Trainer Markus Gaugisch hat mit der SG BBM viel vor Schwäbisch-Lektionen für die Neuen

Von Andreas Eberle
Neu bei der SG BBM (von links): Markus Gaugisch, Julia Maidhof, Emily Stang Sando, Stine Jörgensen, Nele Reimer, Trine Östergaard Jensen und Xenia Smits. ⇥ Foto: Martin Kalb

Trainer Markus Gaugisch hat mit der SG BBM Bietigheim in allen drei Wettbewerben große Ziele. Ein „Team-Day“ auf der Schwäbischen Alb fördert die Integration der sechs Neuzugänge.

Der Handball-Hunger nach der Corona- Zwangspause hat gesiegt. Eigentlich wollte das Frauenteam der SG BBM Bietigheim erst eine Woche später in die Vorbereitung einsteigen, dann ist es doch schon der 1. Juli geworden. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten, zu Hause zu sitzen und zu warten“, verrät Markus Gaugisch. Der neue Coach denkt dabei aber nicht nur an sich, sondern primär an seine Mannschaft: „Für die Spielerinnen war es nach der langen Zeit sehr wichtig, möglichst schnell wieder die Belastung und die handballspezifischen Dinge zu genießen. Die abrupten Richtungswechsel, der stumpfe Boden, die Schläge und Sprünge – all das kannst du nicht simulieren.“

Training mit Augenmaß

Seit nun zwei Wochen hat Gaugisch, der zum ersten Mal Frauen coacht, die Bietigheimerinnen unter seinen Fittichen. Zweimal täglich sind Einheiten angesetzt, auch samstags bittet der Nachfolger des in die Schweiz abgewanderten Martin Albertsen zum Training. Nur der Sonntag ist frei und soll der Regeneration dienen. „Es ist wichtig, viel zu trainieren, dabei aber nicht zu überziehen. Die Verletzungsgefahr ist höher als sie normal in dieser Phase wäre“, sagt der 46-jährige gebürtige Göppinger und spricht von einer „Trainingssteuerung mit Augenmaß“.

Einer seiner Schwerpunkte liegt in der Abwehrarbeit, wo er bei der SG BBM neben einer 6:0-Deckung auch eine 3:2:1-Abwehr etablieren will – eine im Frauenhandball selten einstudierte Variante. „Ich möchte, dass wir aktiv und mutig verteidigen. Die Deckung soll eine Wand sein, die gut zusammenarbeitet und dem Gegner wenig Freiräume lässt“, so Gaugischs Vorstellung. „Sie soll unberechenbar und gut sein.“

Wettkampfpraxis zu sammeln, ist in Corona-Zeiten mangels Gelegenheit schwierig, denn die üblichen Turniere finden nicht statt. Der Kader umfasst zwei Torfrauen und 13 Feldspielerinnen. Wenn, wie zurzeit, alle fit sind, stellen also auch interne Trainingsspiele eine Option dar. „Wir sind mit unserem Kader in der Lage, qualitativ hochwertig sechs gegen sechs zu spielen“, sagt Gaugisch. In dem frühen Stadium der Vorbereitung hat er von dieser Möglichkeit bisher allerdings noch keinen Gebrauch gemacht. Ende des Monats ist ein Kräftemessen mit Frisch Auf Göppingen vorgesehen. Nach einer einwöchigen Pause Anfang August stehen dann der zweite Teil der Vorbereitung und auch ein sechstägiges Trainingslager in Großwallstadt auf dem Plan. Die Zeit drängt, denn am 5. September beginnt bereits die neue Bundesliga-Runde (siehe Infokasten).

Das Double im Blick

Die Latte legt Gaugisch selbst hoch an. Der frühere Männercoach des TV Neuhausen und des HBW Balingen-Weilstetten weiß, was von ihm erhofft und erwartet wird. „Wenn man in Bietigheim einen Vertrag unterschreibt, ist das Ziel selbstverständlich, Deutscher Meister zu werden und auch im Pokal siegreich von der Platte zu gehen“, sagt Gaugisch. Und in der Champions League will er mit dem Klub nach der Gruppenphase noch im Wettbewerb, also in der Hauptrunde, vertreten sein. Ein Unterfangen, das in den letzten beiden Spielzeiten jeweils fehlgeschlagen ist.

Die prominenten Abgänge hat der SG BBM ebenso prominent kompensiert. Neben den deutschen Nationalspielerinnen Xenia Smits, Julia Maidhof und Nele Reimer bringt auch das skandinavische Trio Emily Stang Sando, Trine Östergaard Jensen und Stine Jörgensen internationales Spitzenniveau mit. „Obwohl sie erst seit zwei Wochen da sind, verstehen sie schon sehr gut Deutsch. Das Sprechen fällt aber noch etwas schwer“, sagt Gaugisch, der darum bei ausführlichen Erklärungen auch noch eine englische Version nachschiebt.

Einführung mit Maultaschen

Zur Akklimatisierung im Schwabenland verbrachte die neu formierte Mannschaft am vergangene Wochenende übrigens einen „Team-Day“ auf der Schwäbischen Alb – einschließlich einer Wanderung, des gemeinsamen Genusses von Maultaschen sowie so mancher Schwäbisch-Lektion. „Zwangsläufig müssen sich die Spielerinnen bei mir auf den einen oder anderen schwäbischen Begriff einlassen. Da wird sicher mal gerätselt, wenn ich sage: Komm’ mal ,g’schwind’“, meint Gaugisch und schmunzelt.

 

SG BBM startet mit Heimspiel in die Saison

Noch sind die Spielpläne für die neue Saison in der Handball-Bundesliga Frauen (HBF) und der Champions League nicht offiziell. Dennoch stehen bereits einige Eckpunkte fest. Die SG BBM Bietigheim startet am Samstag, 5. September (19 Uhr), mit einem Heimspiel gegen die HSG Bad Wildungen in die Runde. Die Partie findet in der Viadukthalle statt. Eine gute Woche später beginnt für die Mannschaft von Trainer Markus Gaugisch die Gruppenphase in der europäischen Königsklasse: Am Sonntag, 13. September (16 Uhr), ist in der MHP-Arena das Team Esbjerg aus Dänemark zu Gast. In Ludwigsburg finden nicht nur die Champions-League-Duelle der SG statt, sondern auch die Bundesliga-Topspiele gegen Dortmund, den Thüringer HC und Metzingen sowie das Weihnachtsspiel  gegen Oldenburg am 27. Dezember.

Der Kader der SG BBM

Tor: Emily Stang Sando, Valentyna Salamakha; Linksaußen: Kim Braun; Rechtsaußen: Trine Östergaard Jensen, Amelie Berger; Rückraum links: Xenia Smits, Stine Jörgensen, Karolina Kudlacz-Gloc; Rückraum Mitte: Anna Loerper, Kim Naidzinavicius, Leonie Patorra; Rückraum rechts: Julia Maidhof, Nele Reimer; Kreis: Antje Lauenroth, Luisa Schulze.

 
 
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