Unverpackt statt Plastik in Besigheim Altes Konzept, neu entdeckt

Von Susanne Yvette Walter
Im Laden „AnNa Unverpackt“ in der Besigheimer Hauptstraße: Kundin Marlene Putzar-Sattler (links) und Nathalie Alméras, eine der beiden Ladeninhaberinnen.⇥ Foto: Susanne Yvette Walter

Seit Juni 2019 betreiben Nathalie Alméras und Angela Beyl in Besigheim einen Kaufladen, der auf Plastikverpackungen verzichtet.

Ein Kaufladen ohne Einwegverpackung? Was Jahrzehnte lang ausgerottet schien und als altbacken verschrien war, bekommt in der Besigheimer Hauptstraße einen neuen Sinn und damit ein neues Gesicht. Nathalie Alméras und Angela Beyl sprangen im vergangenen Juni mit ihrem Laden namens „AnNa Unverpackt“ auf einen fahrenden Zug auf, einen Zug, der weg vom Plastik führt.

Die beiden Betreiberinnen wollen mit ihrem Kaufladen, in dem sie komplett auf Einwegverpackungen verzichten, einen „Schritt in die richtige Richtung“. tun. In einem Café, das zum Laden gehört, gibt es zu probieren, was im Laden angeboten wird, frischgebackenen Kuchen und fair gehandelten Kaffee oder Tee. Da kommt auch die gesellige Seite nicht zu kurz.

Wer außen die Hauptstraße entlangschlendert, kann leicht die Nase an der großen Scheibe plattdrücken und mal reinschauen. Er sieht: Elisenlebkuchen, unter der Glasglocke vor dem Austrocknen geschützt, Bücher mit dem Titel „Stell dir vor die Zukunft wird wundervoll und du bist schuld daran“. In großen Bonbongläsern kauft man bei „AnNa Unverpackt“ Zimtstangen einzeln und bekommt Kräuter der Provence frisch aus dem Glas in ein Papiertütchen abgepackt.

Viele Kunden bringen ihre eigenen Verpackungsmaterialien schon mit. Im Kaufladen gibt es auch Essig und Öl in großen Fässern. Die Mehrwegglasfläschchen für zu Hause stehen direkt daneben. Nahe der Tür gibts Knödel aus Kartoffel- und Brötchenresten und natürlich alle Gartenkräuter im Topf, ohne ein überflüssiges Plastikmäntelchen außen herum. „Durch den unverpackten Einkauf wird viel Verpackungsmüll gespart. Wir wirken auch der Lebensmittelverschwendung entgegen. Ein kleiner Beitrag – aber alles fängt im Kleinen an“, sagt Nathalie Alméras.

Früher war Alméras in der Bauleitung fürs eigene Haus mehr als beschäftigt. Davor arbeitete sie als Bürokauffrau. Vor mehr als einem Jahr kam ihr dann die Idee, sich am Umweltschutz auf diese Weise zu beteiligen. Sie ergriff die Chance, als die frühere Apotheke in der Hauptstraße aufgegeben wurde. Nach einem Jahr Wartezeit und einem Besitzerwechsel war es dann so weit: Der Kaufladen konnte starten.

Es wird bereits eng

„Eigentlich würden wir unser Sortiment gerne erweitern, doch wohin? Uns fehlt leider schon jetzt der Platz“, sagte Nathalie Alméras. Weil der Kaufladen so gut läuft, würde sie gerne noch Käse mit ins Programm nehmen, Käse vom Erzeuger, versteht sich und Butter am Stück, einzuwickeln in Pergamentpapier. Wegen solcher Ideen kommen die Leute, und sie kommen immer mehr, berichtet Alméras. „Die Renner sind, wie in jedem Naturkostladen alles, was mit Haferflocken zu tun hat.“ Nummer Eins im Kosmetik- und Non-food-Bereich ist festes Shampoo.

Bekannt wurde der Kaufladen in der Stadt mit durch eine einzigartige Aktion, die sich dort in schöner Regelmäßigkeit wiederholt: Sie nennt sich Tauschrausch und ist eine Tauschbörse. „Jeder bringt etwas mit und bietet es zum Tauschen an“, beschreibt sie die Idee.

Was man so braucht

Gelegentlich veranstalten die beiden Betreiberinnen auch Themenabende und Workshops. Erst kürzlich gab es einen zum Thema Wachsherstellung. „Zusammen mit der Volkshochschule veranstaltet der Kaufladen Unverpackt auch eine Radtour, die dann hier am Café endet.“ Das ist nur eine von vielen Ideen. „Mal sehen, wie es läuft“, betont Natalie Alméras. Neben biologischen und regionalen Lebensmitteln, Artikeln für Haushalt und Körperpflege gibt es im Laden fast alles, was man täglich so braucht, aber eben unverpackt oder auf eine Weise verpackt, dass die Umwelt keinen Schaden nimmt. So charmant und persönlich wie ein Tante-Emma-Laden und doch so vielseitig sortiert wie ein Supermarkt wollen die Betreiberinnen sein, da sehen die beiden Frauen ihre Nische.

 
 
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