Sachsenheim Leidensweg bewusst mitgehen

Von Michaela Glemser
Die Klasse 9c hat einen Kreuzweg mit Gemälden von Sieger Köder erstellt Foto: /Martin Kalb

Schüler des Sachsenheimer Lichtenstern-Gymnasiums gestalten Kreuzweg-Stationen mit Bildern von Sieger Köder. 

Wer in den sogenannten „stillen Tagen“ vor dem Osterfest Ruhe und Einkehr sucht, sollte den Park des evangelischen Lichtenstern-Gymnasiums besuchen. Dort haben die Schüler der Klasse 9c vor dem „Schlössle“ gemeinsam mit ihrem Lehrer Tobias Schmitt Stationen des Kreuzwegs aufgebaut. „Zur Einführung in das Thema haben wir eine Filmdokumentation über die Via Dolorosa in Jerusalem angeschaut. Dies hat die Schüler sehr bewegt“, erläutert Schmitt.

Zur optischen Gestaltung der einzelnen Kreuzweg-Stationen hat Tobias Schmitt beeindruckende Bilder des bekannten mittlerweile verstorbenen Priesters und Künstlers Sieger Köder aus Aalen-Wasseralfingen ausgewählt. Die Jugendlichen sollten sich ihre Gedanken zu den Gemälden machen, Impulse formulieren sowie Lieder und Gebete auswählen.

„Anderer Bezug zum Leidensweg“

„Bei der Beschäftigung mit dem Kreuzweg wurde mir die Bedeutung der Fasten- und Passionszeit noch einmal richtig bewusst. Ich habe einen ganz anderen Bezug zum Leidensweg Jesus bekommen“, macht Nico Munding deutlich. Er steht vor allem gerne vor dem Bild, auf dem Simon von Cyrene Jesus hilft, das schwere Kreuz zu tragen. „Das lässt sich auch auf unsere Zeit übertragen und gibt Hoffnung, dass wir nicht alleine sind und auch in scheinbar ausweglosen Situationen Unterstützung erhalten“, sagt Nico Munding.

Für seinen Lehrer Tobias Schmitt war es wichtig, dass sich seine Schüler, egal welchen Glauben sie haben, in die Lage von Jesus hineinversetzen können und sich verdeutlichen, welches Leid der Sohn Gottes für die Menschen auf sich genommen hat. „Das hat auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben gefördert, denn wir haben uns einerseits die Frage gestellt, wann wir aus fester Überzeugung bis zur letzten Konsequenz für etwas einstehen“, betont Tobias Schmitt.

Andererseits kam aber auch bei den Jugendlichen die Frage danach auf, warum Gott es zuließ, dass sein Sohn so furchtbar leiden musste und schließlich am Kreuz starb. Mögliche Antworten finden sich an der sechsten Station mit dem Bild von Jesus am Kreuz. „Jesus hat Gott vertraut und macht dadurch uns Menschen Mut für die bedingungslose Liebe“ haben die Schüler unter das Bild geschrieben.

„Nachdem wir diesen Kreuzweg gestaltet hatten, ist es mir noch einmal so richtig deutlich geworden, dass Jesus für uns Menschen gestorben ist. Ich kann dies jetzt viel mehr wertschätzen“, sagt Paul Bauer.

Auch Schüler, die bisher in ihrem Glauben wenig Berührungspunkte mit dem Kreuzweg hatten, haben wertvolle Erkenntnisse gewonnen. „Ich verstehe jetzt besser, was der Kreuzweg und Ostern für die Christen bedeuten und welche Gefühle sie in dieser Zeit bewegen“, so Arezu Rezai.

Lehrer Tobias Schmitt initiierte, dass sich die Schüler aller Glaubensrichtungen an den Stationen des Kreuzwegs wiederfinden und sich dazu ihre eigenen Gedanken machen. „Wir haben die unterschiedlichen Fragen im Unterricht auch sehr differenziert diskutiert. Ich war wirklich überrascht über die Vielzahl an Gedanken und Impulsideen, welche die Schüler zu den einzelnen Bildern und Stationen hatten“, sagt Tobias Schmitt. Ihn hat vor allem die letzte Station mit dem Bild von Maria aus Magdala am leeren Grab von Jesus beeindruckt. „Auf dem Friedhof hat Sieger Köder auch die Gräber von Muslimen und Juden gezeichnet. Zudem sprießen zwischen den Grabsteinen die Davidrosen als Symbol dafür, dass Jesus den Tod überwunden hat“, erläutert Tobias Schmitt. Gerade die eintretende Morgenröte, die darauf hindeute, dass etwas Neues beginne, ist für Schmitt als Einladung Gottes zu verstehen, diesen neuen Weg mit ihm zu gehen.

Anlass zur Besinnung

Die Schüler hoffen, dass der Kreuzweg möglichst vielen Besucher Anlass zur Besinnung und zum Nachdenken auch über das eigene Leben bietet, um danach gestärkt und voller Zuversicht in den Alltag zurückzukehren. „Wir wollen unsere Gedanken zu den einzelnen Stationen gerne weitergeben und unsere ausgesuchten Gebete und Lieder sprechen gerade auch junge Menschen an“, unterstreicht Amelie Weller.

 Michaela Glemser

 
 
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