Schwerpunkt Schaltjahr Wenn der Geburtstag zur Rechenaufgabe wird

Von Mathias Schmid
Lars Golkowsky zeigt auf das Kalenderblatt seines Geburtstags, das es nur alle vier Jahre gibt. Frau Nadja bekocht ihre Gatten dann immer besonders lecker. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Lars Golkowsky aus Großsachsenheim ist an einem 29. Februar geboren. Bei Vertragsabschlüssen zwingt in das manchmal zu Falschangaben.

Lars Golkowsky wird an diesem Samstag 36 Jahre alt – eigentlich. Denn irgendwie wird er auch erst neun. Der in Großsachsenheim lebende zweifache Familienvater ist an einem 29. Februar geboren. So besonders, wie man denkt, feiert er seinen seltenen tatsächlichen Ehrentag in diesem Jahr aber gar nicht. Mit der doppelten Zählweise kommt er aber schon mal durcheinander, wenn er von vergangenen Festen erzählt.

Golkowsky hat jede Menge Sprüche auf Lager, die er sich im Laufe seines bisherigen Schaltjahr-Lebens zurechtgelegt hat. Zum Beispiel: „Ich gehe vor dem 20. Geburtstag in Rente“, zählt man nur die Schaltjahre, rechnet er vor. „Ursprünglich war es sogar mit 18, aber jetzt muss ich wohl auch bis 67 arbeiten, das funktioniert jetzt also nicht.“

Schultüten mit Alkoholischem

Denn der in Besigheim Aufgewachsene zählt seinen Geburtstag immer auf zwei Weisen: In Lebens- und in Schaltjahren. Da kommt er schon mal durcheinander, wenn er in Erinnerungen schwelgt. Am Ende kriegt er es aber doch noch zusammen: Die Schultüten voll mit Alkoholischem müssen wohl nicht zum 18., sondern zum 24. Geburtstag gewesen sein. Das war in Schaltjahren gerechnet sein sechster.

Aber was macht er jetzt, in einem Jahr, in dem er seinen richtigen Geburtstag feiern kann. „Eigentlich nichts Besonderes“, sagt Frau Nadja, „er wünscht sich auch meistens nichts.“ Sogar arbeiten wird der Kaufmann im Einzelhandel dieses Jahr an seinem Geburtstag. An den Ehrentagen von Frau und Tochter Melissa, die auch beide im Februar geboren sind, frei zu haben, sei ihm wichtiger.

Nur etwas besonderes zu Essen würde sich der Gatte alle vier Jahre wünschen. „In dieses Jahr gibt es T-Bone-Steak – und zwar ein richtig gutes“, verrät sie. Auf der anderen Seite lässt Lars Golkowsky auch mal einen Geburtstag in einem Nicht-Schaltjahr ganz ausfallen, wenn ihm die Zahl nicht genehm ist.

„Meinen 30. habe ich einfach ausfallen lassen. Ich bin nie 30 geworden“, scherzt er. Um seinen 40er in vier Jahren kommt er aber nicht herum. Positiv wirkt sich die Zahlenkombination 2902 ebenfalls fürs personalisierte Autokennzeichen aus. „Ich habe bisher immer das Nummernschild bekommen, das ich wollte“, grinst der 36-Jährige.

In einem anderem Bereich ist sein Geburtstag weniger lustig. „Einen Handyvertrag abzuschließen ist zum Beispiel schwierig“, verweist er auf Software-Probleme der Computer. „Den 29. Februar nehmen viele PCs einfach nicht an.“ Umgehen könne er das Problem nur mit einer Urkundenfälschung.

Auch in der Schule früher habe im Zuge der Digitalisierung jeder Schüler eine Datei auf dem Computer erhalten – außer Golkowsky und ein weiteres Schaltjahr-Geburtstagskind. „Für uns gab es weiterhin gedruckte Akten – und einen extra Aktenschrank.“ Das Kuriose: Die beiden wohnten auch noch in derselben Straße in Besigheim, was ihnen den Spitznamen „die zwei Buben aus dem Eichenweg“ einbrachte.

Im nächsten Jahr muss Golkowsky dann wieder unechten Geburtstag feiern. „Dann natürlich am 1. März, weil Vorfeiern bringt Unglück“, betont er. Aber vielleicht lässt er ihn auch einfach ausfallen, wenn er keine Lust hat, 37 zu werden.

 
 
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