SG BBM Bietigheim Deja-vu von 2018: Favorit verliert Pokalfinale

Von Niklas Braiger
Enttäuschung macht sich bei Torfrau Gabriela Moreschi (vorne) und Co. nach dem Abpfiff breit. Foto: Marco Wolf

Wie vor sechs Jahren unterliegt Bietigheim im Pokal-Endspiel als Favorit gegen den Underdog, nur, dass 2024 die TuS Metzingen den Pokal gewinnt.

Ein Finale für die Geschichtsbücher: Zum ersten Mal in der Vereinshistorie gewinnt die TuS Metzingen den DHB-Pokal. Im Endspiel siegen die „Tussies“ gegen die SG BBM Bietigheim mit 30:28. Damit ist die Serie von 94 Spielen ohne Niederlage auf nationaler Ebene der Ellentälerinnen gerissen. Allen voran die Ex-Bietigheimerin Jana Scheib hat einen großen Anteil daran, allein in Hälfte zwei kommt sie auf acht Treffer. Eine weitere frühere SG-Spielerin, Julia Behnke, ist insbesondere defensiv eine Bank und holt sich den Titel der Spielerin des Turniers.

Bietigheim startet wacher

Doch zu Beginn sieht es nicht gut aus für die Älblerinnen. Anders als im Halbfinale kommt der Bietigheimer Offensivzug schnell in Fahrt. Insbesondere Jenny Behrend, die im Gegensatz zum THC-Spiel den Vorzug vor Dorottya Faluvégi bekommt, ist von Beginn an da. Vier Treffer markiert die Rechtsaußen in den ersten 15 Minuten. „Jakob Vestergaard hat das im Turnier ganz clever gemacht, er hat uns viel Vertrauen geschenkt, aber es auch so gemacht, dass jede die Chance bekommt, Spielanteile zu bekommen“, sagt Behrend. In Durchgang zwei baut der dänische Trainer dann aber erst wieder auf Faluvégi.

Mit dem zwischenzeitlichen 7:3 sorgt Behrend dafür, dass TuS-Trainer Werner Bösch zur Auszeit greift. Und die zeigt Wirkung: Mit einem 5:1-Lauf erarbeiten sich die „Tussies“ den 8:8-Ausgleich. Es entwickelt sich ein Hin und Her. Bietigheim schafft es nicht, sich ernsthaft abzusetzen, Metzingen auf der Gegenseite kommt jedoch auch nicht in den Genuss einer eigenen Führung. Der Außenseiter trotzt dabei auch einer doppelten Unterzahl, acht Sekunden vor dem Pausenpfiff markiert Marthe Juuhl Svensson den 15:17-Halbzeitstand.

Metzingen arbeitet sich ran

Zweite Hälfte, gleiches Spiel. Weiterhin gelingt es der SG nicht, sich mal ein paar Tore Luft zu verschaffen. Und weiterhin gelingt es der TuS nicht, in Führung zu gehen. Anna Frankova setzt in der 38. Minute einen Heber an den Pfosten, es wäre das 21:20 gewesen. Doch wo die SG im Halbfinale noch mit ihrer bestechenden 6-0-Abwehr glänzte, ist davon im Endspiel wenig zu sehen. Svensson, Scheib, und Verena Oßwald finden häufig den Erfolg im Eins-gegen-eins, wenn sie nicht selbst einnetzen, holen sie meist einen Siebenmeter raus. „Es gibt zu viele Situationen, die wir nicht gewinnen – sowohl im Angriff als auch in der Abwehr“, sagt Vestergaard nach der Partie. Scheib ist es auch, die 20 Minuten vor Schluss beim 22:21 ihre Mannschaft zum ersten Mal in Front bringt.

Und plötzlich geht bei den Ellentälerinnen kaum mehr etwas. Vor allem offensiv tut sich die Vestergaard-Sieben mächtig schwer. Wenn doch mal Lücken da sind, ist Marie Weiss im Tor der TuS zur Stelle. Auf der Gegenseite wissen die Metzingerinnen teilweise gar nicht, durch welche Lücken sie durch sollen, Bietigheim macht ihnen das Leben einfach. Auch Gabriela Moreschi im SG-Kasten ist kaum ein Faktor. Scheib netzt in der 49. Minute zum 26:23 ein, auf der Gegenseite ist ein Lattentreffer per Lupfer von Faluvégi symptomatisch für den Spielverlauf.

Keine Strafe gegen Nocun

Eine strittige Zwei-Minuten-Strafe gegen Sofia Hvenfelt neun Minuten vor Schluss erweist ihrer Mannschaft einen Bärendienst. Auf der Gegenseite bleibt kurz vor Schluss die Zeitstrafe aus, nachdem Dagmara Nocun klar Karolina Kudlacz-Gloc im Gesicht trifft. Stattdessen wird die Polin vom Schiedsrichtergespann vom Feld geschickt, da sie am Hals blutet. „Es war ein Schlag ins Gesicht, aber die Schiedsrichter haben es nicht gesehen. Wir sind alle Menschen, die Schiedsrichter auch“, sagt die Polin nach der Partie. In der Schlussphase nimmt Scheib das Zepter in die Hand, erzielt vier der letzten fünf TuS-Treffer und auch das entscheidende 30:28 gut eine halbe Minute vor dem Ende.

 
 
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