Schwerpunkt Weihnachten Kinder sind die Weihnachtsstimmen

Von Gabriele Szczegulski
Seit Wochen übt Heike Bilder mit den Kindern das Weihnachtsoratorium in der fassung von Michael Gusenbauer ein,⇥ Foto: Oliver Bürkle

Die Kinder- und Jugendkantorei singt in der Stadtkirche das Bachsche Weihnachtsoratorium in der Fassung für Kinder.

Warum kann das Christkind am besten beim Klang der Oboe einschlafen, warum verkündet gerade die Trompete die Ankunft eines Königs und wie hört es sich an, wenn ein Engel auf der Erde landet? All diese umschreibenden Klänge hat Johann Sebastian Bach in seinem Weihnachtsoratorium eingebaut und vorausgesetzt, dass jeder Hörer erkennt, was er meint. In seiner kindgerechten Version des Weihnachtsoratoriums hat der Salzburger Komponist Michael Gusenbauer dies alles erklärt.

Und genau diese Version werden die kleinen Sänger der Kinder- und Jugendkantorei der evangelischen Kirche Besigheim unter Leitung von Kantor Tobias Horn und Chorleiterin Heike Bilger am Samstag, 28. Dezember, 14 Uhr, in der Stadtkirche darbieten. Die  Sänger der großen Kantorei werden dabei sein und zeigen, was gemeint ist, wenn  Bach die Oboen erklingen lässt oder der Chor singt, und die Pauke so stark geschlagen wird, dass die Hirten auf dem Felde erschrecken, als der Engel erscheint.

Seit Wochen probt Heike Bilger mit den 30 Kindern. Dabei muss sie nicht nur dirigieren und den Text einstudieren, sie muss auch altmodische Worte wie „vormals“ oder „itzt“ erklären. Kinder, so sagt sie, brauchen eine Geschichte, um ihnen Unverständliches zu verstehen. Kantor Tobias Horn, der die Gesamtleitung der Aufführung innehat, stimmt ihr zu. „Das war die Intention von Michael Gusenbauer, als er anfing, eine kindgerechte Fassung dieses Meisterwerks zu schreiben“, sagt Horn.

In der Fassung sind die wichtigsten und anschaulichsten Passagen der Weihnachtsgeschichte verwendet worden, hinzu kommen kirchliche Weihnachtslieder, die die Kinder selbst singen, wie „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Die Besetzung von Chor und Orchester ist identisch mit derjenigen der Teile 1 bis 3 des Weihnachtsoratoriums von Bach.

Zudem gibt es einen Erzähler, der nicht nur das Wichtigste erklärt, sondern auch in Dialog mit den Kindern, den Zuhörern, dem Dirigenten und den Musikern geht. In Besigheim übernimmt diese Rolle der Schauspieler Rüdiger Erk. Eine Woche vor der Aufführung ist Erk zum ersten Mal bei einer Probe der Kinderkantorei dabei.

Die Mitglieder der Jugendkantorei singen bei der Aufführung bei den Erwachsenen mit. „Ihnen half aber auch zum Verständnis, dass sie bei Proben der kindlichen Passagen dabei waren“, sagt Tobias Horn und meint, dass der Genuss dieser Fassung manchem Erwachsenen das Bach’sche Oratorium näherbringen könne.

Erklärstück für Musik

Wichtig sei einfach, so der Kantor, dass den Kinder nicht nur der Zugang zu diesem 1734 geschriebenen Werk ermöglicht werde, sondern auch „die Frage gestellt wird, wie die Weihnachtsbotschaft heute wirkt“.  Zudem wird auch, so Horn, Bachs Vorgehensweise beim Komponieren verdeutlicht. „Das Weihnachtsoratorium für Kinder ist ein Erklärstück dieser Art von Musik“, sagt er.

Das Weihnachtsoratorium führt Kinder behutsam auf die Spuren der Heiligen Drei Könige und Jesu Geburt in Bethlehem. Wie erzählt Bach die Weihnachtsgeschichte, wie komponiert er ein Wiegenlied für den Neugeborenen, wie verleiht er dem starken König musikalisch Majestät? Spielerisch stellen sich auch die Instrumente des Orchesters vor.

Und die Kinder singen, „Kinderstimmen gehören doch zu Weihnachten, sie sind doch die Weihnachtsstimmen“, sagt Heike Bilger. Deswegen sei es wichtig, dass diese kindgerechte Fassung den Kindern genug Platz zum Singen gebe, was diese in der Probe auch leidenschaftlich machen.

Info Am Samstag, 28. Dezember, um 14.30 Uhr wird das Bach’sche Weihnachtsoratorium für Kinder nach Michael Gusenbauer in der Stadtkirche Besigheim aufgeführt.

 
 
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