Steelers unterliegen Berlin nach großem Kampf Neuling bringt Eisbären ins Schwitzen

Von Andreas Eberle
Hochbetrieb vor dem Bietigheimer Kasten: Der Berliner Matt White (links hinten) versucht sich gegen die Steelers-Profis Evan Jasper und René Schoofs durchzusetzen. Auch Torhüter Cody Brenner will sich den Puck schnappen. Foto: Avanti/Ralf Poller

Die Bietigheim Steelers halten gegen den DEL-Meister aus Berlin gut mit. Dennoch kassiert der Aufsteiger mit dem 2:4 die vierte Heimniederlage in Folge. Die Kanadier Heard und Ranford treffen.

Unsere kleine Stadt macht die Großen platt.“ So heißt es im Refrain von Hartmut Englers neuem Lied über die Bietigheim Steelers. Obwohl der DEL-Neuling am Sonntagabend den Eisbären Berlin lange die Stirn bot, blieb die Verszeile des Pur-Sängers diesmal nur Wunschdenken. Das Team aus dem Ellental musste sich dem Deutschen Meister mit 2:4 geschlagen geben. Trotz der vierten Heimniederlage in Folge bekamen die SCB-Cracks für ihren beherzten Auftritt nach der Partie stehende Ovationen von den Rängen und sogar Lob vom Gegner. „Großen Respekt für die Leistung, die die Steelers heute gezeigt haben“, sagte Berlins Meistercoach Serge Aubin.

Besonderes Duell für Kapitän

Für SCB-Kapitän Constantin Braun, den der Aufsteiger für die laufende Saison von den Eisbären ausgeliehen hat, war die Partie eine besonders große Sache. Schließlich steht er bereits seit 2006/07 beim Hauptstadtklub unter Vertrag. Der 33-jährige Verteidiger ging wie gewohnt voran und lief, wie die gesamte Bietigheimer Mannschaft, zur Galaform auf – auch wenn das letztlich nicht mit Punkten belohnt wurde. In der Tabelle stehen die Steelers nach acht Duellen mit acht Zählern auf Rang zwölf – ein Platz, der am Saisonende den sicheren Klassenerhalt bedeuten würde.

Wer gedacht hatte, der Außenseiter würde vor dem großen Namen und dem Champion aus Berlin in Ehrfurcht erstarren oder kuschen, wurde eines Besseren belehrt. Vom ersten Bully an zeigten die Steelers vor den 3082 Fans keinerlei Beißhemmung und boten den Eisbären einen heißen Kampf auf Augenhöhe.

Bei Bietigheim feierte Max Renner nach zweiwöchiger Verletzungspause ein Comeback. Für ihn musste Guillaume Naud als überzähliger Profi auf die Tribüne. Wie schon in Köln schenkte Trainer Daniel Naud im Tor Cody Brenner das Vertrauen – der zweite DEL-Einsatz in seiner Karriere. Der 24-jährige Torhüter zeigte im ersten Drittel gleich mit einigen Glanztaten, dass auf ihn Verlass ist. „Cody-Brenner“- Sprechhöre hallten bereits in der Anfangsphase aus der Bietigheimer Fankurve. Und das Glück des Tüchtigen hatte der Goalie bei einem Pfostenschuss von Leonhard Pföderl auch noch.

Heard wird immer besser

Beim zweiten Powerplay schoss Mitchell Heard den SCB in Front (19.). Der Kanadier hatte schon beim 4:3-Sieg am Freitag gegen seinen Ex-Klub Straubing Tigers das erste Steelers-Tor besorgt und wird von Spiel zu Spiel stärker.

Mit viel Wut im Bauch starteten die Gäste von der Spree in den zweiten Durchgang. Offensichtlich hatte Trainer Aubin den Eisbären in der ersten Pause ordentlich Feuer unter dem Hintern gemacht. Die Leistungssteigerung kulminierte in zwei Toren: Neuzugang Yannick Veilleux (27.) und Zachary Boychuk (29.) waren innerhalb von 99 Sekunden für die Berliner erfolgreich.

Die Steelers zeigten sich allerdings unbeeindruckt von diesen beiden Nackenschlagen. Benjamin Zientek hatte kurz vor Drittelende gleich zweimal das 2:2 auf dem Schläger. Erst zielte er bei einem Konter in Unterzahl knapp vorbei. Dann griff sich Schlussmann Mathias Niederberger seinen Schuss mit stoischer Gelassenheit. Es blieb bei der knappen Führung des Favoriten.

Längst hatte der Meister verinnerlicht, dass es im Schongang gegen diesen frechen Aufsteiger nicht gehen würde. Eine Erfahrung, die schon die anderen Steelers-Gegner in der noch jungen DEL-Hauptrunde gemacht haben. Als Blaine Byron einen Schuss von Simon Després zum 3:1 für den Favoriten abfälschte (54.), schien die Sache entschieden. Doch die Schwaben schlugen in der 55. Minute noch ein letztes Mal zurück, diesmal in Person von Brendan Ranford, der in der Saison 2018/19 auch mal für Berlin aufgelaufen war. Auf Matthew Whites Tor zum 4:2 (58.) hatte der Gastgeber dann aber keine Antwort mehr parat.

Für den Titelverteidiger war es der fünfte Auswärtssieg beim fünften Gastspiel – und damit ein neuer Startrekord in der Vereinsgeschichte. Und für die wackeren Steelers bleibt immerhin der Trost, die Eisbären mächtig ins Schwitzen gebracht zu haben.

Stimmen zum Spiel

Daniel Naud, Trainer der Bietigheim Steelers: Wir haben ein super erstes Drittel gespielt, läuferisch waren wir auf Augenhöhe. Das Tempo war sehr hoch. Im zweiten Drittel haben wir dann Probleme bekommen. Da hat man die Qualität der Eisbären gesehen. Nach zehn schwierigen Minuten und den beiden Gegentoren hat sich die Mannschaft wieder gefangen. Im letzten Drittel haben wir alles gegeben und nicht aufgegeben. Es war sehr knapp. Wir lernen immer weiter dazu und werden besser. Mir ist es wichtig, dass wir von Spiel zu Spiel besser werden. Da sind wir auf einem guten Weg.

Serge Aubin, Coach der Eisbären Berlin: Es war ein hartes Spiel für uns. Großen Respekt für die Leistung, die die Steelers heute gezeigt haben. Bietigheim hat mächtig dagegengehalten. Nach der Heimniederlage am Freitag gegen Düsseldorf wollte ich eine Reaktion meiner Mannschaft sehen. Spätestens ab dem zweiten Drittel kam diese Reaktion auch. Da hat mein Team das Heft in die Hand genommen. Dennoch war es die ganze Zeit ein enges und sehr gutes Spiel. Ich habe viele gute Dinge gesehen. Wir sind sehr froh, dass wir die drei Punkte nach Berlin mitnehmen.

 
 
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