Schottisches Instrument in Bönnigheim Die Begeisterung für den Dudelsack lebt weiter

Von Susanne Yvette Walter
Der Bönnigheimer Thomas Weiß Foto: /Martin Kalb

Thomas Weiß, Ex-Zugführer des Bönnigheimer Spielmannszugs „Backdraft Pipes and Drums“, leitet Dudelsack-Fans im VHS-Kurs an.

In Bönnigheim schlich sich vor Jahren der schottische Dudelsack in die Reihen der Musikbegeisterten. Stefan Schwarz als Ideengeber entflammte 2011 Bönnigheimer Feuerwehrkameraden: Gemeinsam stellten sie den ersten schwäbisch-schottischen Spielmannszug im Landkreis Ludwigsburg mit Namen „Backdraft Pipes and Drums“ auf die Beine. Feuerwehrkameraden fuchsten sich gemeinsam in das schwierige Instrument aus dem schottischen Hochland und rüsteten sich aus mit Kilt und allem, was den Piper formt.

Auftritt beim Jubiläum

2013 beim Weißwurstfrühstück im Meiereihof in Bönnigheim blieb Bönnigheimer Bürgern der Mund offen stehen, als die Schwabenschotten einmarschierten, den Dudelsack fest im Griff. Zum 150-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 2014 gab es eine von vielen Sternstunden. Fortan spielten die Bönnigheimer Piper unter der Fittiche der Feuerwehr bei öffentlichen Anlässen als spektakuläre Besonderheit, die Gänsehaut bereitete.

Doppelbelastung ist schwierig

Doch so schnell wie das Feuer aufloderte erlosch es jetzt wieder. Corona hat auch hier Spuren hinterlassen. „Die Feuerwehrleute haben gemerkt: Es ist zu viel, beides zu machen. Letztes Jahr hatten wir keine Auftritte mehr“, berichtet der ehemalige Zugführer Thomas Weiß. Bei der Hauptversammlung der Feuerwehr wurde die Auflösung des charmanten Spielmannszugs bekannt gegeben.

Doch die Glut glimmt weiter und entfacht in Bönnigheim-Hohenstein, im alten Feuerwehrhaus ein neues Feuerchen: Thomas Weiß als einziger, der kein Feuerwehrmann war, gibt jetzt als geübter Piper den Ton im VHS-Kurs für Neugierige an. Unter seiner Regie blüht der Schottische Dudelsack in Bönnigheim wieder auf.

Fortsetzung im Wintersemester

Weiß leitet den Anfängerkurs „Schottischen Dudelsack spielen lernen“ von der Schiller-Volkshochschule Ludwigsburg. Er stellt die halboffene Griffweise mit einer Übungsflöte vor, genannt „Practice Chanter“. „Der Dudelsack kommt im Fortgeschrittenenkurs zum Zug. Zuerst lernt man Tonleitern mit der Practice Chanter und übt mit gestreckten Fingern die Fingerfertigkeit und Verzierungen, die dazugehören“, erzählt der Piper, den das Fieber im Griff hat. Schnell fand er Neugierige im Anfängerkurs, der nun endet. Im Sommersemester soll es weiter gehen. Im nächsten Wintersemester ist ein neuer Anfängerkurs geplant.

Axel Beyer aus Markgröningen ist einer, der Blut geleckt hat. „Im Musikverein bin ich im Fanfarenzug. Wir spielen gern „Highland Cathedral“ – mein Lieblingsstück mit Dudelsack“, erzählt er. Beyer schaute, wo man Dudelsack lernen kann und stieß auf den Volkshochschulkurs von Thomas Weiß. Statt „Highland Cathedral“ hat er „Amazing Grace“ gelernt und sagt: „Das ist genauso schön.“

Die Teilnehmer schielen auf die „Great Highland Backpipe“ – den Dudelsack – im nächsten Kurs. „Jeder spielt das gleiche Instrument. Da kann man viel Geld ausgeben. Aus Silber macht der Schotte gern die Metallteile. Im Klang ändert sich dabei nichts“, weiß der Kursleiter.

Outfit macht die Show

Zur letzten Stunde am Freitagabend hat er sich in Schale geworfen. Das Outfit gibt dem Piper sein Format. Zu den schwarzen Schuhen ohne Zunge mit metallischem Absatz zur Verstärkung des Rhythmusklopfens gehören mehrfach umgeschlagene Kniestrümpfe mit Sockenhaltern, die die Waden vor dem kalten Wind in den Highlands schützen. Das Knie bleibt frei. Der Kilt wird in einer neun Meter langen Stoffbahn kunstvoll um die Hüften geschlungen und mit einer Nadel befestigt. Die Krönung am Kilt ist Thomas Weiß’ „Horse hair sporran“. ein Aufbewahrungsbeutel mit Kette und einem Schweif aus Pferdehaaren am Kilt. „Der macht ’ne tolle Show“, schmunzelt Weiß und stellt die Argylejacke und sein Glenn-Garry-Käppi vor.

Seine Krawattennadel mit Dudelsackmotiv bekam er von der Band zum 51. Geburtstag. Der rote Bommel auf dem Käppi zeigt die Zugehörigkeit zur Feuerwehr. Weiß trägt am Käppi das Abzeichen der Feuerwehr Baden-Württemberg, das heute überholt ist. „Das sieht sonst so leer aus“, findet er.

 
 
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