Umweltschutz in Verwaltungen „Mit gutem Beispiel vorangehen“

Von Frank Ruppert
Unter anderem mit E-Autos reduziert die Kreisverwaltung ihren CO2-Ausstoß. ⇥ Foto: Andrea Würth

Das Landratsamt will bis 2035 klimaneutral arbeiten, außerdem will die Kreisverwaltung den Städten und Gemeinden aktiv helfen, in der Verwaltung umweltfreundlicher zu agieren.

Der Landkreistag hat trotz Corona das Ziel bekräftigt, bis 2040 klimaneutrale Kommunalverwaltungen zu haben. Die BZ hat beim Landratsamt Ludwigsburg nachgefragt, wie es in der Behörde aussieht.

 Was tut das Landratsamt, um für dieses Ziel bei den Kreiskommunen zu werben, beziehungsweise diese bei der Erreichung des Ziels zu unterstützen?

Dr. Andreas Fritz, Sprecher der Kreisverwaltung: Zum einen geht das Landratsamt mit gutem Beispiel voran, denn es hat sich das Ziel gesetzt, die Klimaneutralität der Landkreisverwaltung bis zum Jahr 2035 anzustreben. Das Ziel soll durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden, unter anderem dem Austausch fossiler Energieträger durch Erneuerbare Energien im Gebäudebereich, die Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge oder die Teilnahme am European Energy Award. Dieser ist ein internationales Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsinstrument für kommunalen Klimaschutz, das Kommunen in Deutschland und Europa auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz unterstützt.

Was wird noch getan?

Das Landratsamt unterstützt die Kreiskommunen auf dem Weg zur Klimaneutralität ganz direkt durch Beratung und Informationen, etwa zur Einführung von kommunalem Klimaschutz und bestehenden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Ansprechpartner für die Kommunen sind hier das Klimaschutzmanagement des Landkreises und die Energieagentur Kreis Ludwigsburg (LEA).

Neben der Einführung in den kommunalen Klimaschutz bieten das Klimaschutzmanagement des Landkreises und die LEA auch Workshops zu speziellen Themen wie nachhaltiger Beschaffung oder Hausmeisterschulungen für den Gebäudebereich an. Außerdem leitet die LEA das kommunale Energieeffizienz-Netzwerk, bei dem Kommunen im Verbund ein eigenes Energiemanagement aufbauen. Ein solches Netzwerk wurde im Landkreis Ludwigsburg im Mai 2019 im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zusammen mit sechs Kommunen (Kreis und Stadt Ludwigsburg, Tamm, Erligheim, Steinheim, Kornwestheim) gegründet. Seit der Auftaktveranstaltung fanden zahlreiche Workshops sowie Vor-Ort-Begehungen im Landratsamt statt.

Wie sieht es bei der Kreisverwaltung selbst aus? Wie viel CO2 produziert die Verwaltung jährlich?

Der CO2-Ausstoß betrifft die Energieversorgung mit Heizung und Stromversorgung. Der Wert wurde aufgrund der Vergleichbarkeit auf die Gebäudegrundfläche normiert, da sich diese wesentlich verändert hat. 1990 wurden noch 8030 Tonnen pro Jahr ausgestoßen, 2003 waren es 6336 Tonnen, 2018 nur noch 3589 Tonnen und in diesem Jahr will die Verwaltung die Marke von 3333 Tonnen erreichen und damit 65 Prozent unter dem Wert von 1990 liegen.

Wie sieht es außerhalb der Gebäude aus?

Der Aspekt E-Mobilität ist 2018 in die CO2-Betrachtung hinzu gekommen. Der Fuhrpark ist bis heute zum überwiegenden Teil auf Elektrofahrzeuge umgestellt: Im Landratsamt sind zehn Hybridfahrzeuge und 22 Elektrofahrzeuge im Einsatz; durch die Beschaffung dieser Fahrzeuge im Rahmen von Förderprojekten zur Elektromobilität wurden Dieselfahrzeuge ersetzt und Emissionen reduziert. Der Ladestrom wird momentan teilweise und bis 2025 vollständig aus Erneuerbaren Energien selbst vor Ort erzeugt. Der CO2-Ausstoß lag bis 2018 bei 260 Gramm pro Kilometer, seit 2019 sind es 59 Gramm pro Kilometer. Durch den massiven Ausbau der Eigenstromerzeugung soll der Wert weiter sinken.

Wie viel Geld steckt das Landratsamt in den Klimaschutz seiner Behörde?

Für die kommenden Jahre wurde eine überschlägige Zahl von rund 8 Millionen Euro für bauliche Maßnahmen für den Klimaschutz ermittelt.

Welche konkreten Maßnahmen werden, wurden und sollen noch ergriffen werden, um die drei Imperative Vermeiden, Vermindern und Kompensieren umzusetzen?

Vermeiden: Austausch fossiler Energieträger durch Erneuerbare Energien (Pelletheizungen, Fernwärmeanschlüsse, Fotovoltaik-Anlagen, Biomasse Stromerzeugung), Steigerung der Energieeffizienz (Eigenstromerzeugung durch Blockheizkraftwerke, neue Heizungspumpen, neue Beleuchtung).

Vermindern: Energiesparmaßnahmen zur Reduzierung des Verbrauchs (Dämmmaßnahmen an Gebäuden, Dächern, Fassaden, Fenster et cetera).

Kompensieren: Aufgrund der Struktur der kreiseigenen Gebäude kann die Klimaneutralität bis 2030 nicht in jedem Gebäude explizit erreicht werden. Auf die fossilen Energieträger kann aus wirtschaftlichen Kriterien nicht vollständig verzichtet werden. Deshalb wird an geeigneten Standorten eine Überkapazität der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien aufgebaut, um damit die CO2-Emissionen bei weniger geeigneten Standorten zu kompensieren.

Welche Rolle spielt die Corona-Krise bei den Bestrebungen der Landratsamts auf dem Gebiet des Klimaschutzes?

Sie spielt hierfür keine Rolle.

Vielen Dank für das Gespräch.

 
 
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