Sankt Peter Bietigheim-Bissingen Friedhofssoiree gibt Zuversicht

Von Sandra Bildmann
Große Beachtung fanden bei der Friedhofssoiree die Seelenbretter, die in einem Workshop gemacht wordne waren. Foto: /Martin Kalb

13 Stationen, Führungen, Musik und Lesungen sowie Seelenbretter bei einer Veranstaltung auf Sankt Peter sollen Ängste vor dem Tod und der Trauer abbauen. 

Es ist ein Ort des Lebens. Ein schöner, gepflegter, ruhiger Raum, der viel mehr genutzt werden müsste“, schwärmt eine Frau, die anonym bleiben möchte. Ihre Bekannte, der sie zufällig begegnet war, ergänzt: „Man kann zur Ruhe kommen, aber trotzdem wird hier viel kommuniziert. Man wird angesprochen und unterhält sich – es ist ein Ort der Begegnung.“

Erste Friedhofssoiree auf dem Friedhof Sankt Peter

Am vergangenen Freitagabend finden knapp 400 Besucher den Weg auf den Friedhof Sankt Peter in Bietigheim. Das Hospiz Bietigheim-Bissingen hatte zur erstmaligen Friedhofssoirée eingeladen, um der Auseinandersetzung mit dem Leben und Tod einen ungezwungenen, freien Rahmen zu geben.

Die Sonnenstrahlen leuchten golden über den Friedhof, als sich die Besucher auf Entdeckungstour begeben: 13 Stationen haben die Verantwortlichen über das Gelände verteilt. 20 Haupt- und Ehrenamtliche des Hospizes stehen bereit, zu betreuen, zu erklären oder anzuleiten. Wer möchte, kann in einen Dialog treten. Wer die Angebote lieber in der Stille auf sich wirken lassen möchte, bleibt für sich. „Du fehlst“, steht auf einer Seerose aus Papier. Sie schwimmt im Teich hinter der Kirche, während sich drinnen Harfenmusik und Lesungen abwechseln. Reger Austausch führt dazu, dass die überaus gut besuchten Friedhofsführungen rund anderthalb Stunden dauern; auf den Wegen wird gelacht, aber auch ernst gesprochen; an den Gräbern umarmen sich Menschen und trösten einander.

Große Beachtung und Wertschätzung schenken die Besucher den „Seelenbrettern“. Früher hat man Verstorbene auf jenen Brettern aufgebahrt und ins Freie transportiert ehe sie in den Sarg gelegt wurden. Im Vorfeld der Soirée waren in einem Workshop 25 Seelenbretter kunstvoll gestaltet worden. Manche mahnen, andere trösten.

Ein „Riesenaufwand“ stecke in der Vorbereitung, erzählt die Aufsichtsratsvorsitzende des Trägervereins des Hospizes, Ute Epple, die vor rund zwei Jahren durch die zuvor einzigartige Friedhofssoirée in Balingen inspiriert worden war und gemeinsam in einem neunköpfigen Team seit Februar ein ähnliches Angebot auf die Beine gestellt hat. Bastelangebote und Märchenerzählungen gehörten ebenso dazu wie Infotafeln zur Symbolik von klassischen Friedhofspflanzen und Schreibmaschinen, an denen die Besucher Botschaften tippen und das Schriftstück in ein Kuvert stecken konnten. Das Hospiz frankiert den Brief anschließend und bringt ihn zum Wunschdatum zur Post.

Natürlich ist der Tod auf einem Friedhof allgegenwärtig – und für viele Menschen ein dunkles Kapitel. Die Soirée richte sich ausdrücklich an alle Generationen, erläutert Koordinatorin Magdalene Wolf, und solle eine Möglichkeit sein, das zu ändern und Ängste abzubauen – auch für Kinder.

Denn aus Kooperationsprojekten mit Grundschulen wissen die Hospizmitarbeiter, dass viele Kinder noch nie auf einem Friedhof waren und das Thema Sterben von ihnen oft lange ferngehalten wird. Das Organisationsteam kann sich vorstellen, die Friedhofssoirée zu wiederholen. Messbare Ziele hatte es sich laut Magdalene Wolf nicht gesteckt. Was aber wünscht sie sich? – „Ich würde mich freuen, wenn alle, die den Friedhof heute Abend verlassen, mit einem Lächeln gehen und im Herzen ein gutes Gefühl haben voller Trost und Zuversicht.“

 
 
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