Sachsenheim Klimastabile Mischwälder sind das Ziel

Von Michaela Glemser
Revierförster Theo Wöhr (3.v.r.) erläuterte mit dem Forstsachverständigen Matthias Wenzel (2.v.r.) und dem Fachbereichsleiter für den Forst beim Landratsamt Ludwigsburg Dr. Simon Boden (r.) den Gemeinderäten den aktuellen und angestrebten Zustand des heimischen Forstes. Foto: /Oliver Bürkle

Die Sachsenheimer Gemeinderäte informieren sich beim Waldbegang über den Zustand und die Fortentwicklung des Forstes. Die Eichenbestände sollen auf 42 Prozent vergrößert werden.

Stolz ragen die jungen Eichenbäume in die Höhe. Sie sehen trotz zurückliegenden Trockenperioden vital und frisch aus.

Im Jahr 2019 bot sich in diesem Waldabschnitt am Fuße des Baiselsbergs noch ein ganz anderes Bild. Damals dominierten dort die Fichtenbestände, die im Februar 2020 dem Sturm „Sabine“ zum Opfer fielen. „Noch im Frühjahr 2020 haben wir auf diesem Areal mit der Anpflanzung von Eichen, Baumhaseln und Elsbeeren begonnen. Die jungen Bäume sind ganz wunderbar gediehen und kommen ohne Bewässerung aus“, machte der zuständige Revierförster Theo Wöhr deutlich.

Auch die Gemeinderäte zeigten sich beeindruckt von der Optik der Pflanzen, die Teil eines ersten von fünf „Waldbildern“ waren, die bei einem Waldbegang im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung gezeigt wurden. Anlass dafür war der Beschluss zur Forsteinrichtung der Stadt Sachsenheim für die Jahre 2023 bis 2032. Am Rande der Kulturfläche wuchsen Hainbuchen und Ahornbäume, die sich in den kommenden Jahren auch noch unter die jungen Eichen mischen sollen.

Mischwälder möglichst erhalten

„Es ist unser Ziel, möglichst Mischwälder zu erhalten, die mit den Bedingungen des Klimawandels am besten zurechtkommen. Eine Eichenmonokultur wollen wir nicht“, unterstrich Wöhr. Er führt mit seinen Mitarbeitern auf besagter Kulturfläche jährlich eine Kultursicherung durch. Dass die Fichten im Sachsenheimer Forst immer weniger werden und inzwischen einen Anteil von nur noch fünf Prozent gegenüber 38 Prozent Eichen und 23 Prozent Buchen erreicht haben, zeigte sich auch beim nächsten Waldabschnitt, an dem die Gemeinderäte Station machten. „Bisher haben wir immer noch gedacht, wie können wir die sturm- und käfergeschädigten Fichten an dieser Stelle retten. Aber jetzt warten wir nicht mehr ab, sondern holen die Fichtenbäume aus diesem Abschnitt in den kommenden fünf Jahren aus dem Wald heraus“, erläuterte Förster Wöhr. Während das Fichtenholz zu möglichst guten Preisen auf dem Bauholzmarkt verkauft werden soll, wird die Fläche am Baiselsberg ebenfalls mit Eichen und Mischbaumarten bepflanzt.

Zunehmend Probleme mit der Trockenheit und den Auswirkungen des Klimawandels haben auch die Kiefernbäume im Sachsenheimer Forst. „Im Wald liegt jetzt die jährliche Durchschnittstemperatur bei 10,4 bis 10,5 Grad. Diese Erwärmung um 1,5 Grad in den vergangenen Jahren ist für die Kiefern problematisch“, schilderte Wöhr.

Borkenkäfer setzt Kiefern zu

Zudem macht der Borkenkäfer auch den Kiefern zu schaffen, deren Bestand aktuell auch noch bei rund fünf Prozent liegt. Als große Herausforderung für die kommende Jahre bezeichnete es Revierförster Wöhr, die alten Eichwaldbestände zu verjüngen.

Rund ein Drittel der 1200 Hektar Stadtwaldfläche ist einem älteren Waldbestand zuzuordnen. Eine natürliche Waldverjüngung lässt sich nur erreichen, wie beim letzten der begutachteten Waldbilder deutlich wurde, wenn auch die Wildbestände im Sachsenheimer Forst entsprechend reguliert werden, denn vor allem junge Eichenbäume stehen auf dem Speiseplan von Rehen und Co ganz weit oben. „Wir verfolgen eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und sind den Generationen vor uns dankbar, dass sie den Wald so für uns erhalten haben. Unsere Verpflichtung ist es, den Wald ebenso für die nachfolgenden Generationen zu bewahren“, unterstrich Burkhard Böer, der als Revierförster ebenfalls für den Sachsenheimer Forst zuständig ist.

Forstsachverständiger Matthias Wenzel, der mit den beiden Revierförstern in den vergangenen Wochen und Monaten den Sachsenheimer Wald im Detail begutachtet hat, stellte den Gemeinderäten nach dem Waldbegang die Grundzüge der zehnjährigen Forsteinrichtung vor.

42 Prozent Eichen angestrebt

So werden langfristig von allen Beteiligten Anteile von 85 Prozent Laub- und 15 Prozent Nadelbäumen im Stadtwald angestrebt. Gerade die Eichenbestände sollen auf 42 Prozent vergrößert werden. Die Überführung in klimastabile Mischwälder ist dabei das große Ziel. Bei der Durchforstung soll eine gute Kronenentwicklung der vitalen Bäume im Fokus stehen. Neupflanzungen sind auf 13 Hektar Waldfläche vorgesehen, Naturverjüngung auf 69,7 Hektar.

Hinzu kommt die umfassende Pflege der Jungbestände auf weiteren 107,6 Hektar Fläche. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2032 im Sachsenheimer Wald 56 500 Kubikmeter Holz genutzt werden. Darunter sind gerade die sich auflösenden Fichtenbestände, aber auch schwache Altbestände.

„Uns ist es wichtig, dass unser Wald in Sachsenheim auch künftig seine Nutz-, Erholungs- und Schutzfunktionen erfüllen kann. Dafür sind wir dankbar und dies wollen wir auch den künftigen Generationen erhalten“, stellte Bürgermeister Holger Albrich abschließend klar.  

 
 
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