm Herzog selbstbewusst das Ruder und versenkte zwei Dreier innerhalb von 32 Sekunden.

„Die Ludwigsburger konnten heute ihren Stiefel durchspielen und haben uns ordentlich unter Druck gesetzt“, analysierte Gästetrainer Rolf Scholz. Riesen- Coach John Patrick brach derweil eine Lanze für seinen Landsmann und Namensvetter Bryant. „Alle sprechen über seine Fitness, aber er hat letzte Woche und auch diese Woche sehr gute Spiele abgeliefert“, sagte der 52-jährige US-Amerikaner. „Man hat gesehen, dass er ein süßes Händchen hat. Als wir zu weit weg waren, hat er fast alles getroffen.“

 
 
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