Verkehrsversuch im Freudentaler Ortskern Die Tendenz geht zu einer Einbahnstraßen-Regelung

Von Heike Rommel
Der Verkehrsversuch im Freudentaler Ortskern mit einer 20-Stundenkilometer-Regelung hat sich nicht bewährt. Foto: Werner K/uhnle

Die Tempo 20-Regelung in der Freudentaler Ortsmitte hat keine Verbesserung gebracht. Der Gemeinderat diskutierte Alternativen. 

Der vom Freudentaler Gemeinderat in Auftrag gegebene Verkehrsversuch Ortsmitte hat so gut wie nichts gebracht: In der Sitzung am Mittwochabend im Pädagogisch Kulturellen Centrum (PKC) ehemalige Synagoge überlegten sich die Räte Alternativen zur Verkehrsberuhigung. Die Tendenz geht Richtung Einbahnstraßenregelung, ist aber für Bürgermeister Alexander Fleig „noch nicht in Stein gemeißelt“.

1600 Fahrzeuge täglich

Der von der knapp 2600 Einwohner zählenden Gemeinde Freudental zum 31. Dezember 2021 beauftragte Dr. Frank Gericke vom Architektur-, Stadtplanungs- und Verkehrsplanungsbüro Modus Consult GmbH&Co.KG Karlsruhe stellte im Gemeinderat die Ergebnisse seines Verkehrsversuchs vor: „Sie haben uns beauftragt, weil Sie den Rathausplatz umgestalten wollen“, führte Gericke in seine Präsentation ein. In einer ersten Untersuchung habe er bereits mehrere Varianten vorgestellt und jetzt eben diesen Verkehrsversuch mit Verkehrszählungen gemacht, welcher ergeben habe, dass täglich 1053 Fahrzeuge Richtung Süden führen und 745 Fahrzeuge in die andere Richtung. Etwa 1600 Fahrzeuge seien also jeden Tag durch die Ortsmitte unterwegs und der Bus müsse auch noch fahren. „Große Konfliktströme“ gebe es für Linksabbieger aus der Schlossstraße Richtung Heilbronner Straße, die „aus Gewohnheit“ durch den Ort fahren, erklärte Gericke.

Von 500 Fahrzeugen, so berechnete der Planer, nähmen nur 300 Fahrzeuge den Weg um den Ortskern herum und die restlichen 200 wählten immer noch den Weg durch das Zentrum Freudentals, zumal die Schlossstraße eine „gewisse Sammelfunktion für die anderen Straßen“ habe. Die Besigheimer Buslinie fahre am Rathaus vorbei, obgleich dort gar keine Haltestelle eingerichtet sei. Ins Visier nahm Gericke auch die Stellplatzsituation in der Strombergstraße, wo seinem Verkehrsversuch nach die meisten geparkten Autos stehen.

Tempo 20 ignoriert

Zur allgemeinen Verkehrssituation in der Ortsmitte führte der Planer aus, die Verkehrsteilnehmer hätten Tempo 20-Schilder (Variante 1) kaum wahrgenommen. Mehr Zugeständnisse hätte das Landratsamt Ludwigsburg jedoch bislang nicht machen wollen. „Es ist drei Mal kontrolliert worden durch das Landratsamt und die Polizei“, fügte Bürgermeister Alexander Fleig hinzu. „Es gab erhebliche Strafzettel und eine dauerhafte Kontrolle brächte möglicherweise schon Erfolg.“ „Dummerweise“, so Planer Gericke aus der Praxis, sei bei dem am 28. Januar dieses Jahrs begonnenen Verkehrsversuch auch noch eine Sperrung der Bietigheimer Straße dazwischengekommen. „Bodenschwellen“ fielen Stefan Seitz von der SPD-Fraktion zur innerörtlichen Verkehrsproblematik ein. „Nein“, sagte der Planer, denn bei solchen sei die Unfallgefahr für auch für Radfahrer und Fußgänger zu hoch. Seitz fragte sich bei der vorgeschlagenen Einbahnregelung: „Warum soll ich außen herum fahren, wenn ich nach Hohenhaslach will?“

Planer Gericke forderte den Gemeinderat auf, über eine Einbahnstraßenregelung mit flankierenden Maßnahmen von Süd nach Nord nachzudenken. Bürgermeister Fleig: „Der Bus soll immer rechts und nicht links abbiegen, ich würde das begrüßen.“ Seiner Vorstellung nach müsste eine Einbahnstraßenregelung bis zum Rathaus und von dort bis zur neuen Einfahrt am Schloss greifen. Damit könnten die Garten-, die Pforzheimer- und die Bietigheimer Straße entlastet und die Hauptstraße verkehrsberuhigt gestaltet werden.

„Gute Gründe“ für Genehmigung

Die Befürchtung Jörg Eberles (BGF), der Ziel- und Quellverkehr würde dann über die Seestraße fahren, teilte der Bürgermeister. Die Spielstraße mit Tempo sieben würde natürlich erhalten bleiben, beruhigte er Eberle. Steffen Grob (BGF) gab zu Bedenken, dass die Verkehrsteilnehmer meinen könnten, durch eine Einbahnstraße könnten sie doppelt so schnell fahren, denn es käme ja kein Gegenverkehr. Kritisches kam im Gemeinderat auch von Dr. Karlin Stark (BGF), worauf der Planer meinte, mit der Einbahnstraßenregelung einen zweiten Verkehrsversuch zu starten, halte er nicht für sinnvoll, denn er halte diese für die einzige Lösung. Er habe „gute Argumente“, damit diese Regelung dann auch vom Landratsamt genehmigt werde.

„Ich wohne in einer Einbahnstraße“, steuerte Helmut Schrenk (BGF) zur Gemeinderatsdebatte bei. In seine Einbahnstraße fahre einmal in der Woche jemand in die falsche Richtung ein. Schrenk ärgerte sich obendrein über Navigationssysteme, die Verkehrsteilnehmer durch Anliegerstraßen führten. Dr. Karlin Stark lenkte in der Gemeinderatsdebatte ein, durch den Vorschlag des Planers würden immerhin täglich 1000 Fahrzeuge durch die Ortsmitte verhindert. Der Bürgermeister wollte nur, dass die Einbahnregelung als Entwurf in das Entwicklungskonzept der Gemeinde Freudental eingearbeitet wird und bekam Unterstützung von Helmut Schrenk, der sagte: „Noch mal und noch mal ein Verkehrsversuch bringt uns nicht weiter. Wir müssen eine Entscheidung treffen.“ Am Ende stimmten bis auf Stefan Seitz all der weiteren Ausarbeitung der Empfehlungen zur Einbahnregelung von Gericke zu.

 
 
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