Treibhausgasbilanz für Bietigheim-Bissingen Gewerbe verbraucht die meiste Energie

Von Uwe Mollenkopf
Laut der Bilanz für die Stadt entfällt ein beträchtlicher Teil der Treibhausgase auf das Gewerbe (im Bild das Gebiet Laiern). Foto: Werner Kuhnle

Die Energieagentur des Landkreises Ludwigsburg hat eine Treibhausgasbilanz der Stadt erstellt. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch (ohne Verkehr) beträgt derzeit 13 Prozent.

Im vergangenen Jahr hat die Stadt Bietigheim-Bissingen einen Klimaschutz-Aktionsplan beschlossen. Anschließend wurde zur Vermeidung eines von der Klima-Initiative angestrebten Bürgerentscheids der Termin, bis zu dem man klimaneutral sein will, also rechnerisch kein Kohlendioxid mehr verbrauchen will, durch Gemeinderatsbeschluss auf das Jahr 2035 vorverlegt. Eine Bilanz, die aufzeigt, wie hoch der CO2-Verbrauch in Bietigheim-Bissingen ist, wie groß also die Aufgabe ist, die man vor sich hat, lag damals noch nicht vor. Diese hat jetzt die Energieagentur des Landkreises (LEA) aufgestellt, sie ist auch auf der städtischen Homepage www.bietigheim-bissingen.de einsehbar.

Basisjahr 2019

Die nach den landesweit gültigen Regeln erstellte Treibhausgasbilanz basiert auf dem Jahr 2019. Ermittelt wurde für dieses Jahr ein Endenergieeinsatz von 896 091 Megawattstunden (MWh). Unter der Endenergie versteht man denjenigen Teil der ursprünglich eingesetzten Primärenergie, der dem Verbraucher nach Abzug von Transport und Umwandlungsverlusten zur Verfügung steht. Davon entfallen auf den Sektor Private Haushalte 31 Prozent, auf den Verkehr 20 Prozent, auf den Sektor Verarbeitendes Gewerbe, das heißt Industrie, 34 Prozent und auf den Sektor Gewerbe und Sonstiges 12 Prozent. Der größte Teil der Endenergie wird folglich in der Wirtschaft benötigt. Der Anteil des Sektors Kommunale Liegenschaften beträgt hingegen nur 3 Prozent.

Dabei wurden insgesamt 286 544 Tonnen Treibhausgase, also vor allem CO2, ausgestoßen. Davon entfallen 28 Prozent auf Privathaushalte, 20 Prozent auf den Verkehr, 3 Prozent auf die Kommune und der Rest, fast 50 Prozent, auf die Wirtschaft. Pro Kopf kommt man auf einen Wert von 6,6 Tonnen.

Die LEA hat ermittelt, was die Treibhausgase im Einzelnen verursacht hat. Laut der Bilanz sind 40,2 Prozent auf den Stromverbrauch zurückzuführen, 22,9 Prozent auf den Erdgasverbrauch und 19,7 Prozent auf Kraftstoffe. Kleinere Anteile ergeben sich für Heizöl (11,3 Prozent), Fernwärme (4,6 Prozent) und Kohle (0,5 Prozent). Auch Wärme aus erneuerbaren Quellen (0,5 Prozent) verursache durch die Produktion der Anlagen, die Installation, die Wartung und Entsorgung noch einen geringen Anteil an Treibhausgasen.

Verwaltung will Bürger animieren

In diesem Zusammenhang hat die LEA auch berechnet, wie viel Energie (mit Stand von 2019) aus den Erneuerbaren resultiert. Ergebnis: Die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien liegt bei 23 975 MWh, die Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmebereich bei 69 263 MWh. Vom stationären Endenergieverbrauch in Bietigheim-Bissingen – der Gesamtverbrauch ohne den Sektor Verkehr – werden damit etwa 13 Prozent aus Erneuerbaren Energien bereitgestellt (siehe auch Infokasten).

Angesichts der gesetzten Ziele gebe es also noch einiges zu tun, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Da die gewerblichen und privaten Verbraucher den Großteil der Treibhausgase verursachten, wolle die Verwaltung die Bürger in den nächsten Monaten weiter informieren und zum Mitmachen bewegen. Die Bilanz soll in mehrjährigen Abständen fortgeschrieben werden. 

Erneuerbare Energien in Bietigheim-Bissingen

Laut der Bilanz, welche die Energieagentur erstellt hat, wurden im Jahr 2019 in Bietigheim-Bissingen insgesamt 23 975 MWh Strom aus erneuerbaren Energien produziert. Dieser Strom stamme zu 25,8 Prozent aus Photovoltaik-Anlagen, zu 11,4 Prozent aus Wasserkraft und zu 63,7 Prozent aus Biogas und Holz aus KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung). 10 Prozent des Gesamtstromverbrauchs werden durch erneuerbare Energien gedeckt.

Die Wärme aus erneuerbaren Energien (69 263 MWh) wird ebenfalls zu einem Großteil, nämlich 71,7 Prozent, durch Biomasse und Biogas gedeckt. Solarthermie-Anlagen haben einen Anteil von 6 Prozent, Umweltwärme (inklusive Wärmepumpenstrom) von 4,8 Prozent. 15 Prozent des Gesamtwärmeverbrauchs werden durch erneuerbare Energien gedeckt.

 
 
- Anzeige -