Der SGV Freiberg hat auch bei seinem zweiten Regionalliga-Heimspiel im Exil einen Dreier verpasst: Dem 2:2 gegen Kickers Offenbach Anfang September 2022 folgte am Dienstagabend im Nachholduell gegen den Tabellenführer SSV Ulm 1846 eine 1:3-Niederlage. Nur 260 Zuschauer, darunter 150 lautstarke und dauersingende Fans der „Spatzen“, konnte der Aufsteiger in der Kleiner-Arena Remchingen begrüßen. In der Heimspielstätte des Oberligisten FC Nöttingen muss der Klub vom Wasen die vermeintlichen Risikospiele sicherheitshalber austragen.
SGV Freiberg Ulmer Freistoßtor erzürnt die Gemüter
Der SGV Freiberg verliert sein Regionalliga-Heimspiel im Nöttinger Exil gegen den Spitzenreiter von der Donau mit 1:3 – und hadert mit Schiedsrichter Marcel Rühl. Sökler-Ersatz Barini köpft den Ehrentreffer.
Sökler fehlt in der Startelf
Bei der Freiberger Aufstellung tauchte überraschend Kapitän und Torjäger Marcel Sökler nicht auf. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie Trainer Roland Seitz später aufklärte: „Er hat im Spiel am Samstag einen Schlag abbekommen und sich da schon durchgequält. Mit Blick auf die Partie gegen Trier wollten wir ihn heute vorsichtshalber draußen lassen.“
Für Sökler bekam der zuletzt etwas ins Abseits geratene Ouadie Barini eine Bewährungschance von Anfang an. Auch die beiden Rotsünder aus dem Bahlingen-Spiel (0:1) fehlten: Angelo Rinaldi wurde aufgrund seiner Notbremse für zwei Partien gesperrt; Ruben Reisig kam nach seiner Tätlichkeit mit einem Spiel davon und darf am Samstag (14 Uhr) im Aufsteigerduell gegen Eintracht Trier wieder mitmischen.
Extrem kurios und ärgerlich für den SGV war der Ulmer Führungstreffer. Erst pfiff Schiedsrichter Marcel Rühl einen Vorteil der „Spatzen“ ab und ahndete 24 Meter vor dem Kasten ein Foul von Marco Kehl-Gomez an Lucas Röser nachträglich mit einem Freistoß. Und während der 21-jährige Schlussmann Michael Gelt noch die Mauer stellte, schoss Nicolas Jann die Kugel rotzfrech zum 0:1 ins rechte Eck. Die wütenden Proteste der Wasen-Kicker, die den Ball als noch nicht freigegeben eingestuft hatten, blieben vergebens – das Tor zählte. „Wir haben genug erfahrene Spieler und müssen in der Situation unseren jungen Torwart schützen. Da muss sich jemand vor den Ball stellen. Das war ein bisschen naiv von uns – und sehr clever von den Ulmern“, kommentierte Seitz die Szene. „Aber wir hatten danach immer noch 80 Minuten Zeit.“
Seine Mannschaft versteckte sich gegen den Spitzenreiter keineswegs und spielte phasenweise ganz gefällig. Wirklich durchschlagskräftig waren die Freiberger im Angriff allerdings nicht – obwohl Ulms Kapitän und Innenverteidiger Johannes Reichert bereits in der Anfangsphase mit einem Pferdekuss vom Feld musste. „Man darf nicht vergessen, dass wir gegen die beste Abwehr der Liga gespielt haben. Da spielt man sich nicht Chancen im Minutentakt heraus“, gab Seitz zu bedenken.
Die beste Gelegenheit zum Ausgleich hatte Filimon Gerezgiher: Nach einer feinen Einzelleistung, bei der er zwei Gegenspieler wie Anfänger stehen ließ, traf der Flügelfitzer aus spitzem Winkel nur das Außennetz (26.). In der Nachspielzeit führte ein weiterer Standard zum 0:2-Pausenstand: Der ungedeckte Ex-Großaspacher Lamar Yarbrough köpfte aus acht Metern und zentraler Position einen Freistoß ein und profitierte davon, dass Keeper Gelt weggerutscht war (45.+2).
Nach dem Seitenwechsel übernahm der SGV das Kommando und lief den Gegner früh an. Bei Abschlüssen von Christian Mauersberger und Barini fehlten Genauigkeit und Fortune. Dafür gaben die Mannen von der Donau den „Hausherren“ mit dem dritten Tor den Rest: Marcel Schmidts schloss einen mustergültigen Konter mit einer feinen Direktabnahme ab – 0:3 (65.).
U19-Kicker Pietzsch debütiert
Seitz brachte nun Sökler doch noch – und außerdem U19-Kicker Tim Niklas Pietzsch, der sein Regionalliga-Debüt feierte. Der 1:3-Ehrentreffer durch Barini kam aber zu spät. Der Offensivmann hatte eine Gerezgiher-Maßflanke eingeköpft (82.). „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, skandierten die Ulmer Fans und feierten ihre zuletzt ins Straucheln geratene Elf. Zumindest sie hatten im Freiberger Exil ihren Spaß.