Stiftungsfest Rainer Haas: „Wir brauchen das PKC mehr denn je“

Coronabedingt war diesmal nicht die Strombergstraße Ort des Zusammentreffens, sondern die ausgebuchte Freudentaler Schönenberghalle.

Gekommen waren alte und neue Namen, nachdem bereits Kultusministerin Theresa Schopper im November hier ihren Antrittsbesuch in der baulich erweiterten Einrichtung hatte. Neuer Vorsitzender des Vereins ist Bönnigheims Bürgermeister Albrecht Dautel, der auch das Grußwort übernahm und die lange Liste an Ehrengästen verlas. „Wenn wir heute noch die Ziele Demokratie und Toleranz haben“, so Dautel zum Auftrag des Pädagogisch-Kulturellen-Centrums, „ist das leider Tagesaktualität“. Tägliche Bilder von antisemitischen Sprachbildern seien Grund genug, nicht an den Aufgaben der Einrichtung nachzulassen.

Jüdisches Leben in Deutschland

Die Stiftungsrede kam diesmal von Professorin Dr. Miriam Rürup, Tochter des im Jahr 2018 verstorbenen angesehenen Historikers Reinhard Rürup. Die Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam blickte darin auf „1701 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – Fragen an ein denkwürdiges Festjahr“.

Rürup erinnerte an frühe Zeiten, als die Hälfte der Freudentaler jüdisch waren und Teil der Gesellschaft. Das jüdische Leben habe auf dem Land stattgefunden, mit der Möglichkeit des Handels.

Später habe es in der napoleonischen Zeit die Erfahrung gegeben, als gleichberechtigter Staatsbürger zu leben, bevor es unter den Nazis zur Vertreibung kam. „Es waren europäische Momente, die neues Leben wieder ermöglichten“, unterstrich die Rednerin. In Freudental sei die Vergangenheit gut bewahrt worden: Während in Mülheim nur ein Parkplatz an eine Synagoge erinnert, sei hier die frühere Synagoge vorbildhaft erhalten worden.

Zu Ehren kam der frühere Landrat Dr. Rainer Haas, dem das PKC in seiner Amtszeit sehr am Herzen lag und dem die Ehrenmitgliedschaft im Verein durch Landrat Dietmar Allgaier verliehen wurde. Ihm sei das verordnete Amt beim PKC keine Pflicht, sondern eine Ehre gewesen, so Allgaier. Mit sicherer Unterstützung des Kreistages habe er 24 Jahre hier sehr viel bewegt und die Partnerschaft mit dem Oberen Galiläa ins Leben gerufen.

„Er hat Pädagogik, Kultur und Wissenschaft gelebt“, würdigte der Landrat seinen Vorgänger.

Haas: „Land muss PKC stärken“

Rainer Haas, hielt anschließend seine Dankesrede und blickte auf die lange Zeit zurück, in der die Einrichtung groß wurde. Er habe damals im Stuttgarter Gymnasium vieles gelernt - bis am Ende keine Zeit mehr für das Dritte Reich war. Diese Lücke zu schließen, hat er anschließend mit dem PKC begonnen. „Ich hatte am Anfang keine Verbindung zu Israel, zum Holocaust und alles was damit zusammenhängt“, verriet der frühere Landrat, der in seine Aufgabe hineinwuchs.

Er sorgte für den Aufschwung, die Erweiterung am Gebäude, reiste mit Kreisräten nach Israel und war viele Jahre Gastgeber im Centrum. „Heute“, so Haas, „brauchen wir das PKC mehr denn je“. Demokratie sei keineswegs selbstverständlich, wie er einmal geglaubt habe, denn in den USA habe sie ganz erheblich gewackelt seit dem früheren Präsidenten Trump. Hier gebe es heute Leugner der Pandemie und der Klimakatastrophe, die den Staat herausfordern, der „klare Kante“ zeigen müsse. Der Kreis wie auch das Land müsse dafür sorgen, die Einrichtung zu stärken und die Angebote des Centrums bekannt zu machen.

Viel Applaus gab es für seine aktuelle wie kämpferische Rede, bevor der Nachmittag in der Schönenberghalle zum Abendteil überging. Musikalisch umrahmt wurde die Traditionsveranstaltung diesmal von der Jazz-Combo der Musikschule Besigheim.

Info Im Projekt-Angebot des PKC stehen im Rahmen des Aktionsprogramms des Bundes „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche im Jahr 2022“ momentan zwei- oder dreitägige Seminare zum Thema „Lebens.Wert.“ Weitere Infos: https://pkc-freudental.de/archive/category/projekte