Theatersommer in Ludwigsburg Der multifunktionale Geschäftsführer geht

Von Gabriele Szczegulski
Der Geschäftsführer des Theatersommers im Clussgarten. Peter Kratz, in der Kulisse des von ihm inszenierten Stücks „Der Sturm“ von William Shakespeare. Ist diese Saison vielleicht seine letzte? Foto: / Bürkle

Das ist hier die Frage: Ist es die letzte Spielzeit für Peter Kratz beim Sommertheater im Clussgarten oder macht er noch eine weitere?

Wenn sich für das Sommertheater im Clussgarten keine Zukunftsperspektive zeigt, ist dies meine letzte Saison, wenn es doch eine gibt, werde ich noch eine Saison der neuen Leitung beratend zur Seite stehen, dann wäre dies meine vorletzte Saison“, sagt Peter Kratz, der das Alter, um in den Ruhestand zu gehen, erreicht hat. Vor mehr als 30 Jahren gründete er gemeinsam mit Christiane Wolff das Sommertheater. Aber so wirklich, das merkt man ihm an, macht er sich große Sorgen, ob es eine passende Nachfolge für „sein“ Theater gibt. Denn, das ist ihm klar, es wird sich niemand finden, der so wie er das Sommertheater in einer Person ist.

Denn: Kratz ist in Personalunion, „multifunktionaler Geschäftsführer“ nennt er das, Geschäftsführer, Intendant, Regisseur, Autor, Logistiker, Verwaltungschef. Nur den Bereich Kindertheater übernahm Wolff, die ihn zu einem der Hauptanziehungspunkte und einem Alleinstellungsmerkmal in der Region machte. Sie gab den Bereich schon vor zwei Jahren an Diana Gantner ab. „Dieser riesige Arbeitsbereich ist nicht mehr von einer Person zu schaffen, da müsste sich ein Team von zwei bis drei Personen sich die Arbeit teilen“, so Kratz. Und das wird schwierig, denn dazu fehlen die finanziellen Mittel, da die Stadt seit 14 Jahren das Budget nicht erhöht hat. „Keiner in der Stadtverwaltung wird sagen, wir wollen den Theatersommer nicht mehr, vor allem das Kindertheater hat einen so einzigartigen Ruf, aber dennoch fehlt die tatsächliche Aussage der Stadt, was die Zukunft des Theatersommers angeht“, sagt Kratz.

Weil Kratz quasi den ganzen Laden managt, genügend Förderer und Sponsoren an Land zog, um das Budget der Stadt Ludwigsburg in Höhe von 128 000 Euro und des Landes von 50 000 Euro aufzustocken, konnte der Theatersommer jedes Jahr ein unvergleichliches Programm anbieten. „Doch unser Gesamtetat liegt bei 500 000 Euro, das heißt, wir müssen 70 Prozent selbst erwirtschaften“, so Kratz. 50 000 bis 70 000 Euro mehr an Budget seien notwendig, sagt er.

Zwar ist das Kindertheater immer weit im Voraus ausverkauft, finanziert wird es jedoch zum Großteil durch die Abendveranstaltungen auf der großen Bühne des Clussgartens. Vor allem die Schultheatervorstellungen sind begehrt: Für die kommende Saison waren alle 3000 Karten innerhalb von vier Stunden weg. „40 Schulen mussten wir abweisen“, so Kratz. An die 18 000 Zuschauer sehen in einer Saison die Theateraufführungen im Clussgarten. Das sind Pfunde, mit denen Kratz durchaus prahlen kann, die Stadtverwaltung gab bisher laut Kratz dennoch kein Zeichen, wie es weitergehen soll.

Im Gegenteil: Kratz und sein Team organisieren vom 8. bis 10. September eine Werkstatt Zukunftsion, auf der die Weichen für die kommenden Jahre und auch eine Nachfolge für Kratz gestellt werden sollen. Es gab sogar Fördergeld der Wüstenrot-Stiftung, damit eine Expertise von außen für das Sommertheater erstellt werden konnte. Die Ergebnisse werden in den Workshops präsentiert und diskutiert – mit den verschiedensten Experten aus allen Bereichen.

Nur von der Stadtverwaltung, die über die Zukunft des Theaters als Träger entscheidet, hat niemand sich bereit erklärt zu kommen, sagt Kratz. „Wertschätzung vonseiten der Stadt sieht anders aus“, sagt er enttäuscht.

 
 
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