Ulrike Mayer Besigheim „Jeder Mann will einmal wie James Bond aussehen“

Von Gabriele Szczegulski
Die Besigheimerin Ulrike Mayer stattet Männer mit feinstem Tuch aus. Foto: /Martin Kalb

Ulrike Mayer stattet betuchte Herren mit qualitativen Maßanzügen aus – jeder bekommt das perfekte Outfit.

Ulrike Mayer weiß, was Männer wollen: den perfekten Anzug, wenigstens einen im Leben. „Jeder Mann will einmal aussehen wie James Bond im Maßanzug“, sagt die Besigheimerin. Meist aber bleibt es nicht bei einem Anzug: „Wer einmal bei mir einen Anzug kaufte, der individuell auf ihn zugeschnitten wurde und ein absolutes Einzelstück ist, der kommt wieder.“

Und viele kommen wieder: Prominente aus Wirtschaft, Politik und Showbiz oder Adel genauso wie der schwäbische Unternehmer aus dem Mittelstand, aber auch der Abiturient oder der Angestellte, der sich den Anzug vom Mund absparte. „Ja, das habe ich auch, Kunden, die sich jahrelang Gutscheine schenken lassen, bis es zum Anzug reicht“, sagt die 59-Jährige.

30.000 Stoffmuster gibt es in ihrem Atelier

Ab 2.000 Euro kostet ein Maßanzug, mit Weste 2.500 Euro, nach oben gibt es keine Grenzen. Der Kunde sucht sich den Stoff, die Farbe, jeden Knopf, das Innenfutter, die Knopfumrandung – einfach alles – individuell aus. 30.000 Stoffmuster hat Mayer in ihrem Lager ihres Atelier und Wohnhauses im Schäuber in Besigheim.

Stolz ist sie darauf, dass sie Stoffe von Ermenegildo Zegna, dem Luxus-Herrenmode-Hersteller aus Italien, verwenden darf. Stoffe, die ganz leicht sind, so leicht, dass man den daraus gefertigten Anzug beim Tragen kaum spürt. „Nicht jeder Maßschneider oder Modedesigner darf die Zegna-Stoffe verwenden, das muss man sich verdienen“, sagt Mayer. Und Ulrike Mayer hat sich dies verdient. Sie stammt aus der Besigheimer „Schuhdynastie“ Mayer, deren Stammgeschäft an der Enz lag. „Unsere Familie hat 250 Jahre lang Schuhe verkauft“, sagt sie. Zwei Geschäfte in Besigheim, eines in Esslingen und eines in Göppingen nannten sie ihr eigen. Die Läden in Esslingen und Göppingen wurden 15 Jahre lang von Ulrike Mayer geleitet, die Textilbetriebswirtschaft studiert hat.

Als sie sich einen rosafarbenen Hosenanzug kaufte und die gleichfarbigen Schuhe dazu, einfach, weil das in den 1990ern modern war, merkte sie, „diese Farbe passte gar nicht zu mir“. Sie wollte mehr über Stil, Image, und Klassik erfahren und studierte Farben- und Image-Consulting – also Stilberatung – bei der Stylistin Karin Hunke.

Danach beriet sie vor allem Herren in der richtigen Kleidung. „Nicht umsonst heißt es Kleider machen Leute“, sagt sie. Die richtige, perfekt sitzende Kleidung sei auch bei Herren der Schlüssel zum persönlichen und beruflichen Erfolg. „Wer nach einem in China hergestellten Plastikanzug von der Stange einen maßgeschneiderten Anzug aus hochwertigem Stoff trägt, in dem man auch bei 40 Grad nicht schwitzt, weiß, was ich meine. Da fühlt sich Mann sofort besser“, sagt Mayer. Nachdem sie jahrelang Männer beraten hatte, dachte sie, dass sie anstatt andere Designerkleidung zu empfehlen, dies auch selbst machen kann.

Atelier mit Showroom

Daher gründete sie vor 15 Jahren in Besigheim ihr Atelier mit Showroom. Die meisten ihrer Kunden kommen zu ihr, „auch um unbekannt zu bleiben“. Oft fahren sie mit Chauffeur vor Mayers Haus. Wer sie sind, sagt sie nicht, denn Diskretion sei das A und O in ihrem Beruf. „Die meisten lieben Besigheim, die Ruhe des Ortes, das kleine, geschäftige Treiben und das Familiäre sowie die kleinen Lokale“. Deshalb sei es für sie nie ein Thema gewesen, aus ihrer Heimatstadt wegzuziehen. „Ich bin Besigheimerin durch und durch“, sagt sie.

In ihrem Atelier suchen sich die Kunden mit Mayers Hilfe und einem speziellen Computer-Programm aus, wie ihr Anzug aussehen soll. Mayers ganz spezielle Visitenkarte sind die Innenfutter, von denen sie Muster wie Leopard, Autos, grelle Formen oder andere außergewöhnliche Motive parat hat – natürlich in höchster Stoffqualität. „Das mögen die Herren im Moment, da fühlen sie sich besonders“, sagt sie. Überhaupt wandle sich derzeit auch bei Anzugträgern das Verhalten. Sie zeigt einen leichten Kaschmir-Blazer, der wie gestrickt aussieht. „Der ist so leicht, den spürt der Träger nicht“, sagt sie.

Stücke werden von Hand in Tschechien geschneidert

Vielen Männern müsse man zuerst beibringen, dass „casual nicht heißt, eine knittrige Chinohose zu tragen und ein Synthetik-Shirt und lässig längst nicht nachlässig bedeutet“, so Mayer. Bei ihr sei der Blouson aus feinsten Stoffen und die Chinohose bekomme die Initialen des Besitzers auf die Taschen gestickt. Geschneidert werden ihre Stücke von Hand in Tschechien. 60 Stunden mindestens brauche ein Anzug. Dann wird er in Besigheim anprobiert, Änderungen werden von einem Besigheimer Schneider vorgenommen.

Mayer hat viele Gründe parat, warum Männer einen Anzug brauchen: „Kleidung hat viel Zündstoff“. Wenn der Chef den gleichen Anzug von der Stange trage wie der Auszubildende, würde „irgendwas falsch laufen“, sagt sie, was aber nicht heiße, dass ein Azubi auch einen Maßanzug von ihr tragen könne. Für sie sei der Anzug mit einem Luxusauto vergleichbar: „Wenn ein Mann einen Sportwagen will, dann kauft er sich doch auch keinen Japaner“, sagt sie. Sich etwas gönnen, einen Hauch von Luxus zu versprühen, das sei der Wunsch fast jeden Mannes. „Der Anzug ist die Waffe des Mannes, ein gut sitzender Anzug macht den Träger unantastbar“, so Ulrike Mayer.

Ihr Stilgespür war auch der Grund, dass sie für die Stuttgarter Nachrichten lange Zeit eine wöchentliche Stilkolumne schrieb, die sie dann in ein Buch namens „Perfekte Kleidung fördert die Karriere“ umwandelte. „Hier steht alles drin, was man über Kleidung wissen muss“, sagt sie.

 
 
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