Valentin Schmidt steigt mit Hagen auf, Jürgen Müller scheitert mit Oppenweiler/Backnang Freude und Frust bei alten Gefährten

Von Andreas Eberle
Hagens Star Valentin Schmidt (links) und Torhüter Jürgen Müller vom HC Oppenweiler/Backnang umarmen sich nach dem Aufstiegsduell. Beide haben eine Bietigheimer Vergangenheit. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Der Ex-Bietigheimer Valentin Schmidt führt Eintracht Hagen zurück in die Zweite Liga und sticht damit seinen früheren Teamkollegen Jürgen Müller aus. Dem HC Oppenweiler/Backnang bleibt nur Lob.

Jürgen Müller hat sich am Samstagabend bei Valentin Schmidt vom VfL Eintracht Hagen mit einem Abschiedsgeschenk revanchiert: Weil der Torhüter des HC Oppenweiler/Backnang um die Vorliebe seines früheren Mitspielers aus gemeinsamen Bietigheimer Zeiten für Gin Tonic wusste, gab er ihm die flüssigen Zutaten mit auf die Heimfahrt. Eine Woche zuvor hatte Schmidt im Ruhrgebiet vorgelegt und Müller eine Naschtüte mit Süßigkeiten überreicht.

Auf dem Feld wurden in der Gemeindehalle Oppenweiler hingegen keine Geschenke verteilt. Nach dem 36:31 im ersten Duell gewannen Schmidts Hagener auch das Rückspiel um den Aufstieg vor 150 getesteten Zuschauern mit 39:33 (17:16). Damit machten sie nach zwei Jahren Abstinenz ihre Rückkehr in die Zweite Bundesliga perfekt – genauso wie der HC Empor Rostock, der sich im anderen Aufstiegsrennen gegen Potsdam durchsetzte. Oppenweiler/Backnang bleibt dagegen drittklassig. „Wir sind einfach noch nicht so weit. Man hat die Unterschiede zwischen einer Profimannschaft wie Hagen und uns gesehen. Die trainieren achtmal die Woche, wir nur dreimal. Letztlich hat sich die Qualität des Gegners durchgesetzt“, zeigte sich Müller realistisch.

Derweil sieht Schmidt seinen Klub gerüstet für die neue Herausforderung in der zweithöchsten Spielklasse. „Unser Kader ist stark genug, um dort zu bestehen“, sagte der VfL-Kapitän. Im Augenblick des Triumphs dachte er aber auch an den unterlegenen Gegner, der in den vergangenen Wochen mit einer furiosen Aufstiegsrunde überregional für Furore gesorgt hatte: „Das Ergebnis heute ist einen Tick zu hoch und wird der Leistung der Oppenweiler Jungs nicht gerecht.“

Fünf Tore gegen den Ex-Spezi

Daran, dass es nach der Schlusssirene grün-gelbe Luftballons regnete und sich alle Eintrachtler in den Armen lagen, hatte Schmidt einen großen Anteil. Allein bis zur Pause überwand er seinen einstigen SG-Spezi Müller fünfmal. Hätte der Routinier im HCOB-Kasten seinem Spitznamen „Krake“ nicht alle Ehre gemacht und drei weitere Würfe des Spielmachers glänzend pariert, wäre dessen persönliche Torbilanz sogar noch besser ausgefallen. „Wer trifft, ist aber scheißegal. Hauptsache, wir haben den Karren aus dem Dreck gezogen und sind endlich aus der Dritten Liga raus“, sagte Schmidt.

Der Mann mit der Glücksnummer 13 hat sich bei den Südwestfalen zu einem Tausendsassa im Angriff entwickelt. Er ist Antreiber und Anführer, Dirigent und Stratege, Ballverteiler und Torjäger in Personalunion. Aus dem großen, aber unvollendeten Talent, das bei der SG BBM meist von der Bank kam und für die Überraschungsmomente zuständig war, ist ein kompletter Spieler auf der Rückraum-Mitte-Position geworden. „Mit meinen 27 Jahren zähle ich bei uns schon zu den älteren Feldspielern. Als Kapitän muss ich vorneweg marschieren und die Jungen auch etwas an die Hand nehmen“, beschreibt Schmidt seine Rolle im Hagener Ensemble. Anerkennend äußert sich Müller über den VfL-Aufstiegshelden, mit dem er einst von Sommer 2017 bis Februar 2019 in Bietigheim zusammengespielt hat: „Ich gönne ihm, dass er jetzt wieder den Sprung in die Zweite Liga geschafft hat. Und ich bin mir sicher, dass er es sportlich drauf hat, auch dort eine gute Rolle zu spielen.“

Einmal Bietigheimer, immer Bietigheimer – so könnte das Motto der zwei Ex-Handballer lauten. Sowohl Müller als auch Schmidt erinnern sich gern an ihre Zeit bei der SG BBM. Beide haben noch beste Kontakte zu den alten Weggefährten, vor allem zu Patrick Rentschler. Obwohl ihm in den zweieinhalb Jahren bei der Spielgemeinschaft der ganz große Durchbruch verwehrt geblieben war, hat Schmidt den Wechsel 2016 aus dem Lipperland an die Enz nie bereut. „Alle haben mich damals vor den Schwaben gewarnt und gesagt: Das ist ein komisches Volk. Aber ich habe mich in Bietigheim vom ersten Tag an voll wohlgefühlt, die Mannschaft war super“, erzählt der gebürtige Detmolder und Schalke-Fan. Sein Bekenntnis: „Das waren die schönsten zweieinhalb Jahre, die ich bisher im Handball hatte.“ Doch für seine Karriere war der Transfer nach Hagen der richtige Schritt. „Letztlich geht’s ja nicht ums Wohlfühlen oder um ein schönes Leben, sondern um den Beruf als Handballer“, sagt Schmidt. Und dieser Job dürfte ihm am Samstagabend durch den Zweitliga-Aufstieg besonders viel Spaß gemacht haben.

 
 
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