Streuobstprojekt in Sachsenheim Ein zartes Pflänzchen Hoffnung

Von Mathias Schmid
Christoph Kaup (links) und Fabian Köstlin freuen sich, dass es den Streuobstwiesen in und um Sachsenheim besser geht. Aber es gibt nach wie vor viel zu tun.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Nicht zuletzt durch das Streuobstprojekt stehen die Streuobstwiesen wieder besser da, sagen zwei Beteiligte. Doch es gibt weiter Herausforderungen.

Mittlerweile sind die Beteiligten des Streuobstprojekts Sachsenheim (Stop) „vorsichtig optimistisch“, was den Erhalt der heimischen Streuobstwiesen ( die BZ berichtete) angeht. „Der Zustand ist aber nach wie vor kritisch“, sagt Obstbaumpfleger und Fachwart Fabian Köstlin. Denn es gibt auch Faktoren, die die Pflege erschweren.

„Wir haben eine Kulturlandschaft erschaffen. Die Natur hat sich damit arrangiert. Deshalb sollten wir uns jetzt bemühen, diese Kulturlandschaft und damit die Artenvielfalt zu erhalten“, sagt Köstlin mit Blick auf Flora und Fauna in den Streuobstwiesen. Denn die sind viel mehr als nur Stückle mit Obstbäumen drauf. Und das erkennen, nicht zuletzt dank der Streuobstinitiative, auch die Menschen. „Wir bemerken eine steigende Sensibilität in der Bevölkerung“, sagt der Experte, „es hat sich was getan, die Leute machen mehr, aber es ist noch Luft nach oben.“

Der viele Regen tut gut

Die Natur spielt aktuell schon mal mit. Denn Regen haben die Streuobstbäume dringend gebraucht. „Der Niederschlag war wichtig, ist aber noch lange nicht genug“, sagt Köstlin. Die relativ kühlen Temperaturen in April und Mai täuschen darüber hinweg, dass der Wasserspiegel immer noch zu niedrig sei. „Es ist auffällig, dass viele Bäume absterben. Die Bäume haben massiv darunter gelitten, dass es die letzten Jahre sehr trocken und heiß war. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Ganze Kronenteile sterben ab“, so der Landwirt.

Streuobstbäume leiden mehr unter der Dürre als ihre Artgenossen im Wald oder Pflanzen auf landwirtschaftlichen Feldern. „Streuobstbäume tun sich besonders schwer, weil sie in aller Regel nicht auf den besten Böden wachsen.“ Die Wurzelbildung sei nicht allzu tief. Deshalb gelte es vor allem, Jungbäume zu gießen – und zwar in größeren Abständen, dafür aber dann gleich mit 100 bis 150 Litern pro Baum. So lernen die Bäume quasi Durchsetzungsvermögen.

„Wenn man die Bäume dazu erzieht, dass sie sich auch mal nach Wasser strecken müssen, führt das zu besserem Wurzelwachstum“, erklärt er, schiebt aber gleich ein Problem hinterher: „Für viele ist das schwierig zu machen“, meint Köstlin, der selber regelmäßig mit seinem 2000-Liter-Anhänger unterwegs ist. Ebenso wichtig sei es, die Bäume regelmäßig kräftig auszulichten, sodass der Bedarf an Wasser insgesamt nicht zu hoch ist. „Bei den heutigen Klimaverhältnissen müssen wir eher auf Vitalität als auf Ertrag setzen“, weiß Köstlin.

Wo das Streuobstprojekt sichtbar geholfen hat, ist bei der Schließung von Lücken in den Streuobstwiesen. Unterstützt durch die Sparkasse hat das Projekt, das von Landschaftserhaltungsverband (LEV) des Kreises, Landkreis, Stadt, den Obst- und Gartenbauvereinen Klein- und Großsachsenheim, dem Kreisverband für Obstbau, Garten und Landschaft sowie dem Nabu getragen wird, mehr als 500 Jungbäume verteilt – für 15 Euro, inklusive Schulung.

Weniger Misteln

Der Mistelbefall sei durch zahlreiche Schnittaktionen und Informationen deutlich zurückgegangen. „Wenn man zum Beispiel aus Ochsenbach herausfährt, ist es deutlich sichtbar“, sagt Christoph Kaup. Der 2. Vorsitzende des Nabu Sachsenheim betont: „Auch die Wiese untendrunter spielt eine wichtige Rolle. Durch die Streuobst-Zertifizierung ist das viel besser geworden.“ Die größere Anzahl an Heilkräutern beispielsweise, die Tiere dadurch finden, wirke sich positiv auf deren Gesundheit aus.“ Und: „Wenn die Streuobstwiesen fernab von gespritzten Feldern liegen, merkt man, wie dort wieder die Artenvielfalt zunimmt. Das ist für mich ein eindrücklicher Beweis.“ Die Streuobstwiesen funktionierten trotz Klimawandel. „Sie tragen wesentlich zur Artenvielfalt bei.“

 
 
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