Sachsenheimer Feuerwehr hilft Erdbebenopfer 37 Fahrzeuge voll mit Hilfsgütern

Von Rena Weiss
Nach einem Erdbeben der Staerke 6,4 in Kroatien am 29. Dezember 2020, stellten die Feuerwehren aus Baden-Württemberg in den letzten Tagen Hilfslieferungen zusammen.⇥ Foto: SDMG/Dettenmeyer

Die Feuerwehren des Landes, darunter auch Sachsenheim, sammelten Güter für die Erdbebenopfer in Kroatien.

Bereits am Montag, 28. Dezember, bebte die Erde in Kroatien. Ein Erdbeben der Stärke 5,2 erschütterte das Zentrum. Am Dienstag dann das nächste, dieses Mal zeigte die Skala eine Stärke von 6,4 an. Das Epizentrum liegt rund 45 Kilometer südöstlich der Stadt Zagreb in der Kleinstadt Petrinja. Betroffen sei ein Gebiet von rund 2000 Quadratkilometern. Schätzungen zu Folge wurden etwa 2000 Häuser und Gebäude zerstört oder unbewohnbar. Nach bisherigen Kenntnissen kamen sieben Menschen ums Leben.

Trotz Corona zeigt sich jedoch eine enorme Hilfsbereitschaft – auch im Kreis Ludwigsburg. Unmittelbar am 29. Dezember hat Gerhard Lai, langjähriger Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg, vom befreundeten Feuerwehrverband Sisak-Moslavina und dem Kreisfeuerwehrverband Breisgau-Hochschwarzwald von den schweren Erdbeben in Kroatien erfahren. „Schon am Abend des 29. Dezembers ging deshalb unser Hilferuf an die Feuerwehren im Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg“, sagt Lai, „wir benötigten Unterstützung durch Spenden von Feuerwehren, und diese kam in dieser kurzen Reaktionszeit in einer unvorstellbaren Welle der Hilfsbereitschaft, der zentrale Sammelpunkt beim Feuerwehrhaus in Bad Krozingen wurde von den hilfsbereiten Feuerwehren geradezu überrollt“. Mit dabei war auch die Sachsenheimer Feuerwehr.

„Wir haben am 31. Dezember von der Hilfsaktion erfahren“, sagt Philipp Rousta, Kommandant in Sachsenheim, „und am selben Tag haben wir uns auch entschlossen, zu helfen.“ Und das, obwohl die Sachsenheimer Kameraden keinen direkten Kontakt zu den Wehren in Kroatien haben. „In solchen Situationen versuchen wir, auch ohne persönliche Bindung, schnell Hilfe zu leisten.“ Diese kam in Form von technischem Handwerkszeug, Feuerwehrkleidung sowie verschiedener Ausrüstungsgegenstände. So machte sich der Hilfskonvoi bereits am 1. Januar um 23 Uhr auf nach Kroatien. 14 Fahrzeuge, zivile Sattelzüge, Lkw und Wechsellader- beziehungsweise Transportfahrzeuge der Feuerwehr fuhren in das rund 1100 Kilometer entfernte Sisak. Die Helfer hatten rund 120 Tonnen Hilfsgüter, Lebensmittel, Bekleidung und Feuerwehrausrüstung aller Art, vor allem auch Schutzkleidung, dabei.

„Im Schadensgebiet besteht natürlich auch Corona-Gefahr“, berichtet Gerhard Lai, „die Transportmannschaft erhielt durch die Unterstützung der Fieberambulanz Eschbach eine intensive Einweisung, sie wurde mit genügend FFP2-Masken und ausreichend Desinfektionsmittel ausgestattet.“ Zudem wurde die Aufenthaltsdauer in Kroatien auf weniger als 72 Stunden begrenzt und vor Abfahrt wurde von eigenem Fachpersonal Schnelltests durchgeführt. „Nach der Rückkehr am Sonntag wurde die gesamte Transportmannschaft getestet, die Ergebnisse waren durchweg negativ“, berichtet Lai.

Ein Wermutstropfen bleibt: Aufgrund der Pandemie blieb kein deutscher Helfer vor Ort. Doch es gebe glücklicherweise genügend Hilfskräfte in Kroatien. Allerdings benötigen die Menschen dort noch immer Materialien und Schutzkleidung. Am Donnerstag machte sich daher ein weiterer Konvoi aus 23 Fahrzeugen auf nach Sisak. Der Konvoi sei Freitagmorgen gut angekommen und die Ladung wurde an verschiedene Orte verteilt. Das sei nicht immer einfach, denn viele Straßen im Katastrophengebiet seien gar nicht mehr oder nur schlecht befahrbar. Behindert werden die Arbeiten zudem durch ständige Nachbeben, inzwischen mehr als 150 Stück. „Am vergangenen Donnerstag gab es wieder ein starkes mit 5,1“, weiß Lai. Die geologische Erdformation habe sich durch das Beben verändert. Der Landkreis Sisak hat sich an der einen Seite um 15 Zentimeter gehoben, auf der anderen um zehn Zentimeter gesenkt, „das hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur“.

Doch nicht nur das belastet die Helfer. Es sei auch eine starke emotionale Belastung für die Menschen, die das Gebiet aus früheren Besuchen kennen und persönliche Freundschaften zu den kroatischen Feuerwehren geschlossen haben. „Zum Anderen stehen uns nicht unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung. Die Transportkosten brauchen einen erheblichen finanziellen Aufwand, den wir nur durch Spenden decken können“, sagt Lai. „Wir haben dafür beim Kreisfeuerwehrverband Breisgau-Hochschwarzwald ein Spendenkonto eingerichtet.“

Enorme Hilfsbereitschaft

Die Spenden kommen aus allen Teilen der Bevölkerung. „Es gab diese gigantische Welle der Hilfsbereitschaft, die uns zeitweise fast überfordert hat.“ Auch wenn immer wieder zu hören sei, dass die Hilfsbereitschaft immer weniger werde, „wir können das überhaupt nicht bestätigen“, sagt der ehemalige Vizepräsident. „Es war ein großartiges Erlebnis, das manchem von uns Gänsehaut verursacht hat.“ Sogar fünf ausgediente Feuerwehrfahrzeuge wurden spontan gespendet. Dafür ernteten die Feuerwehre Lob von Innenminister Thomas Strobl. „Es ist natürlich sehr gut, wenn man Lob von Seiten des Ministeriums erhält“, sagt Sachsenheims Kommandant Philipp Rousta. „Zumal wir in Sachsenheim auf die Unterstützung des Ministeriums in Bezug auf die Realisierung des Standortes Kirbachtal angewiesen sind.“ Wie berichtet, wollen sich die Feuerwehrabteilungen Hohenhaslach, Spielberg und Ochsenbach zusammentun und einen neuen gemeinsamen Standort bauen.

 
 
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