Thementage in Ludwigsburg Scala als Plattform für Gesellschaftsthemen

Von bz
Edgar Lichtner will im Scala mehr und mehr eigene Projekte und Veranstaltungen zu gesellschaftlichen Themen machen. Foto: Helmut Pangerl

Das Team der Veranstaltungsstätte, das auch soziokulturelles Zentrum ist, will mehr und mehr eigene gesellschaftspolitische Veranstaltungen entwickeln. Nun gibt es die Thementage über vergessene Konflikte.

Man hört ja gar nichts mehr über Afghanistan“, dieser Spruch kam dem Scala-Geschäftsführer Edgar Lichtner immer wieder zu Ohren. „Es ist auch verständlich, dass der Ukraine-Krieg und nun die Iran-Revolution sowie persönliche Ängste der Menschen andere Konflikte verdrängen, die es aber immer noch gibt“, sagt Lichtner.

Zusammenarbeit mitder Heinrich-Böll-Stiftung

Ein Vortrag des Journalisten Dr. Peter Hölzle über die Geschichte Afghanistans, die auch die Taliban-Historie beleuchtet, sollte schon im Frühjahr im Scala in Ludwigsburg abgehalten werden. „Dann kam der Krieg in der Ukraine und das Thema Afghanistan war weit weg“, so Lichtner. Aber dann kam die Heinrich-Böll-Stiftung auf ihn zu, die Idee, gemeinsame Thementage über „vergessene Konflikte“ zu veranstalten, war geboren. „Die Zusammenarbeit lieferte uns Ideen, ein Netzwerk und hilft uns finanziell“, sagt Lichtner. An vier Tagen werden die Konflikte in Syrien, Afghanistan, der Sahel Zone und der Ukraine wieder ins Gedächtnis gerufen – und ihnen auf den Grund gegangen. Am 12., 13., 19. und 20 Dezember finden die Veranstaltungen unter dem Titel „Don’t forget“ statt.

Vor einiger Zeit hatte der Geschäftsführer die Anerkennung des Scalas zum soziokulturellen Zentrum bekommen – „ein wichtiger Schritt in eine andere Art von Veranstaltungen“, sagt Lichtner. Denn das Scala als reiner Veranstalter will, so sagt er „zum Gesellschaftsgestalter“ werden. Das heiße, so Lichtner, eigene Veranstaltungen konzipieren, Themen verfolgen, ein Netzwerk aufbauen und nutzen. „Wir wollen die Leute auf der Bühne haben, die direkt betroffen sind von einem Konflikt oder Problem“.

Forciert wurde dieser soziokulturelle Veranstaltungsteil durch die Einrichtung von Scala TV während des Corona-Lockdowns. Aber auch danach soll das Scala Plattform für „den weiteren Dialog in gesellschaftlichen Fragen sein“. Eine Reihe „Ethik“ wurde gegründet. Es gab Veranstaltungen zu den Themen Klimawandel, Menschenrechte, WM in Katar oder Demokratie in Gefahr mit regionalen Bürgermeistern.

Betroffene reden lassen auf einer eigenen Plattform

Eine eigene Reihe mit Workshops befasst sich mit dem Thema Rassismus. Scala Interaktiv nennt Lichtner diese Reihe, die sich mit gesellschaftlich relevanten. soziokulturellen und inklusiven Themen befasst. Es gibt Live-Zoom-Treffen, Mitmachaktionen, Workshops. Zudem will sich das Scala mehr und mehr ein Netzwerk, auch in der Stadt, im Kreis und der Region schaffen. „Wir wollen so vertrauenserweckend sein, dass sich Betroffene sagen, hier kann ich mich zeigen, hier sage ich was“, sagt Lichtner.

Man wolle weg von dem „über jemanden reden“ hin zum „Betroffene reden lassen“. Und das kommt an: Waren es anfangs noch um die 20 Besucher, sind es mittlerweile, so Lichtner, mehr als 200. Den Trend des Scalas, thematische Veranstaltungen selbst zu konzipieren und zu realisieren, will er forcieren. „Wir sehen uns schon als eine gesellschaftliche Instanz“, so der Geschäftsführer.

Die vier Thementage
„Don’t forget“ am 12., 13. 19. und 20 Dezember, jeweils 19 Uhr, im Scala in Ludwigsburg betrachten vertieft und detailliert Konflikte, die angesichts aktueller Situationen nicht mehr so akut scheinen.

Am 12. Dezember
geht es um den Krieg in Syrien. Ab 19 Uhr schaltet sich Frau Bente Scheller, Heinrich-Böll-Stiftung Referatsleitung Nahost und Nordafrika, über Zoom zu, berichtet über ihre Erfahrungen und beantwortet Fragen aus dem Publikum. Im Anschluss berichtet Faisal Hamdo mit seinem Buch „Fern von Aleppo“ über seine Fluchterfahrung und Integration in Deutschland. Danach informiert Olaf Oehmichen über seine Erfahrungen als ziviler Seenotretter im Mittelmeer. Musikalisch begleitet wird der Tag von Mazen Mohsen.

 
 
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