Tunnelrettungszug der DB Rund um die Uhr stehen die Retter bereit

Von Martin Hein
Zwischen 2016 und 2020 wurden die Züge der ersten Generation ersetzt. Foto: /Oliver Bürkle

In Kornwestheim ist ein so genannter Tunnelrettungszug stationiert, der bei Notfällen in den Tunneln der Hochgeschwindigkeitsstrecken der Deutschen Bahn eingesetzt werden kann.

Im Bahnbetriebswerk Kornwestheim ist seit 1991 ein so genannter Tunnelrettungszug (TRZ) der Deutschen Bahn (DB) stationiert. Auffällig ist die knallrote Lackierung des Spezialzuges, der im Prinzip ein gut ausgerüsteter Feuerwehrrettungszug mit einer Sanitätsstation ist. Rund um die Uhr ist dieser Zug einsatzbereit.

Um für Notfälle, speziell in Tunneln, gerüstet zu sein, hat die Deutsche Bahn AG (DB) 1988 zunächst zwei Rettungszüge an den Standorten in Fulda und Würzburg stationiert. Als die Bahn dann 1991 mit den ersten Intercity-Express-Zügen (ICE) den Hochgeschwindigkeitsverkehr auf den Neubaustrecken Hannover – Würzburg und Mannheim Stuttgart aufnahm, wurden weitere TRZ in Hildesheim, Kassel, Fulda, Würzburg, Mannheim und Kornwestheim stationiert.

Diese Züge können beispielsweise für die Personenrettung aus den Tunneln der Hochgeschwindigkeitsstrecken eingesetzt werden. Bei Unfällen in Tunnelanlagen oder in schwierig zugänglichem Gelände sollen diese Züge bei Notfällen die Einsatzkräfte möglichst nahe an die Unglücksstelle bringen, Personen bergen und im Bedarfsfall medizinisch versorgen.

Alle Züge gleich aufgebaut

Jeder Zug besteht nach Auskunft der DB aus zwei Lokomotiven der Baureihe 714.1 und fünf dazwischen gekoppelten Wagen. Dazu gehören zwei Transportwagen mit eigener Energieversorgung, die bis zu 120 Personen transportieren können. Zudem enthalten diese Wagen Atemschutzgeräte für Einsatzkräfte. Schweres Bergungsgerät, Krankentragen, Löschmittel, Notstromaggregate sowie Schneid- und Spreizwerkzeug führt der Zug in einem Gerätewagen mit. Rund 20 000 Liter Löschwasser und etwa 1000 Liter Schaum sind im Löschmittelwagen bevorratet. In einem druckdichten Sanitätswagen mit eigener Sauerstoffanlage können zwei Notärzte und weiteres medizinisches Personal Patienten umfassend versorgen. Außerdem bietet dieser Wagen, der an ein Krankenhaus auf Schienen erinnert, Platz für 34 Liegend-Patienten. Die Transportwagen sind unter anderem mit Wärmebildkameras ausgestattet.

Rettungskräfte der Feuerwehr

Nach Auskunft von Daniel Anand, Pressesprecher der Branddirektion Stuttgart, geschieht die Alarmierung des Tunnelrettungszuges in enger Abstimmung zwischen der DB und den örtlich zuständigen Einsatzkräften, beispielsweise dem Einsatzleiter der Feuerwehr.

Das feuerwehrtechnische Personal des Tunnelrettungszuges stellt die Berufsfeuerwehr Stuttgart. Zwei Löschzüge mit insgesamt 24 Einsatzkräften der Stuttgarter Berufsfeuerwehr sind im Notfall an Bord des Zuges. Das Personal sei jederzeit alarmierbar.

Nach Auskunft von Feuerwehrpressesprecher Anand informiert im Einsatzfall die Notfall-Leitstelle der DB die integrierte Leitstelle Stuttgart. Diese alarmiert die Einsatzkräfte.

Je nach Dringlichkeit fahren dann die zwei Löschzüge der Berufsfeuerwehr den Standort des Rettungszuges in Kornwestheim an. Dort wechselt die Mannschaft auf den Rettungszug. Personal der DB, welches aus zwei Lokführern besteht, die ständig in Alarmbereitschaft sind, übernimmt die Fahrt des Zuges, während sich die Einsatzkräfte im Zug vorbereiten.

Um die weitere Einsatzbereitschaft der Stuttgarter Feuerwehr zu gewährleisten, werden bei einem Alarm des Rettungszuges Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart alarmiert, um die Feuerwachen, aus denen die Einsatzkräfte zu dem Rettungszug abgerückt sind, zu besetzen, sagt Anand.

Johanniter-Unfallhilfe an Bord

Die Johanniter-Unfall-Hilfe stellt das medizinische Personal für den TRZ. Johanniter-Pressesprecherin Beatrice Weingart erklärt, dass der Zug die gleiche Ausrüstung wie mehrere Notarzteinsatzwagen hat. Dazu gehören die Notfallkoffer „Kreislauf“ und „Atmung“ sowie Medikamente, Infusionen, Verbandszeug, Inkubationszubehör, Material zur Thoraxdrainage, Beatmungsgeräte, Versorgungssets für eine große Menge von Verletzten sowie weiteres umfangreiches medizinisches Material.

Das Haupteinzugsgebiet, für das die Johanniter zuständig sind, ist die Schnellfahrstrecke Stuttgart-Mannheim. Ziel sei es, bei der Alarmierung mindestens 30 Rettungskräfte auf den Rettungszug zu bringen, so Weingart. Im Einsatzfall würden weitere Einsatzkräfte ab Stuttgart zu dem Einsatzort nachrücken. Zu den Rettungskräften gehören Notärzte, Notfall- und Rettungssanitäter sowie Sanitätshelfer. Innerhalb von 15 bis 30 Minuten sind nach Auskunft von Pressesprecherin Weingart die Rettungskräfte der Johanniter auf dem Zug.

Die Einsatzkräfte sind das ganze Jahr über rund um die Uhr abrufbereit. Die Johanniter üben zweimal jährlich den Einsatz mit dem Tunnelrettungszug.

Einsatz im September 2021

Der bisher letzte Einsatz des Rettungszuges war nach Auskunft von Daniel Anand im September 2021, als im Enzkreis auf Höhe des Freudensteintunnels ein Schaden an einer Oberleitung eingetreten war und die kaputte Oberleitung auf dem Dach eines Zuges lag. Dadurch blieb in beiden Fahrtrichtungen jeweils ein Personenzug im Tunnel liegen. Der beschädigte Zug wurde damals nach Vaihingen in den Bahnhof geschleppt. Dort konnten alle Passagiere ihre Fahrt mit anderen Zügen fortsetzen.

 
 
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