Stadtmuseum Hornmoldhaus Das Adler-Wirtshausschild hängt jetzt im Depot

Von Uwe Mollenkopf
Dr. Catharina Raible, die Leiterin des Stadtmuseums Hornmoldhaus in Bietigheim, mit verpackten Gegenständen aus der Museumssammlung in einem Depot. Hinter ihr ist der Wirtshausausleger der einstigen Gaststätte Adler an der Wand zu sehen. Foto: Oliver Bürkle

Im Bietigheimer Hornmoldhauses ist nur ein Teil der Sammlung historischer Objekte zu sehen. Vieles schlummert in Depots, so auch Inventar einer Gaststätte.

Links und rechts Regale, befüllt mit einer unübersehbaren Anzahl an Gegenständen, die mit Nummern gekennzeichnet sind. Vieles ist mit Leintüchern verhüllt oder in Kisten verpackt. In der Mitte Tische mit Objekten, die erst noch einsortiert werden müssen. Wir befinden uns in einem der Depots des Bietigheimer Stadtmuseums.

„Ein Depot ist wie ein Fundus für Wechselausstellungen“, sagt Dr. Catharina Raible, die Museumsleiterin. Die Ausstellungsfläche im Museum sei viel zu klein, um all die Gegenstände, die hier lagern, dem Publikum zu präsentieren. Doch in den Wechselausstellungen kann die Leiterin immer wieder auf die Schätze ihrer Depots, von denen es mehrere gibt, zurückgreifen. Es sei „wie im Archiv, nur in 3D“, so Raible.

Die Objekte werden von einem Restaurator fachmännisch verpackt, danach inventarisiert und in die Regale eingeordnet. Zugriff ermöglicht eine Datenbank. Das alles sei zeitaufwendig, ein Grund, warum es im Museum auch außerhalb der Öffnungszeiten immer etwas zu tun gebe, erklärt die Museumsleiterin. Denn neben dem Vermitteln zählten auch das Sammeln, Bewahren und Erforschen zu den Kernaufgaben.

Nicht alle Gegenstände im Depot sind indes für Ausstellungen geeignet. Raible zeigt auf einen großen Wirtshausausleger an der Wand des Depots. Die kunstvolle Schmiedearbeit, die früher Hungrige und Durstige zur Einkehr einlud, ist viel zu schwer und zu sperrig, um sie einfach so ins Museum schaffen und dort anbringen zu können. Gleichwohl wird das Schild mit dem goldenen Doppeladler für die Nachwelt aufbewahrt. Es steht für die Geschichte des Adlers, eines der renommiertesten Gasthäuser in Bietigheim.

Der Adler befand sich in der Besigheimer Straße 1, dort, wo jetzt das Finanzamt steht. Die Zahl 1711 auf dem Ausleger führt zu den Ursprüngen des Adlers zurück. Allerdings noch nicht an der besagten Stelle. Das Gebäude in der Besigheimer Straße wurde erst 1781/82 gebaut, der Besitzer übernahm jedoch die „Schildwirtschaftsgerechtigkeit“ eines älteren Adlers aus dem Jahr 1711.

Verkehrsgünstig gelegen

Das Gasthaus sei bewusst an einer stark frequentierten Straße angelegt worden, sagt Sonja Eisele vom Stadtarchiv. Hier entlang lief der Verkehr von und nach Besigheim. Bis 1870 standen in diesem Bereich nur drei Gasthäuser. Ein früher auf dem Schild angebrachter Weinwagen zeigt auch den Zusammenhang mit dem Weinhandel auf. Fuhrleute kauften den Wein auf und brachten ihn zu den Bestimmungsorte.

Dass das Lokal florierte, beweisen zahlreiche Wirtschaftsgebäude, die im Laufe der Zeit entstanden, darunter eine Scheune, ein Wasch- und Brennhaus und ein Stall für 50 Pferde bis 1813. Im 20. Jahrhundert kamen unter anderem eine Schlachterei und eine Rauchkammer hinzu.

1889 erwarb die Metzgerfamilie Dietz den Adler, die dann ab 1935 nur noch die Metzgerei betrieb und das Lokal verpachtete. Das letzte Stündlein des Adlers schlug in den 90er-Jahren. Stadtverwaltung und Gemeinderat hatten an der Stelle andere Pläne und beschlossen den Abriss des Gebäudes, dass sich in schlechtem Zustand befand und auch nicht denkmalgeschützt war. Die Sanierung hätte nach damaliger Rechnung drei Millionen Mark gekostet – was zu teuer erschien. Auch der Einsatz einer Bürgerinitiative, die 1400 Stimmen für den Erhalt des Hauses sammelte, konnte den Adler nicht retten. 1996 begannen die Abrissarbeiten.

Mobiliar aus Weinstube

An den einstigen Glanz des Bietigheimer Adlers erinnert in den Depots des Hornmoldhauses über den Ausleger hinaus weiteres Inventar. Catharina Raible zeigt auf Mobiliar aus einer holzvertäfelten Weinstube und auf bleiverglaste und teilweise mit Alt-Bietigheimer Motiven versehene Fenster, die unter Leintüchern zum Vorschein kommen. Hinter diesen verschwinden sie dann auch wieder, um die Erinnerung an dieses Stück Bietigheimer Wirthausgeschichte weiter für kommende Generationen aufzubewahren. Jedoch sicher nicht für immer: „Ich kann mir gut vorstellen, mittelfristig auch das Wirtshausthema in einer Ausstellung aufzugreifen“, sagt die Museumsleiterin.  

Info In einer Serie beschäftigt sich die BZ mit historischen Gegenständen, die in den Depots der Museen schlummern.

 
 
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