Schwerpunkt Trimm Dich Reiz des Abzeichens ist ungebrochen

Von Uwe Deecke
TSV-Urgestein Rolf Schube mit Urkunde und Pokalen. Seit rund 30 Jahren ist der 83-Jährige Stützpunktleiter für das Sportabzeichen.⇥ Foto: Martin Kalb

Jährlich rund 300 Mal wird beim TSV Bönnigheim das Sportabzeichen abgelegt. Seit 30 Jahren liegt diese Prüfung in den Händen von Rolf Schube.

Im Jahr 1912 wurde der Grundstein für das Deutsche Sportabzeichen gelegt. Seitdem hat sich die Auszeichnung zum Massenphänomen entwickelt und die Millionenmarke geknackt. Der TSV Bönnigheim war im Landkreis in den letzten Jahren bei der Vereinswertung immer vorne dabei und oft auf Platz eins bei den erfolgreich abgelegten Prüfungen. 300 sind es im Schnitt pro Jahr, was für die Größe der Kommune ein guter Wert ist.

„Wir haben ein gutes Team, sonst wäre es nicht möglich“, sagt Rolf Schube, der beim TSV Bönnigheim als Leichtathletik-Trainer angefangen hat und Stützpunktleiter des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) ist. Seit 30 Jahren nimmt er die Prüfungen ab, die in den Disziplinen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination abgelegt werden können und gestaffelt nach Altersstufe unterschiedliche Anforderungen an die Sportler stellen. „400 bis 500 versuchen es jedes Jahr“, so Schube, zwei Drittel der erfolgreichen Sportler schaffen dabei „Gold“. Und die Sportler kommen immer wieder: Bei 42 Wiederholungen liege der Rekord, rund 100 Teilnehmer seien in jedem Jahr Erwachsene, die erneut ihre Prüfung ablegen. Auch bei der Feuerwehr oder der Polizei werde oft das Abzeichen verlangt, macht Schube deutlich, so dass auch von dort Aspiranten kommen.

Zwölf über 80-Jährige

Im Jahr 2018 erwarben nach der Statistik des DOSB im Land 89 323 Menschen ein Abzeichen in Gold, Silber oder Bronze, davon 26 860 Erwachsene. Zwölf Erwachsene zwischen 85 und 89 hatten es sich auch im hohen Alter noch zum Ziel gesetzt, ihre Prüfung zu bestehen.

Der Großteil kommt freilich aus den Schulen. Der TSV, von dem rund die Hälfte der Teilnehmer kommt, hat seit Jahren eine Kooperation mit der Ganerbenschule. Die andere Hälfte komme nicht aus dem Verein, erklärt Schube, und auch für sie stehe der sportliche Ehrgeiz im Vordergrund. Hilfreich sei auch die Sparkasse als Sponsor, denn es gebe für die ersten drei Plätze eine Prämie. „Die Kinder kommen ab sechs Jahre, und es werden auch die Eltern einbezogen“, so der Stützpunktleiter. Ein Familienabzeichen kann gemeinsam mit zwei oder drei Generationen erworben werden – wenn die Zeiten und Weiten stimmen. Wer erfolgreich ist, mache auch oft weiter und komme in den Verein.

Training ab Ende März

Vorausgesetzt wird bei der Prüfung die Schwimmfertigkeit, bei der es in Bönnigheim große Fortschritte gab. „Was mich besonders freut ist, dass wir bei der Schwimmfertigkeit von 50 auf 80 Prozent gekommen sind“, macht der frühere Leichtathlet deutlich. Wichtig sei es auch, Flüchtlingen das Schwimmen zu lehren, das oft nicht beherrscht wird.

Trainiert wird auf dem Sportplatz und auch im Schwimmbad. Ab Ende März wird gemeinsam freitags ab 18 Uhr auf dem Sportplatz trainiert, während der Freibadsaison trifft man sich jeden Dienstag von 18 bis 19 Uhr im Mineralfreibad. Auch eine Sporthalle will Schube in Zukunft für die Leichtthletik-Freizeitgruppe nutzen. „Wir planen, dass wir dafür ein Angebot in der Halle machen können“, so Schube. Mit der Gruppe unternimmt man auch Ausflüge, Wanderungen und besucht kulturelle Veranstaltungen.

Im Team des TSV sind zur Zeit neun Prüfer, die zur Abnahme berechtigt sind. Die Regeln sind dabei bundeseinheitlich. So muss etwa ein Zwölfjähriger im Bereich Ausdauer für Gold die 800 Meter in 3:15 Minuten laufen, 400 Meter in 9:45 schwimmen oder zehn Kilometer Radfahren in 31:30 schaffen. Im Bereich Kraft müssen im Kugelstoßen 7,25 Meter erreicht werden und bei Schnelligkeit sollten die 50 Meter in 8,1 Sekunden gelaufen werden. Bei Koordination liegt in der Disziplin Weitsprung die Marke bei 3,80 Meter. Aus jedem Bereich kann sich der Prüfling dabei eine Disziplin aussuchen, in der er sich am stärksten fühlt.

Der heute 83-jährige gelernte Grafiker hatte früher die Mittelstrecke als Lieblingsdisziplin und hilft nach wie vor bei der Organisation des Strombergmarathons mit. Er ist immer noch gut beschäftigt und kümmert sich für den Verein um Fotos und Urkunden, die dann in der Schule an die Prüflinge verliehen werden.

Heutzutage hat er Nordic Walking für sich entdeckt, natürlich nicht nur zum Spaß. „Ein bissle Ehrgeiz muss sein“, sagt der Bönnigheimer, der aber auch die Geselligkeit schätzt. Nach dem Training auf dem Sportplatz geht es gerne in die Klosterburgstuben zum gemütlichen Ausklang. „Das ist dann die fünfte Übung“, sagt der Bönnigheimer augenzwinkernd.

 
 
- Anzeige -