Spezialist für Kohlefaser Mit Carbon-Teilen aus Freiberg geht es auf die Rennstrecke

Von Michael Soltys
Mit einer unbehandelten Carbon-Matte in der Hand steht Firmenchef Yves Brä Foto: /Oliver Bürkle

Die 2016 gegründete Bräutigam GmbH stattet Formel 1-Boliden aus, veredelt aber auch exklusive Fahrzeuge, Prototypen und Kleinstserien.

Carbon, das ist ein Werkstoff mit Zukunft. Mit  dieser Überzeugung hat Yves Bräutigam vor sechs Jahren im Alter von 29 Jahren sein Unternehmen gegründet, die Bräutigam GmbH in Freiberg. Der gelernte Modellbauer setzt seitdem auf die Spezialisierung für den Motorsport. Entwicklung der Teile, Formenbau, Werkzeugbau, Produktion, „das sind unsere Kompetenzen“, sagt der heute 35 Jahre alte Firmenchef. Es sind die Fahrzeuge der Formel 1, der Formel 3 und der GT Masters-Serie, für die Bräutigam vor allem tätig ist und mit denen er etwa die Hälfte des Umsatzes generiert. Doch auch exklusive Fahrzeuge, Prototypen und Kleinstserien stattet Bräutigam mit Teilen aus Kohlefaser aus oder veredelt sie damit. Mit diesen beiden Standbeinen wird die Bräutigam GmbH in diesem Jahr etwa zehn Millionen Euro Umsatz machen, sagt der Firmenchef.

Liebe zum Motorsport

Liebe zum Motorsport

Die Liebe zum Motorsport hat Bräutigam schon in jungen Jahren entwickelt, erzählt er. Nach der Lehre als Modellbauer habe er viele Jahre lang in der Kohlefaser-Branche gearbeitet und dann seinen Meister gemacht, bevor der Schritt zur Gründung eines eigenen Unternehmens erfolgte. Im Wettbewerb um den Landespreis für junge Unternehmen in Baden-Württemberg hat es Bräutigam unter die letzten 20 von knapp 600 Bewerbern geschafft.

Die leichte Bauweise, hohe Festigkeit und Formbarkeit, das sind die wesentlichen Eigenschaften, die Carbon als Werkstoff so attraktiv machen. Das wird bei einem Rundgang durch das Firmengebäude deutlich, einer früheren Lagerhalle im Freiberger Industriegebiet. Komplexe Teile wie eine Bremsluftführung für ein Formel 1-Fahrzeug entstehen hier ebenso wie eine seidig-schwarz glänzende Motorhaube für einen Porsche. Doch die Optik ist nur der eine Aspekt, warum Carbon für die Veredelung von Fahrzeugen begehrt ist. Der Gewichtsvorteil ist enorm: „Gegenüber einer herkömmlichen Motorhaube werden zwischen drei und vier Kilo eingespart.“

30 bis 40 Stück pro Serie

Spezialisierte Nische

Auf diese spezialisierte Nische will sich der Carbon-Spezialist auch weiter beschränken. Zwischen 30 und 40 Stück eines Teils werden pro Serie produziert, erläutert Bräutigam. Nach der Entwicklung in Zusammenarbeit mit den Kunden wird das in Form einer Matte verfügbare Roh-Carbon zurechtgeschnitten und mit Hand in eine Form gefügt. Manche sind wenige Quadratzentimer groß. Andere Teile, Kernstück der Produktion, sind zwei Autoklaven. Das seien im Grunde nichts weiter als „riesige Backöfen“, so Bräutigam, mit einem entscheidenden Unterschied: Die mit Harz getränkten Kohlefaser-Matten werden darin unter 6,2 Bar hohem Druck ausgebacken. Bei Temperaturen um 130 Grad verwandelt sich die flexible Folie in einen starren Körper, den nichts mehr aus der Form bringt.

„Der Trumpf unseres Unternehmens ist seine Geschwindigkeit“, sagt Bräutigam. Gerade einmal sechs Wochen geben ihm Kunden Zeit vom Eingang der Daten bis zur Produktion des ersten Teils. Um kurze Lieferzeiten zu garantieren, hat Bräutigam eigene Fräsmaschinen gekauft, die Teile aus Stahl, Titan und Aluminium herstellen, sei es, um sie als Modelle zu verwenden, sei es, um sie in die Kohlefaser-Teile zu integrieren. Was ihm hilft, die Auftragslage zu stabilisieren: „Die Branche ist klein“. Die Konkurrenz sei auf wenige Firmen weltweit verteilt. Nur zehn Prozent seines Umsatzes mache Bräutigam in Deutschland, der Rest mit „exklusivem Fahrzeugbau in aller Welt.“ Wer sich im Motorsport durch Qualität und Zuverlässigkeit einen Namen gemacht hat, bei dem klingele immer wieder das Telefon. Wegen eines Carbon-Teils aus Freiberg „ist jedenfalls noch kein Rennfahrzeug ausgefallen“, sagt Bräutigam.

Handwerksbetrieb aus Sachsenheim unter den 20 besten jungen Unternehmen

Der Landespreis
für junge Unternehmen wird 2022 bereits zum 14. Mal vergeben. Der gemeinsam von der Landesregierung und der L-Bank ausgeschriebene Preis ehrt Persönlichkeiten, die in den letzten zehn Jahren ihr Unternehmen nicht nur gegründet oder übernommen und es wirtschaftlich erfolgreich entwickelt haben, sondern die sich auch darüber hinaus einsetzen. Dabei rückt die Auszeichnung besonders die Leistungsstärke, Innovationskraft, Modernität und Kreativität in den Mittelpunkt, aber auch das soziale oder ökologische Engagement.

Neben der
Bräutigam GmbH aus Freiberg hat es auch die Wanderer Wasser & Wärme GmbH aus Sachsenheim Beim Landeswettbewerb in den Kreis der 20 Finalisten geschafft. Der Handwerksbetrieb aus der Branche Heizung, Sanitär und Blecharbeiten, der 2017 von Martin und Anette Straub gegründet wurde, zeichnet sich durch die Ausbildungsquote von 50 Prozent aus, um Fachkräfte zu gewinnen.

Der Sieger
des Wettbewerbs wird bei der Preisverleihung am 11. Oktober bekannt gegeben. Sie findet im Neuen Schloss in Stuttgart statt. Das Preisgeld beträgt 90000 Euro für die ersten drei Plätze.

 
 
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