Stadtverband Sport in Bietigheim-Bissingen Kritik an Auszeit im Sportstätten-Bau

Von Walter Christ
Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Stadtverbands Sport wurde am Montagabend auch der Jugendförderpreis verliehen. Günter Krähling zeichnete die örtliche DLRG zusammen mit dem Schwimmverein Bietigheim und die Jugendturnabteilung des TSV Bietigheim für deren vorbildliche Jugendarbeit mit den SVS-Jugendförderpreisen für 2021 beziehungsweise 2022 aus (von links): Katharina Haas, Markus Gutbrod, Günter Krähling, Coco Ziegler, Robin Singer und Michael Bertet. Foto: /Martin Kalb

Am Montag war die Mitgliederversammlung des Stadtverbands für Sport. Der Verband sieht trübe Perspektiven für seine 41 Mitglied-Klubs. Es gab aber auch Erfreuliches: Der Jugendförderpreis wurde verliehen.

Wohin bloß mit der zunehmenden Zahl an Menschen, die gerne Sport treiben wollen, aber die Platz-Kapazitäten nicht reichen? Mit diesem Dilemma sehen sich die Sportvereine in Bietigheim-Bissingen konfrontiert. Und das bekanntlich schon seit etlichen Jahren. Die Kritik an der städtischen Auszeit im Sportstätten-Bau hält somit an, wie auch die jüngste Mitglieder-Versammlung des Stadtverbandes für Sport am Montagabend im Heim von DLRG und Schwimmverein reflektierte. Dort redete der Vorsitzende des im Jahr 2022 um 1015 Personen auf nunmehr über 17 000 Mitglieder gestiegenen Dachverbandes (davon sind rund 6000 Kinder und Jugendliche) ein weiteres Mal Klartext.

Günter Krähling: Deprimierende Situation

Seit Jahren habe er die unbestrittene Notwendigkeit dargestellt, dass dringend etwas geschehen müsse bezüglich des Hallenbades, der Ballsporthalle und der Tribüne im Ellental-Stadion, erinnerte der SVS-Sprecher an die Problematik und Forderungen. „Die Themen dümpeln auch nicht erst seit 2018 vor sich hin, Lösungen werden nicht ernsthaft diskutiert, geschweige denn umgesetzt“, wurde Günther Krähling deutlich. Corona, Krieg, Energiekrise und die Erfüllung von Pflichtaufgaben seien alles richtige Argumente, trotzdem sei die Situation für den Sport deprimierend. „Dabei hat doch zuletzt die Umnutzung von Berufsschulhalle und Liederkranzhaus zur Unterbringung von Geflüchteten gezeigt, dass wir mit den Sportstätten schon über dem Limit sind. Wir schreiben uns gerne ,Sportstadt Bietigheim-Bissingen‘ auf die Fahnen, müssen dann aber Trainingsgruppen in benachbarte Städte und Vereine auslagern“, so Krähling. Kann es sich eine Stadt auf Dauer leisten, ihren Bürgerinnen und Bürgern nicht ausreichend Sportstätten anzubieten?, wies der SVS-Repräsentant darauf hin, dass das Wachstum der örtlichen Sportvereine jedenfalls durch die verfügbare Kapazität an Sportflächen begrenzt sei.

„Also: Sportstätten Fehlanzeige. Fast, aber nicht ganz“, sprach Krähling auch das Thema Sporthalle Hillerschule an. „20 Jahre nach Fertigstellung der letzten Sporthalle konnte tatsächlich eine neue Turnhalle in Betrieb gehen – als Ersatz für die alte Turnhalle der Hillerschule und mit einer kleinen Erweiterung der Flächenkapazität. Und es hat auch „nur“ 2050 Tage zwischen der Schließung der alten und der Eröffnung der neuen gedauert. Die Halle ist schön geworden. Aber schön ist für Sportler nicht der einzige Maßstab. Leider sind Verbesserungen der praktischen Nutzbarkeit enge Grenzen gesetzt.“

Er sei dennoch zuversichtlich, dass man die aktuellen Krisen meistern werde, so wie die Vereine auf Corona und die damit verbundenen Einschränkungen für die Sportler wie immer in Notsituationen gut und flexibel reagiert hätten.

Mit den Spätfolgen, dem sportlichen Long-Covid, werde man allerdings noch länger kämpfen. Viele Kinder und Jugendliche, die über fast drei Jahre keinen Sport treiben konnten, die das gemeinsame Sozialerlebnis Sport nicht kennenlernen durften, seien nur schwer zu erreichen. Ganz zu schweigen von Ehrenamtlichen, Übungsleitern und Trainern.

Krähling hatte in seinem Jahresbericht zuvor unter anderem auch sportliche Highlights sowie das Nachführunterricht-Modell, die Erhöhung der Jugendförderbeiträge und höhere Fahrtkostenzuschüsse positiv erwähnt. Sein Dank ging an Stadtverwaltung, Gemeinderat und besonders an die Sponsoren, Bürgerstiftung und Wiedeking-Stiftung für deren großzügige Unterstützung.

Michaela Ruof: Kein Wunschkonzert

Dass der Bedarf und die anstehenden Herausforderungen bekannt seien, alles aber kein Wunschkonzert sei und sie auch keinen Zauberstab habe, betont die neue Kultur- und Sportamtsleiterin Michaela Ruof. Eine neue Sporthalle und ein neues Bad zusammen wird es demnach „wohl nicht geben“, hieß es, mit der Bitte, dass die Vereine die Hallen-Nutzungen mehr optimieren, das heißt auch möglicherweise Termine tauschen sollten.

Matthias Müller: Mitgliederzahl übertrifft Vor-Corona-Zeit

Der Präsident des Sportkreises Ludwigsburg Matthias Müller berichtete davon, dass man während der Corona-Zeit rund 25 000 Sportvereinsmitglieder verloren habe. Inzwischen konnte laut Müller aber durch Neuzugänge dieses Defizit nicht nur ausgeglichen, sondern mit nunmehr 196 000 Mitgliedern sogar die Vor-Corona-Zahl übertroffen werden. Angesichts der nie vorhersehbaren Entwicklung bezüglich der kurzfristig erforderlichen Aufnahme von Flüchtlingen und somit des denkbaren Hallen-Bedarfs riet Müller den Vereinen, Hallen-Veranstaltungen nicht weit vorauszuplanen.

Tamara Drittenpreis, Kinderschutz-Koordinatorin des Landratsamtes Ludwigsburg, referierte über Kinderschutz in den Vereinen und löste damit eine rege Diskussion aus.

SVS-Schatzmeister Dr.-Ing. Stefan Epple legte zuvor einen positiven SVS-Kassenbericht vor; Michael Fissler hatte zusammen mit Dieter Fritz die Kasse geprüft und Epple für eine tadellose Arbeit gelobt. Die Vorstandschaft war einstimmig entlastet worden.

 
 
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