Schwerpunkt Weihnachten Der Weihnachtsmann ist für die Kinder überflüssig

Von Sandra Bildmann
Die Sonnenblume-Kinder in Ochsenbach lassen sich, was Weihnachten angeht, nicht so schnell was vormachen. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die Besucher des Kindergartens Sonnenblume in Ochsenbach sprechen sich klar für Christkind und Nikolaus aus.

Auf die Frage, was sich die Kinder zu Weihnachten wünschen, antwortet Paul wie aus der Pistole geschossen: „Eine Bushaltestelle für den Kindi.“ Und einen Kinder-CD-Player hätte er gerne. Denn dann könne er da CDs reinmachen und anhören. Auf der Hitliste ganz oben: Benjamin Blümchen und die Gummibären-CD. Die BZ hat mit den Bewohnern des Kindergartens Sonnenblume in Ochsenbach über ihre Vorstellungen vom Fest gesprochen.

Julius wünscht sich schwarz-rote Boxhandschuhe und einen Boxsack. Auch die Autorennbahn und der Puppenwagen sind auf den Wunschzetteln der Kinder vertreten. Hoch im Kurs stehen zudem Lego-Bausätze zur Star-Wars-Saga und Figuren von Paw Patrol, einem Zeichentrickfilm mit Hunde-Einsatzkräften. Paul kann sie alle aufzählen, Franz mag besonders den „Everest“ und ist sich sicher: „So heißt auch ein Berg im Stubaital.“

Svenson dagegen möchte Bauer werden und wünscht sich deshalb einen drei Meter großen Bauernhof. Ob der in sein Kinderzimmer passt? „Wahrscheinlich nicht“, gibt der Fünfjährige zu. Trotzdem hat er diesen Wunsch auf seinen Zettel geklebt, damit das Christkind eine Chance hat. Mit dem Flugzeug flattert der Brief nämlich in den Himmel, wo das Christkind wohnt und einen Briefkasten hat.

Ob’s das wirklich gibt? Man ist sich uneins. Bringen nun die Eltern die Geschenke oder das Christkind? Die Kinder sprechen sich letztlich klar für das Christkind aus. Bloß gesehen hat man es noch nie. Deswegen will Svenson ihm dieses Jahr eine Falle stellen: Über die Treppe will er eine Schnur spannen, die in sein Kinderzimmer führt. Wenn das Christkind die Schnur berührt, läutet ein Glöckchen. Dann weiß er, dass das Christkind da ist und könne gucken gehen, weiht er die anderen in seinen Plan ein.

Bastian winkt ab: „Dann ist es schon längst weg. Das ist sooo schnell.“ Wie das Christkind aussieht, wüssten die Kinder aber schon gerne. „Wie ein Engel“, meint einer, „unsichtbar“, befürchtet ein anderer. Ob es ein Mädchen oder ein Junge ist? „Beides!“ Das wechsle sich von Jahr zu Jahr ab. Und eigentlich müsste es ja ganz viele Christkinder geben, gibt Bastian zu bedenken. Die anderen stimmen zu: Weihnachten feiere man schließlich nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz, Frankreich, Afrika und Ägypten. Der Weihnachtsmann jedenfalls ist überflüssig, „weil es gibt ja schon den Nikolaus.“ Ist doch klar.

Und glasklar ist auch: An Weihnachten muss es schneien, „sonst geht’s gar ned“ – da sind sich alle einig. Heilig Abend ohne Schnee ist kein richtiges Weihnachten – zur Not muss man Weihnachten halt absagen. Das mache dann Gott. Oder das Christkind. Denn wenn die Kinder nicht lieb waren, sei es beleidigt, meint Paul, und würde sagen: „Nein, ich bringe euch keine Geschenke mehr. Pech gehabt, ihr Kinder!“ Daraufhin fühlt sich manches Kind genötigt, zu betonen, dass es gar keinen Blödsinn gemacht hat. „Das glaub ich dir nicht so“, kommt es aus der anderen Ecke.

Zu einem richtigen Weihnachten gehört für die Kinder natürlich auch der Weihnachtsbaum, den Paul gerne mit Plastikäpfeln schmückt. Passend dazu singen die Kinder am liebsten „O Tannenbaum“ und „In der Weihnachtsbäckerei“.

Warum wir Weihnachten feiern? „Weil Jesus auf die Welt gekommen ist“, erklären die Kinder. Paul weiß genauer Bescheid: „Gott ist Jesus sein Papa. Jesus hat den Menschen geholfen und Herodes wollte das ganze Land regieren, aber Gott war der Ober-Ober-Chef von der Erde. Herodes hat die Heiligen Drei Könige angelogen, weil er Jesus töten wollte.“ Damit das nicht passiert, habe ein Engel kommen und beten müssen, damit Jesus eine Rüstung zum Schutz bekommt, fügt Svenson hinzu. Die anderen sind sich da nicht so sicher, ob sie das glauben wollen. Bastian etwa zweifelt, ob es so etwas für Babys überhaupt gibt.

Einig sind sich die Kinder darüber, wie es weiterging: Die Heiligen Drei Könige hätten Herodes’ Lüge schließlich nicht geglaubt, seien dem Stern gefolgt und hätten ihre Geschenke mitgebracht. „Weihrauch, Myrrhe und Gold“, weiß Paul. Bastian kann erklären, was das ist: „Gold ist was, wo glitzert.“ So was wie Juwelen. Also etwas ganz Wertvolles.

Für die Kinder wertvoll sind jedoch nicht nur Dinge zum Anfassen. Svenson wünscht sich ganz doll: „Wenn jemand tot ist, dass er wieder lebt.“ Der Fünfjährige glaubt ganz fest daran, dass man eine Maschine herstellen kann, die dafür sorgt, „dass Menschen wieder zum Leben kommen“.

Info Im BZ-Schwerpunkt zu Weihnachten ziehen an diesem Samstag Beschicker des Sternlesmarkts Bilanz (Seite 11), Bewohnerinnen eines Seniorenheims erzählen von früheren Festen (Seite 13), und ein Verkäufer berichtet vom Geschäft mit den Weihnachtsbäumen (Seite 14). Außerdem stellen wir die Kinderaufführung des Bach’schen Weihnachtsoratoriums in Besigheim vor. (Seite 15).

 
 
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