Vereine finden in der Corona-Krise kreative Lösungen Neuer Alltag mit Kreide, Plakaten und Handy-Scannern

Von Andreas Eberle
Damit sich die Fußball-Fans auf der Tribüne nicht ins Gehege kommen, wurden im Öhringer Otto-Meister-Stadion auf den Steinstufen Sperrflächen mit Kreide markiert. ⇥ Foto: Andreas Eberle

Um die Corona-Restriktionen einzuhalten und wieder vor hunderten Zuschauern spielen zu dürfen, werden die Vereine kreativ. Der Aufwand ist groß.

Es war eine surreale Situation. Kurz nach dem Abpfiff des WFV-Pokal-Viertelfinalspiels zwischen dem TSV Pfedelbach und dem FV Löchgau (2:0) forderte der Stadionsprecher die Zuschauer mit dem Hinweis auf die Corona-Restriktionen dazu auf, das Öhringer Otto-Meister-Stadion so schnell wie möglich zu verlassen. Dies hatte zur Folge, dass die Pfedelbacher Kicker nur noch wenige Fans auf der Tribüne vorfanden, als sie sich für die Unterstützung in den 90 Minuten bedanken und mit ihnen den erstmaligen Einzug des Klubs in ein Pokal-Halbfinale feiern wollten.

Seit 1. August dürfen sich laut der aktuellen Corona-Verordnung zwar immerhin wieder 500 Personen bei den Spielen auf einem Sportgelände aufhalten. Von Normalität ist aber auch der Amateurfußball noch weit entfernt. Für die Klubs bedeutet die Umsetzung der behördlichen Vorschriften einen gewaltigen Mehraufwand. „Der Kartenvorverkauf, die Gespräche mit dem Ordnungsamt, die Vorkehrungen im Stadion – das war in der Woche vor dem Spiel ein Fulltime-Job. Das kann man als Ehrenamtlicher kaum noch leisten“, sagt Marc Hofacker, stellvertretender Abteilungsleiter, Stadionsprecher, Pressemann und „Mädchen für alles“ beim TSV Pfedelbach.

Für das Pokalduell am Samstag in Öhringen ließ der Landesligist 400 Besucher ins Stadion – auf dem kleinen eigenen Sportplatz waren die organisatorischen Hürden zu hoch gewesen, weshalb der Verein in der Nachbarstadt und beim Lokalrivalen TSG Öhringen angefragt hatte, ob er das Viertelfinale dort austragen dürfe – er durfte.

Große Nachfrage nach Tickets

Nur wer im Vorverkauf ein Ticket erstanden hatte, kam letztlich rein; eine Tageskasse gab es nicht. Ein Kontingent von 120 Karten erhielten auch die Gäste aus Löchgau. Nach der langen Corona-Pause war die Nachfrage riesig. „Wir hätten für dieses Spiel locker 1000 Karten verkaufen können“, berichtet Hofacker.

Am Eingang hakten je ein Mitarbeiter der beiden Vereine die entsprechenden Listen ab, um später im Fall eines Falles die Infektionsketten nachvollziehen zu können. Alle Formulare mit den Kontaktdaten landeten schließlich in einer hellblauen Box, die ausgefüllten Zettel werden dann nach vier Wochen aus Gründen des Datenschutzes vernichtet.

Hatte man die Einlassprozedur hinter sich gebracht, war ein Begrüßungsstand die nächste Station. Da warteten nicht nur die obligatorischen Stadionhefte auf die Besucher, sondern auch zwei Desinfektionsmittelspender und Gesichtsmasken, die kostenlos verteilt wurden. Schließlich herrschte zumindest an den Verpflegungsständen und in den sanitären Anlagen Maskenpflicht.

Im Innenraum hatte Pfedelbachs Abteilungschef Alexander Frank noch am Freitag höchstpersönlich Hand angelegt. Mit Kreide markierte er auf den Steinstufen Sperrflächen, damit sich die Zuschauer auf der Tribüne nicht ins Gehege kommen. Um einen Massenandrang an den mit Flatterband markierten Wurst- und Getränkeständen zu verhindern, bat Hofacker die Zuschauer bereits gegen Ende der ersten Hälfte via Mikro, sich noch vor der Pause mit Verpflegung einzudecken – und verwies auch auf den Getränkewagen, mit dem zwei Helfer auf der Tartanbahn unterwegs waren.

Ortswechsel, Freiberger Wasenstadion: 350 Zuschauer wollten am Samstagnachmittag das Testspiel zwischen dem gastgebenden Oberligisten und dem Regionalliga-Aufsteiger VfB Stuttgart II (2:0) sehen. Überall auf dem Gelände hat der SGV Warnplakate angebracht, die auf die Markenpflicht und die Abstandsregeln hinweisen. Um die Publikumsströme zu leiten, befinden sich auf den Laufwegen aufgeklebte Markierungen – und die vielen Ordner wachen streng darüber, dass sich die Zuschauern auch daran halten. Für die Tribüne existiert zudem ein Sitzplan, der viele freie Plätze vorsieht.

SGV: Zutritt mit Restaurant-App

Bei der Registrierung für die Heimspiele zeigen sich die Freiberger besonders innovativ. Neben der Anmeldung auf Papier können sich die Stadionbesucher auch via Handy und QR-Code anmelden, wovon am Samstag zwei Drittel der Zuschauer Gebrauch machten. „Der Testlauf war genial. So eine Erfassung ist zeitgemäß und sicher“, sagt Manfred Bleile. Der kaufmännische Leiter des SGV hat kurzerhand die App „Digital Waiter“ aus der Gastronomie für das Projekt verwendet und für den Verein angepasst. Bleile appelliert an die Eigenverantwortung der Zuschauer, beim Namen und der Nummer nicht zu schummeln: „Die richtige Eingabe dient ja auch dem Selbstschutz.“

 
 
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