SGV Freiberg Abwehrmann Senkbeil entwickelt sich zum Torjäger

Von Andreas Eberle
Freibergs Kapitän Marcel Sökler herzt Innenverteidiger Kilian Senkbeil nach dessen Treffer zum 2:0. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der SGV Freiberg gewinnt das Regionalliga-Kellerduell gegen Eintracht Trier mit 2:1 – auch weil Innenverteidiger Kilian Senkbeil erneut zuschlägt.

Kilian Senkbeil kommt die Sache selbst etwas spanisch vor. „Das war tatsächlich erst mein zweites Tor im Männerbereich – und das in so kurzer Zeit“, sagte der Innenverteidiger des SGV Freiberg nach dem 2:1-Heimsieg gegen Eintracht Trier. In dem so wichtigen Regionalliga-Kellerduell hatte Senkbeil in der 57. Minute das 2:0 erzielt – und das besonders elegant: Nach einer Ecke von David Tomic kam die Kugel auf Umwegen zu dem 23-jährigen Leipziger. Der drehte sich um die eigene Achse und traf mit dem schwächeren linken Fuß halbhoch ins linke Eck. „Der Ball fällt mir vor die Füße, dazu gehört auch ein bisschen Glück“, kommentierte Senkbeil die Szene.

Bereits beim 4:0 gegen Mainz II zwei Wochen zuvor an gleicher Stelle hatte der in der Winterpause vom lettischen Erstligisten und Pokalsieger FK Auda an den Wasen gewechselte Senkbeil zugeschlagen. Dass der bei RB Leipzig ausgebildete Defensivmann künftig vorne aufläuft, schloss SGV-Trainer Roland Seitz allerdings aus: „Kilian ist nicht unbedingt kopfballstark, hat aber ein gutes Näschen in der Offensive. Er soll aber da bleiben, wo er ist. In der Abwehr ist er gut aufgehoben.“

Blick aufs nächste Abstiegsduell in Worms

Mit dem Dreier hängte sein Team den Mitaufsteiger aus Trier vollends ab. Sollte Freiberg am Samstag (14 Uhr) auch beim Drittletzten Wormatia Worms gewinnen, wäre der Klassenerhalt zu fast 100 Prozent eingetütet. „Wenn wir verlieren, sind wir aber wieder nur vier Punkte vor Worms. Wir haben schon noch etwas zu tun, bevor wir in Sicherheit sind“, sagte Seitz nüchtern.

Fassungsloser Eintracht-Trainer

Der Eintracht-Tross war aufgrund der Bedeutung der Partie bereits am Freitag angereist und hatte in einem Hotel Quartier bezogen. Allerdings traten die Gäste vor den 506 Zuschauern im Wasenstadion, darunter 100 lautstarke Fans von der Mosel, nicht frisch und tatendurstig auf, sondern verschüchtert und phlegmatisch. „Die erste Halbzeit war bodenlos. Ich verstehe nicht, wie man Zweikämpfe im Abstiegskampf so annehmen kann – nämlich gar nicht. Wahrscheinlich waren wir nicht nur mit dem Kopf noch im Hotel, sondern mit dem kompletten Körper“, schimpfte Gästetrainer Andreas Zimmermann.

Obwohl die Wasen-Elf in allen Belangen besser war, benötigte sie einen Elfmeter zur Führung: Der nach seinen Rückenproblemen in die Startelf zurückgekehrte Marcel Sökler verwandelte diesen gewohnt souverän (20.). Zuvor hatte Vincent Schwab im Trierer Strafraum Ouadie Barini niedergerungen. Mit Senkbeils Treffer zum 2:0 (57.) schien die Entscheidung gefallen. Dass der designierte Absteiger nach seiner bis dahin desolaten Vorstellung noch mal zurückkommen könnte, schien unmöglich. Doch genau das passierte. Den Anfang machte eine gefährliche Rettungsaktion von Ruben Reisig, der den eigenen Pfosten traf (62.).

Ein weiteres Elfmeter-Missgeschick

Ein Strafstoßtor des eingewechselten Ersin Zehir (76.) weckte die Rheinland-Pfälzer endgültig auf. Yannick Thermann hatte zuvor Gianluca Lo Scrudato in die Hacken getreten und ihm dabei den Schuh ausgezogen – nahe der Auslinie und Strafraumgrenze, also fern jeglicher Gefahr. Schon gegen Offenbach, Steinbach und Bahlingen hatten jeweils andere SGV-Kicker leichtfertig einen Elfmeter verschuldet. „Trainieren kann man das nicht. Jeder muss für sich selbst ausmachen, wie er im Strafraum zu Werke geht. Wir haben das in jenen Spielen wie eine Schülermannschaft gemacht“, sagte Seitz.

In der Endphase mussten die Freiberger noch um den Sieg bangen und einige brenzlige Situationen überstehen. Die Souveränität war wie weggeblasen, was auch Seitz missfiel. „Wir haben eine Mannschaft, die kicken kann und erfahren ist. Die letzten 15 Minuten dürfen uns nach einem 2:0 nicht mehr passieren“, rügte der Coach. „Wir haben uns alle in die Hosen gemacht.“   Andreas Eberle

 
 
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