Sportvereine gehen neue Wege Mit Kreativität der Krise trotzen

Von Andreas Eberle
Softball und Golfschläger: Nachwuchsspielerin Sophie Renner vom GC Schloss Monrepos hat sich eine Golf-Tennis-Challenge überlegt, die sie in ihrem Zimmer vorführt. ⇥ Foto: Anja Canz

Um den Nachwuchs bei der Stange zu halten, gehen einige Vereine neue Wege und nutzen dabei die sozialen Medien. Drei Beispiele aus den Sportarten Eishockey, Basketball und Golf.

Sport treiben, fit bleiben, Talent und Technik weiterentwickeln – all dies fällt während der Corona-Krise schwer. Denn die Sportanlagen, Hallen und Fitnessstudios sind nach wie vor geschlossen. Mit Hilfe der sozialen Medien, etwa Facebook, Instagram, Twitter oder WhatsApp, versuchen die Vereine, den Nachwuchs bei der Stange zu halten sowie zu sportlicher Aktivität und zum Mitmachen animieren. Die BZ-Sportredaktion stellt an drei Beispielen vor, wie kreativ sich Vereine der Herausforderung stellen.

SC Bietigheim-Bissingen

Die Deutsche Eishockey-Liga 2 (DEL2) und deren Klubs haben unter dem Motto „Gestärkt aus der Corona-Krise“ gemeinsam ein 15-tägiges Fitness-Programm ins Leben gerufen. Seit Ostern führt jeder Stammverein in einem Video verschiedene Übungen zum Nachmachen vor. Das Workout, das bequem zu Hause absolviert werden kann, ist auf den sozialen Kanälen (Facebook, Twitter) der Liga zu sehen und richtet sich an große und kleine Fans gleichermaßen. An jedem Tag ist ein anderer Verein an der Reihe. „Gerade in der jetzigen Zeit ist es wichtig, fit zu bleiben“, sagt DEL2-Talent- und Standortentwickler Marius Riedel, der Initiator des Programms. „Gemeinsam mit den Stammvereinen wollen wir den Spielerinnen und Spielern, allen Fans, Sportbegeisterten und denen, die es werden wollen, Anregungen und Übungen zum Nachmachen geben.“

Der SC Bietigheim-Bissingen war nach dem EV Landshut der zweite Klub, der eine Folge beisteuerte: Jugendcoach und A-Lizenz-Inhaber Rudi Tomas bat in einem knapp gut sechsminütigen Video zum Power-Zirkeltraining – mit Kniebeugen, Liegestützen, Sit-ups, „Dips“ (Beugestützen) und Klimmzügen. Zwei Stühle, ein Schläger oder Stock sowie eine Matte oder ein Handtuch waren die Trainingsutensilien. Tomas erklärte auf seiner Terrasse jede Übung fachkundig und im Detail und demonstrierte sie auch. Fünf Runden mit sich steigernden Wiederholungen – am Ende waren es deren 25 – sollten die Teilnehmer pro Aufgabe absolvieren. Ein anspruchsvolles Pensum, das selbst durchtrainierte Sportler ins Schwitzen bringt.

BBA Ludwigsburg

Vor acht Tagen hat die Porsche Basketball-Akademie Ludwigsburg die „BBA-Challenge“ gestartet, die nicht nur Basketballer ansprechen soll, sondern alle sportlich Aktiven. Zweimal pro Woche, immer dienstags und freitags, präsentieren unter anderem die hauptamtlichen Trainer via Instagram oder Facebook eine neue Übung. Mitmachen kann, durch das Hochladen eines eigenen Videos und das Markieren im Story-Modus, jeder. Die einzelnen Aufgaben müssen binnen 48 Stunden abgeschlossen werden. Für jede Episode gibt es Wertungspunkte, die auf einem persönlichen Gesamtkonto angerechnet werden. Pro Tag wird der beste Akteur mit einem Preis aus der Ludwigsburger Team- und Fankollektion – etwa Bälle, Trikots, Schals, Mützen, Vesperdosen – belohnt. Der Gesamtsieger erhält am Ende der Aktion einen Gutschein einer Fahrschule für die Führerschein-Grundgebühr. „Die Resonanz ist sehr positiv. Die Teilnehmerzahl bewegt sich im knapp dreistelligen Bereich“, sagt Riesen-Pressesprecher Lukas Robert. Neben vielen eigenen Jugendspielern seien darunter auch etwa 45 externe Teilnehmer.

Rund 30 Folgen sind bereits produziert, auch Kooperationspartner wie der Hockeyclub (HC) Ludwigsburg beteiligten sich. Im ersten Teil lud der langjährige Riesen-Kapitän und jetzige Assistenzcoach David McCray zur „Core-Between-Challenge“: Der Ball musste dabei im Sitzen durch die sich auf- und ab bewegenden Beine gepasst werden – und zwar 20 Mal so schnell wie möglich. Bei der zweiten Herausforderung, der „Jump-Rope-Challenge“, war Seilspringen angesagt: Nachwuchstrainer Ross Jorgusen erklärte, Sohnemann Cooper macht es im heimischen Keller vor: In 60 Sekunden ging es darum, so viele Durchschläge wie möglich zu schaffen. Bei der am Freitagnachmittag veröffentlichten dritten Episode stellte Jugend-Athletik-Trainer Marc Salzer Liegestütze in drei verschiedenen Positionen zur Aufgabe. Fünf Durchgänge mit insgesamt 48 Liegestützen waren zu absolvieren. Die Zeit, die es zu schlagen gilt, seien zwei Minuten, wie Salzer in seinem Erklärvideo erläutert.

Golfclub Schloss Monrepos

Besonders aktiv und kreativ ist die Jugendabteilung des GC Schloss Monrepos. Die Ludwigsburger Nachwuchsgolfer nehmen nicht nur an dreimal die Woche stattfindenden virtuellen Regelabenden teil, sondern überlegen sich auch Herausforderungen für sich und ihre Vereinskollegen. Die Übungen werden im Garten oder den eigenen vier Wänden vorgemacht und gefilmt und dann per WhatsApp in die Gruppe verschickt, sodass sie jeder nachmachen kann. „Die Kinder und Jugendlichen brauchen Abwechslung und Beschäftigung. Ihnen ist doch zurzeit allen langweilig“, sagt Jugendwartin Anja Canz.

Ihre Tochter Sophie Renner (12), amtierende süddeutsche Meisterin in der Altersklasse 12, hat sich gleich zwei Übungen ausgedacht – eine Golf-Tennis-Variante mit dem Softball für drinnen und ein Chip-Training für draußen. Bei letzterem sollen ihre Nachahmer im Garten Bälle in aufgestellte Eimer versenken. Fynn Fellerhoff (11) kreierte eine österliche Challenge: Aus gut zehn Metern musste der Golfball in einen Osterkorb geschlagen werden. Eine knifflige Aufgabe hat sich auch Filip Krantz (13) überlegt: das Lineal-Putten. Hier ist der Ball mit dem Putter so zu spielen, dass er möglichst lange auf einem Lineal bleibt, das auf einer Golfmatte drapiert ist.

Acht jugendliche Spitzenspieler haben vom Verein eine besondere Aufgabe zugeteilt bekommen: Sie sollten in acht Videos die wichtigsten Golfregeln zusammenfassen. Die Erklärstücke sind mittlerweile abgedreht und letztlich so gut geworden, dass der GC Schloss Monrepos die Filme demnächst sogar auf seiner Internet-Homepage präsentieren wird. „Unsere Nachwuchsspieler haben das viel lustiger gemacht als wir Erwachsene das je hätten machen können“, lobt Canz.

 
 
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