Überwältigende Spendenbereitschaft Hilfen für Menschen in der Ukraine

Von Jürgen Kunz und Uwe Mollenkopf
Die Löchgauerin Katharina Pucciarelli (vorne) und ihr Helfer packen in der Greuth-Halle Hilfsgüter für den Transport in die Ukraine. Foto: Martin Kalb

Die BZ-Aktion unterstützt mit Adhoc-Hilfen schnell drei Hilfstransporte für die Ukraine. Mit der aktuellen Sammelaktion werden mit Spendengelder weitere Hilfslieferungen finanziert.

Üblicherweise unterstützt die BZ-Aktion Menschen in Not seit mehr als vier Jahrzehnten mit den treuhänderisch verwalteten Spendengeldern der Leser der Bietigheimer, Sachsenheimer, Bönnigheimer Zeitung Bedürftige hier in der Region. „Die Not der Menschen in der Ukraine ist so groß, dass wir diesen Grundsatz aufheben werden“, sagt Manfred Gläser, Vorsitzender der BZ-Aktion und BZ-Herausgeber. In einer großangelegten Aktion sollen jetzt Spendengelder gesammelt werden, mit denen Transporte von Hilfsgütern in das Krisengebiet finanziert werden.

Um diese Transporte sicherzustellen, plant die BZ-Aktion Menschen in Not mit dem RKH-Klinikenverbund zusammenzuarbeiten, der zurzeit daran arbeitet, Ansprechpartner im Verbund auszuwählen und festlegt, an welcher Stelle unterstützt werden kann. Doch auch mit Adhoc-Unterstützung hilft die BZ-Aktion Menschen in Not. Spontan werden noch vorhandene Spendengelder der letztjährigen Weihnachtsaktion für drei private Hilfstransporte ins polnische Grenzgebiet zur Ukraine eingesetzt.

Von Erligheim nach Polen

Seit 2015 lebt der in Polen geborene Krzysztof Roczek in Deutschland, seit 2017 betreibt der 35-Jährige das Unternehmen „Turbo-rs“ im Erligheimer Industriegebiet. Seine Firma erhält aus ganz Europa defekte Turbolader, die dann in den Betrieb seiner Familie nach Katowice im oberschlesischen Industrierevier gehen, wo diese Motorteile repariert und aufgearbeitet werden. „Drei Mal in der Woche haben wir Express-Sendung nach Polen“, erklärt Roczek im Gespräch mit der BZ. Da die Transporter dabei immer freie Flächen im Laderaum haben, hat sich der Firmenchef spontan dazu entschlossen Hilfsgüter nach Katowice zu schicken, die dort von seiner Familie und Freunden direkt an Flüchtlinge aus der Ukraine verteilt werden.

Schon mehrere Transporte von Hilfsgüter sind in den letzten Tagen von Roczek verschickt worden. Mit der finanziellen Unterstützung aus der BZ-Aktion in Höhe von 1000 Euro hat er nun Medikamente. Hygieneartikel und auch Erste-Hilfe-Sets – die dringend benötigt werden, wie er von den Helfern vor Ort erfahren hat – hier gekauft, die am Montag nach Polen gefahren werden.

Nicht nur Hilfstransporte organisiert der Erligheimer Firmenchef. Durch seine Kontakte nach Polen, konnte er zusammen mit Helfern aus Sachsenheim eine Fahrt im Privat-Pkw ins Grenzgebiet organisieren. Dort wurde eine Mutter mit ihren beiden Kindern aufgenommen und hierher in Sicherheit gebracht.

Zweiter Transport in die Ukraine

Erst 21 Jahre alt ist der Bietigheim-Bissinger Dennis Mayer, der am hiesigen Berufsschulzentrum zur Schule geht, um die Fachhochschulreife zu erwerben. Er kennt die Ukraine gut, denn sein Vater stammt von dort. Die Familie war dort immer wieder regelmäßig zu Besuch. Der Kriegsausbruch hat Mayer dazu veranlasst, mit familiärer Unterstützung – unter anderem helfen seine Brüder und ein Onkel – eine Hilfsaktion zu organisieren. Am vergangenen Sonntag startete er in den sozialen Medien einen Aufruf, Hilfsgüter zu bringen, am Montagnachmittag waren schon genügend Sachen da. „Die Hilfsbereitschaft war überwältigend“, freut sich der 21-Jährige. Am Dienstag startete bereits der Transport, der die Güter zum 1250 Kilometer entfernten Grenzübergang Korczowa/Krakovez in Südostpolen brachte. Dort nahmen Mitarbeiter der Kommunalverwaltung die Ladung in Empfang. Nach dem Umladen wurde diese zur Verteilung in den Kreis Lityn im Oblast (entspricht einem Bundesland) Viniza gebracht.

Gleich nach der Rückkehr hat Dennis Mayer nun mithilfe von 1000 Euro von der BZ-Aktion einen zweiten Hilfstransport zusammengestellt, der auch schon wieder unterwegs ist. Diesmal haben die Helfer einen noch größeren, voll beladenen Anhänger und einen Neunsitzer dabei, der auch komplett voll beladen ist. Sie wollen damit auch einige Menschen von der Grenze mitbringen, schildert Mayer. Die Bilder der wartenden Flüchtlinge an der Grenze seien bedrückend gewesen.

Überwältigende Hilfe

„Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft“, sagt die Löchgauerin Katharina Pucciarelli. Im Minuten-Takt kommen am Freitag Privatautos an der Greuth-Halle an, aus den Kofferäumen laden sie Babywindeln, Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel und warme Decken aus. Die 34-Jährige hat über den Kontakt zu ihrer Cousine in Ruda-Slaska in Polen davon erfahren, dass dort die örtliche Turnhalle als Verteilzentrum für Hilfsgüter genutzt wird. Die gebürtige Polin Pucciarelli, die im Alter von einem Jahr nach Deutschland kam, sagt: „Eigentlich bin ich mehr Deutsche, aber das Herz bleibt dort.“

Zunächst wollte sie drei bis vier Umzugskartons mit Hilfsgütern nach Polen schicken, dann wurde ein 19-Kubikmeter-Transporter daraus, den sie über ihre Kontakte nach Polen, wo viele Transportfirmen mit Kleintransporter nach Deutschland fahren, organisieren konnte. „Jetzt brauchen wir zwei bis drei Transporter“, freut sich 34-Jährige, die zusammen mit Helfern aus der Familie und dem Freundeskreis die Sachspenden im Foyer der Greuth-Halle entgegennimmt. Mit finanzieller Unterstützung der BZ-Aktion hat Pucciarelli für 1000 Euro Medikamente in einer Apotheke in Bietigheim-Bissingen bestellt, die zusammen mit den anderen Hilfsgütern am Samstagabend nach Ruda-Slaska ins dortige Verteilzentrum gefahren werden. Von dort aus gibt es regelmäßig auch Versorgungsfahrten an die rund 300 Kilometer entfernte Grenze zwischen Polen und der Ukraine, erklärt sie. „Ich möchte gerne die Transporte fortsetzen, wenn wir genügend Geldspenden bekommen, um diese zu finanzieren.

Spendenkonto der BZ-Aktion:
Kreissparkasse Ludwigsburg
DE82 6045 0050 0007 0300 04

 
 
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