Saisonstart der SG BBM Handballerinnen „Viel Bock, immer ans Limit zu gehen“

Von Paul Herbinger
Der Kader der SG BBM Bietigheim für die Saison 20/21. Hinten (v.l.) Stine Jorgensen, Luisa Schulze, Kim Naidzinavicius, Xenia Smits Mitte (v.l.) Cheftrainer Markus Gaugisch, Athletiktrainer Felix Bauer, Antje Lauenroth, Julia Maidhof, Karolina Kudlacz-Gloc, Nele Reimer, Leonie Patorra, Torwarttrainer Axel Strienz, (v.l.) Amelie Berger, Kim Braun, Emily Sando, Valentyna Salamakha, Trine Ostergaard und Anna Loerper⇥ Foto: Marco Wolf/SG BBM

Die SG BBM startet am Samstag in die neue Saison. Der neue Trainer Markus Gaugisch lobt sein Team, das in der Vorbereitung gut mitgezogen habe. Geldgeber Eberhard Bezner wünscht sich das Triple und mehr Unterstützung durch die Stadt.

Das lange Warten hat ein Ende. Am morgigen Samstag spielen die Bietigheimer Handballerinnen nach rund sechsmonatiger Pause wieder um Punkte. Zum Auftakt der neuen Bundesligasaison 2020/21 empfängt die SG BBM in der Ludwigsburger MHP Arena um 19 Uhr die „Vipers“ der HSG Bad Wildungen.

Am Ende der bis 22. Mai 2021 laufenden Saison will die SG den dritten deutschen Meistertitel nach 2017 und 2019 bejubeln. Einer der Garanten dafür soll Markus Gaugisch sein. Der neue BBM-Trainer, für Sportdirektor Gerit Winnen „die Wunschlösung“, ist sich des Drucks durchaus bewusst. „Wer als Trainer nach Bietigheim kommt und diese tolle Mannschaft vorfindet, weiß, dass man von ihm Titel erwartet.“

Gaugisch, der selbst im Handball-Oberhaus spielte und unter anderem den Erstligisten Balingen-Weilstetten betreute, wurde von der Bietigheimer Anfrage überrascht. „Mein erster Gedanke war: Okay, mal was Neues. Aber die Idee fand rasant den Weg vom Gehirn in den Bauch und mir war schnell klar, dass ich das machen möchte.“ Bereut hat er es bisher keine Sekunde: „Ich erlebe die Frauen als wahnsinnig professionell, mit ganz viel Bock, immer ans Limit zu gehen.“

Gequält für den Erfolg

Ans Limit gingen die Bietigheimerinnen auch in der Vorbereitung, die am 1. Juli begann. „Das war eine enorm intensive Zeit“, blickt Kim Naidzinavicius auf die letzten Wochen zurück. „Wir haben hart trainiert, uns zusammen gequält. Aber ich bin überzeugt, dass uns das alle besser gemacht hat.“ Zur Leistungssteigerung sollen auch die sechs Neuzugänge beitragen. „Die Integration ist geglückt, wir haben zusammen viel Spaß“, sagt Bietigheims Kapitänin, „jetzt freuen wir uns alle, dass es endlich losgeht.“

Mit den Däninnen Trine Østergaard Jensen (Rechtsaußen) und Stine Jörgensen (Rückraum), der norwegischen Torhüterin Emily Stang Sando, sowie den deutschen Rückraumspielerinnen Xenia Smits, Julia Maidhof und Nele Reimer (auch als Linksaußen einsetzbar) kamen sechs Spielerinnen an die Enz, die alle schon das Nationaltrikot ihres Heimatlandes trugen. Verlassen haben die SG BBM dagegen einige Akteurinnen, die wegen finanziell besserer Angebote ins Ausland wechselten. „Die Gehälter, die vor allem in Osteuropa bezahlt werden, sind für uns nicht darstellbar“, erläutert der Bietigheimer Sportdirektor Gerit Winnen.

Etat wegen Corona verringert

Die Corona-Pandemie traf die SG nicht nur sportlich, sondern auch finanziell. „In der aktuellen Situation können nicht alle unsere Partner sich im gewohnten Maße engagieren. Der Etat ist daher etwas geringer als zuletzt“, erklärt Torsten Nick, der Geschäftsführer der SG BBM Frauen GmbH & Co. KG.

Garant für die wirtschaftliche Stabilität ist weiterhin Eberhard Bezner. „Die Saison in der Bundesliga und Champions League ist gesichert“, erklärt der privat als Sponsor und über den Hemdenhersteller Olymp als Werbepartner wichtigste BBM-Geldgeber. Als Gegenleistung wünscht sich der Unternehmer von der Mannschaft das Triple: „Meisterschaft, Pokal und Champions League – das wäre schön!“

Flirt mit Ludwigsburg

Bezner bemängelt aber auch die nach seiner Ansicht mangelnde Unterstützung der Stadt Bietigheim für den Frauenhandball. „Summen, wie sie beispielsweise für das Eishockey und die Handballmänner gegeben werden, sind bei uns noch nie angekommen.“ Auf Dauer will er das nicht hinnehmen. „Diese Mannschaft muss nicht zwingend in Bietigheim spielen. Ludwigsburg bemüht sich sehr um die SG-Frauen“, äußert er vielsagend.

Zunächst wird die MHP Arena in der Kreisstadt sogar zum Hauptspielort. Dort gehen die Bietigheimerinnen in den Bundesligaspielen gegen Bad Wildungen (5. September), den Thüringer HC (9. September) und Blomberg-Lippe (16. September) sowie dem Champions-League-Duell mit Esbjerg (13. September) viermal in Folge auf Torjagd. „Wir stoßen die Tür in Richtung Ludwigsburg etwas weiter auf“, meint dazu Torsten Nick, der im professionellen Management der MHP Arena die entscheidenden Vorteile gegenüber den Bietigheimer Hallen sieht.

„Dadurch wird uns viel Arbeit abgenommen und wir tragen auch nicht alleine die Verantwortung.“ Bei den Heimspielen sind aktuell maximal 500 Fans zugelassen, das Auftaktspiel ist ausverkauft. Markus Gaugisch freut sich auf die Atmosphäre: „Die MHP Arena ist unser Wohnzimmer, hier fühlen wir uns wohl!“

Kader auf Kante genäht

Beste Voraussetzungen also für einen optimalen Start – könnte man meinen. Personell sieht es aber nicht so rosig aus für die SG BBM. Da Karolina Kudlacz-Gloc, Anna Loerper und Kim Braun zumindest beim Auftakt verletzungsbedingt ausfallen, stehen zunächst nur neun Feldspielerinnen zur Verfügung.

Viel mehr darf angesichts des auf Kante genähten Kaders nicht passieren. Die Doppelbelastung Bundesliga und Champions League sorgt mit zahlreichen englischen Wochen für ein hammerhartes Programm, bei dem jede einzelne Spielerin gebraucht wird, um die vorrangigen Ziele Meisterschaft und Pokalsieg realisieren zu können.

 
 
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