Es ist mal wieder ein SG-typisches Schützenfest. Beim 40:31 (21:17) zwischen der SG BBM Bietigheim und der HSG Bensheim/Auerbach am 19. Spieltag der Handball-Bundesliga der Frauen sind beide Abwehrreihen über lange Strecken nonexistent – es hätten sogar noch mehr Tore fallen können. Insbesondere in der Anfangsphase leisten sich die Teams hüben wie drüben technische Fehler, Fehlwürfe und Ballverluste. Dank des Sieges enteilen die Ellentälerinnen den „Flames“ auf acht Punkte – auf den Thüringer HC, den ärgsten Verfolger, beträgt der Abstand noch immer fünf Punkte. „Heute war ein großer Schritt in die richtige Richtung der deutschen Meisterschaft. Wir brauchen noch Punkte, aber ich finde, es sieht gut aus“, sagt SG-Trainer Jakob Vestergaard. Der Däne will noch nicht von einer Vorentscheidung sprechen, obwohl sich sein Team aus der Vierer-Spitzengruppe nur noch mit Borussia Dortmund messen muss.
SG BBM Bietigheim Spitzenreiter ballert Bensheim/Auerbach aus dem Titelrennen
Bietigheim schlägt die HSG Bensheim/Auerbach mit 40:31 und enteilt damit im Kampf um den Titel. Die „Flames“ haben jetzt acht Punkte Rückstand auf den Tabellenführer.
Däne hadert mit Siebenmetern
Dabei braucht die SG lange, um für die endgültige Entscheidung im Spitzenspiel zu sorgen, der Meister muss sich strecken. In Halbzeit eins gerät Bietigheim schnell in Rückstand, nicht nur auf Grund der bereits erwähnten Ballverluste, sondern auch, weil das Schiedsrichtergespann die Gastgeberinnen gleich vier Mal in Durchgang eins mit teils kleinlichen Zeitstrafen des Feldes verweisen. Die „Flames“ auf der Gegenseite werden in der gleichen Zeit nur ein einziges Mal bestraft. Auch die Siebenmeter-Linie der Unparteiischen passt dem Dänen nicht: „Er pfeift Siebenmeter, weil er sagt, dass Kaba Gassama im Kreis steht, dass ist seine Entscheidung. Aber ich habe geschimpft, weil es viele Situationen gibt, in denen Bensheim auch hinter der Linie steht und wir keinen Siebenmeter kriegen.“
Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase kommt Vestergaards Sieben aus dem Tritt, gegen die aggressive Defensive der HSG fehlen die Mittel. Kim Naidzinavicius, die an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehrt, stellt in der 15. Minute auf 10:6 aus Sicht der Hessinnen. „Da habe ich auf die Uhr geguckt und gedacht, hui, ist ja noch ganz schön lang“, sagt die Ex-SG-Spielerin. Eine Auszeit von Vestergaard ist die Folge, da sein Team aber erst noch in Unterzahl gerät, braucht es einige Minuten, bis die Umstellungen greifen. „Die Außen waren ein bisschen zu weit reingerutscht, das hat keinen Sinn gemacht. Ich habe gesagt, dass erst mal jeder die eigene Spielerin verteidigen muss“, berichtet der 49-Jährige.
Vom zwischenzeitlichen 7:12 kämpft sich die SG auf 12:13 heran (21.), gleicht wenig später zum 14:14 aus und zwingt Heike Ahlgrimm auf der Gegenseite ebenfalls zur einminütigen Taktikbesprechung. Doch Bietigheim hat jetzt Blut geleckt, kommt immer öfter in das gewohnte Tempospiel und zieht beim 20:16 zwei Minuten vor der Halbzeitpause zum ersten Mal auf vier Tore davon. „Wir machen ab Minute 20 so viele einfache Fehler, dass Bietigheim es gar nicht so schwer hat“, erklärt Naidzinavicius.
In fünf Minuten auf und davon
Aus der Kabine kommen beide Teams zwar wieder ebenbürtig, doch es dauert nicht lang, bis die SG den sechsten Gang findet und aufdreht. Binnen fünf Minuten sorgt ein 5:1-Lauf für klare Verhältnisse und lässt den Tabellenführer von 23:20 (35.) auf 28:21 (40.) davonziehen. „Ich habe die letzten 45 Minuten ein gutes Gefühl gehabt und deshalb auch erwartet, dass wir gewinnen“, sagt Vestergaard. Über 31:23 (47.) und 34:27 (53.) verwalten die Gastgeberinnen die Partie bis zum Abpfiff. Den Bietigheimer Schlusspunkt setzt die starke Sofia Hvenfelt, die vor allem in der Abwehr den Laden über weite Strecken zusammenhält. Sie erzielt das 40:30 gut 50 Sekunden vor dem Ende. „Wir wussten, dass es wichtig für die Liga wird. Wir haben mit viel Tempo gespielt und so agiert, wie wir es wollen“, erzählt die Schwedin nach Abpfiff.
Trotz des am Ende klaren Sieges geht das Spitzenspiel nicht spurlos am Tabellenführer vorbei. Karolina Kudlacz-Gloc und Gabriela Moreschi gehen jeweils mit einem Kühlpack am Knie in die Kabine. „Ich lasse alles auf dem Platz“, sagt Moreschi scherzend und ergänzt mit einem Grinsen: „Morgen zum Frühstück gibt es einen Kaffee und zwei Ibus.“