Trotz Lockerungen im Landkreis Ludwigsburg Drei Beispiele: Warum manche Restaurants (noch) nicht öffnen

Von Frank Ruppert
Regine und Burkhard Schork betreiben am Bietigheimer Marktplatz ein Restaurant und setzen weiter auf Abholangebote.⇥ Foto: Martin Kalb

Für einige Gastronomen ergibt eine Öffnung aktuell wirtschaftlich keinen Sinn. Sie warten auf weitere Lockerungen oder eine langfristige Perspektive.

Seit Anfang der Woche dürfen Gastronomie-Betriebe wieder Gäste empfangen. Wie berichtet, verlief der Start am Montag zögerlich. Nur die wenigsten öffneten gleich, viele brauchten ein paar Tage Vorlaufzeit. Mittlerweile haben nur noch die geschlossen, die unter den aktuellen Bedingungen nicht öffnen wollen.

Dazu gehört Burkhard Schork, der mit seiner Frau das Romantik Hotel & Restaurant Friedrich von Schiller und die Weinbar Gusto am Marktplatz in Bietigheim betreibt. Schork ist die Testpflicht ein Dorn im Auge. Man sei keine  „Corona-Impf-Genesene-Polizei“. Die Vorgaben entsprächen nicht dem Sinn einer Gastronomie, denn man wolle niemanden ausschließen. Auch wolle man nicht ein drittes Mal in der Pandemie Lebensmittel entsorgen müssen.

Keine rein emotionale Entscheidung für Schork

Was sich auf den ersten Blick für manche wie pure Emotionen anhört, soll damit wenig zu tun haben. „Ich bin so lange im Geschäft, da lässt man sich nicht rein von Emotionen leiten“, sagt Schork der BZ. Ganz im Gegenteil: Schorks hätten sich lange mit ihrem Steuerberater zusammengesetzt und verschiedene Möglichkeiten für die unmittelbare Zukunft der Gaststätte erörtert. „Es ist einfach aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten unter den Vorgaben nicht vertretbar, für uns zu öffnen“, sagt er.

Er gibt zu, dass für andere Lokale, die auch mehr in Richtung Ausflugslokalität angelegt seien, die Grundlage eine andere sei. Aber für seinen Betrieb rechne sich eine Öffnung derzeit nicht. „Wir leben auch von den Hotelgästen, die zu uns zum Essen kommen. Die Dienstreisen finden momentan nicht statt und Veranstaltungen wie der Pferdemarkt oder der Canstatter Wasen sind auch abgesagt“, erklärt Schork. Weiter betreiben will er deshalb zunächst seine To-Go-Angebote. Das habe sich mittlerweile eingespielt.

Schork beobachtet weiterhin die Corona-Lage und bewertet die Situation deshalb immer wieder neu. Sollte sich eine Stabilisierung abzeichnen, hält er es daher dennoch für möglich, in Bälde öffnen zu können.

Testpflicht in der Außengastronmie für Koppe entscheidend

Konkret wird da sein Kollege Markus Koppe von Koppe’s Tafelhaus ein paar Häuser die Bietigheimer Hauptstraße runter: „Wir öffnen wahrscheinlich, wenn die Testpflicht für die Außengastronomie endet“. Auch er hat sein Restaurant noch geschlossen, zeigt aber auf der Hauptstraße mit einem Verkaufswagen Präsenz. Das wolle er nicht so leichtfertig aufgeben.

Die Testpflicht und vor allem deren Überprüfung stört auch ihn. „Dann muss ich einen Mitarbeiter, den ich nicht habe, dafür abstellen, diese Nachweise zu kontrollieren“, winkt er ab. Mitarbeiter zu bekommen sei nach der langen Schließung nämlich derzeit sehr schwer. „Gerade die 450-Euro-Kräfte sind etwa in den Einzelhandel abgewandert“, sagt Koppe. Die nun wieder zu kriegen, sei angesichts der Arbeitszeiten in der Gastronomie derzeit alles andere als einfach.

Koppe glaubt sogar, dass sich grundsätzlich etwas ändern wird in der Gastrobranche: „Wir werden bei einem Neustart zunächst beim Mittagstisch keine Bedienung mehr anbieten und uns ansonsten auch auf Kernzeiten beschränken, was die Öffnung angeht“, sagt er. Obwohl schon Leute anfragten, wann es wieder losgehe, gebe es kaum genaue Buchungswünsche. Gerade der gezielte Termin, abends Essen zu gehen, sei derzeit noch nicht gefragt. Wenn Koppe wieder öffnet, werden auch die in der Pandemie angeschafften Gondeln im Übrigen nicht mehr zu sehen sein. „Die sind im Sommer zu warm, da kommt man sich wie in einem Gewächshaus vor“, scherzt der Inhaber.

Mittelweg mit Luftfiltern und versetztem Öffnungstermin

Für einen Mittelweg hat sich Benjamin Maerz vom Restaurant Maerz & Maerz im Hotel Rose in Bietigheim entscheiden. Zwar ist das Sternerestaurant noch geschlossen, aber das Burger-Restaurant dort öffnete an diesem Freitag. „Durch unseren Küchenumbau und unsere Kochboxen brauchen wir etwas länger, um unsere Räumlichkeiten wieder auf Vordermann zu bringen. Zudem haben wir uns noch kurzfristig entschlossen, den Boden im Bereich Restaurant und Eingangsbereich sowie Rezeption auszutauschen“, sagt Maerz dazu, warum nicht schon früher geöffnet wurde.

Das Sternerestaurant soll am 24. Juni wieder öffnen. Der Aufwand, das Sternerestaurant nach sieben Monaten aus dem Dauerschlaf zu holen, sei immens viel höher als das Burger-Restaurant zu aktivieren. Durch den in der Pandemie geborenen Take-Away-Service bei den Burgern mussten laut Maerz eigentlich nur die Räumlichkeiten wieder gastfreundlich werden. „Für das Sternerestaurant müssen wir aber zuerst ein neues Menü konzipieren, einkaufen, alles von Grund auf neu produzieren, alle Gerichte probekochen und optimieren“, sagt der Koch.

Zudem spielen auch betriebswirschaftliche Überlegungen eine Rolle. Er wolle vermeiden, zu öffnen und dann wegen steigender Inzidenz wieder schließen zu müssen. „Das wäre ein betriebswirtschaftliches Himmelfahrtskommando.“ Er wolle warten, bis er auch bis 22 Uhr Gäste empfangen dürfe.

Schon jetzt zur Öffnung des Burger-Restaurants bietet Maerz die Kontaktdaten-Hinterlegung per Luca-App an, aber auch auf die herkömmliche Weise. Zudem hat er sein Lokal mit Luftreinigern ausgestattet und alle Mitarbeiter sowie die Maerzens seien bereits geimpft.

 
 
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