SG BBM Bietigheim Blackout bei der Balinger Meisterparty

Von Andreas Eberle
Ein symptomatisches Bild: Tobias Heinzelmann vom HBW Balingen-Weilstetten hebt ab in Richtung Liga eins. Der Bietigheimer Dominik Claus liegt am Boden. Foto: E/ibner-Pressefoto/Thomas Schips

Die SG BBM Bietigheim kassiert beim künftigen Handball-Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten mit dem 28:41 die höchste Saisonpleite. Trainer Iker Romero ringt um Worte und bezeichnet den Auftritt in der zweiten Hälfte als „eine richtige Katastrophe“.

Die Kontraste hätten nicht gegensätzlicher sein können: Die Zweitliga-Handballer des HBW Balingen-Weilstetten feierten am Samstagabend mit ihren Fans ausgelassen eine Aufstiegs- und Meisterparty. Mit einem spektakulären 41:28-Heimsieg gegen die SG BBM Bietigheim hatten sie zuvor die Rückkehr in die Eliteklasse nach nur einem Jahr Abstinenz perfekt gemacht. Konsterniert blickten dagegen die Gäste auf die Jubelszenen. Beim Fanblock – gut 100 Anhänger waren nach Balingen mitgereist – bedankten sich die SG-Spieler noch kurz für die lautstarke Unterstützung, ehe sie kleinlaut in die Kabine verschwanden.

Keine Chance mehr auf Rang zwei

Durch die bisher höchste Saisonpleite verspielten Bietigheims Ballwerfer auch ihre letzte Minichance, im Endspurt vielleicht doch noch Aufstiegsrang zwei zu erobern – was freilich ohnehin nur mit vielen glücklichen Fügungen und Patzern der Konkurrenz gelungen wäre. „Bei einer Mannschaft hatte man das Gefühl, dass sie ihr Ziel erreichen will“, sagte SG-Coach Iker Romero und meinte damit die Balinger. „Und bei der anderen Mannschaft war es genau das Gegenteil.“

Besonders der Auftritt nach der Pause schlug dem spanischen Weltmeister aufs Gemüt. Nach einer noch guten ersten Hälfte und einem 17:20-Rückstand brach die SG BBM völlig ein und ließ sich ohne Gegenwehr abschießen. Der HBW spielte dagegen mit dem Titelgewinn vor Augen euphorisch und wie aus einem Guss. Vor allem Rückraum-Kanonier Jona Schoch war vor den 2350 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena nicht zu bremsen und gleich zehnmal erfolgreich. Rechtsaußen Moritz Strosack folgte mit acht Treffern. Dominik Claus war mit sechs Toren der Topwerfer der von Minute zu Minute abbauenden Bietigheimer.

„Es fällt mir schwer, Worte zu finden“, sagte Romero und redete dann doch Tacheles: „Natürlich kann man hier verlieren. Aber wie wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, war eine richtige Katastrophe. Das Spiel und das Ergebnis tun unglaublich weh.“ Die Müdigkeit einiger Stammkräfte, die aufgrund mehrerer Ausfälle zuletzt sehr viel hatten spielen müssen, und die schwere Heimpartie drei Tage zuvor gegen Eisenach (31:31) wollte er für den „totalen Blackout“ nur bedingt gelten lassen. „Ich bin von der zweiten Reihe enttäuscht, will aber nicht sagen, von wem“, meinte Romero. „Das kann einfach nicht sein.“

Ausnahmestellung in der Liga

Bereits ein Punkt hätte den „Galliern von der Alb“ am Samstag zur Meisterschaft gereicht. Die Gala im Schwabenduell unterstrich noch mal ihre Ausnahmestellung in der Liga. Nur drei der bisher 35 Partien hat der HBW verloren. Drei Spieltage vor dem Rundenende führt er die Tabelle mit acht Zählern Vorsprung an. Bei allem Frust über das eigene Versagen vergaß auch Romero nicht, die Leistung des Gegners zu würdigen. „Der Aufstieg in die Bundesliga ist verdient für den Verein und die Mannschaft“, gab der Coach zu Protokoll. Sein Balinger Kollege Jens Bürkle stellte sich derweil auf einige feucht-fröhliche Festtage ein und gab seinen Schützlingen dafür einige Tage frei: „Wir treffen uns am Donnerstag hoffentlich nüchtern im Training wieder. Das ist die einzige Bedingung.“

In den restlichen drei Saisonspielen geht es für beide Klubs jetzt nur noch um die Ehre. „Wir wollen die drei Spiele zur Weiterentwicklung für die nächste Saison nutzen“, sagte Romero und machte deutlich, dass er eine weitere Laissez-faire-Vorstellung seiner Truppe nicht dulden würde: „Wenn jemand denkt, er kann die Saison auslaufen lassen, wäre das ein Fehler. Da würde ich hart reagieren.“   Andreas Eberle

 
 
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