Verlässt Barry Brown die Riesen Ludwigsburg? Patrick erklärt Brown-Verzicht

Von Sebastian Klaus
Viel Redebedarf: Riesen-Coach John Patrick haderte mit der Einstellung seines Guards Barry Brown und verurteilte den 24-Jährigen im vierten Spiel in München zum Zuschauen.⇥ Foto: Sandy Dinkelacker / foto2press via www.imago-images.de

In den Playoffs verzichtet John Patrick gleich vier Mal auf Barry Brown. Der Riesen-Coach bemängelt deutlich die Einstellung seines  Guards, der vor einem Wechsel nach China stehen könnte.

Immer wieder hatte John Patrick in den letzten Wochen die besondere Chemie in seinem Team betont. Ob nach Siegen oder Niederlagen, wie zuletzt am Freitagabend beim 73:82 im entscheidenden Playoffs-Halbfinale im Münchener Audi Dome, der Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg wurde nicht müde, die gute Stimmung und das Miteinander in der Mannschaft zu loben.

Eindrucksvollster Zeichen für diese Harmonie im Team, die die Riesen nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr zum Hauptrunden-Titel und ins Halbfinale putschte, war unmittelbar nach dem Aus gegen den Pokalsieger aus München ausgerechnet das Verhalten eines Akteurs, der es zur Überraschung vieler erst gar nicht in den Kader der Ludwigsburger geschafft hatte: Barry Brown Jr. tat nach der Partie sein Bestes, seine am Boden zerstörten Mitspieler wieder aufzurichten. Der vor der Saison von der Zweitvertretung der Minnesota Timberwolves aus der NBA-Entwicklungsliga G-League verpflichtete Guard tanzte, lachte und machte Faxen – und schaffte es innerhalb kürzester Zeit tatsächlich, wieder ein Lächeln in die Gesichter von Jaleen Smith und Co. zu zaubern.

Vermutlich war es das letzte Mal, dass Brown seine Entertainer-Qualitäten im gelben Dress der Riesen beweisen durfte. Denn der Vertrag des US-Amerikaners in Ludwigsburg endete mit dem letzten Saisonspiel. Dass der 24-Jährige trotz seiner unbestreitbaren Fähigkeiten auch in der kommenden Spielzeit erneut für die Riesen auf Korbjagd gehen wird, ist aufgrund der Vorkommnisse im letzten Monat doch eher unwahrscheinlich. Denn die Einsätze von Brown in den letzten Wochen erinnern zumindest etwas an ein klassisches Vier-Gewinnt-Spiel. Gelbe Steine, in denen der US-Amerikaner zum Zuge kam, wechseln sich immer wieder mit (roten) Zeiten auf der Tribüne ab.

So wurde Brown am 9. Mai im letzten Spiel der regulären Saison gegen Bayern München geschont. Für die Playoffs, wie es seinerzeit aussah. Doch dann setzte der 24-Jährige auch in den ersten drei Viertelfinal-Partien gegen Brose Bamberg aus, nur um sich schließlich mit einem persönlichen Saisonbestwert von 32 Punkten im vierten Spiel eindrucksvoll zurückzumelden. Auch im entscheidenden fünften Spiel in Ludwigsburg stand Brown wieder auf der Platte und lieferte eine solide Leistung ab.

Auch beim Heimsieg seiner Mannschaft im ersten Halbfinale gegen die Bayern war Brown mit 15 Punkten in knapp 20 Minuten ein ganz wichtiger Faktor für den 101:98-Erfolg. Bei den beiden knappen Niederlagen in den nächsten Spielen gegen München spielte Brown allerdings dann wieder weit unter seinen Möglichkeiten. Zwei und drei Punkte erzielte der Guard lediglich in jeweils rund 10 Minuten. Zu wenig für Coach Patrick, der in Spiel vier statt Brown wieder den angeschlagenen Jordan Hulls in den Kader beorderte.

Trainer spricht Klartext

„Barry hat uns in den letzten zwei Spielen nicht geholfen. Das war mehr oder weniger einstellungsbedingt“, sprach Patrick unmittelbar nach dem Halbfinal-Aus Klartext in Sachen Brown. „Wir hatten schon früher in dieser Saison Probleme als er vielleicht verletzt war und sagte, dass er nicht spielen könne. Trotzdem hat er nachher gut gespielt. Aber man hat in den zwei Spielen danach gemerkt, dass etwas nicht richtig war“, erwähnt der Coach mögliche Motivationsprobleme bei Brown.

Ein wahrscheinlicher Grund, warum der Guard so häufig in den Playoffs vom Trainer eine Denkpause erhalten haben könnte, ist das seit Wochen kursierende Gerücht, das der chinesische Topklub Xinjiang Flying Tigers seine Fühler nach Brown ausgestreckt hat. Beim Meister von 2017 soll Brown einen der streng limitierten Ausländerplätze erhalten. Doch ob nun mit Brown oder ohne. Patrick wird auch in der nächsten Saison versuchen, dass die Chemie im Kader wieder stimmt: „Die zwölf Leute, die heute gespielt haben, haben alles gegeben. Wir hatten eine gute Stimmung auf der Bank. Deshalb bin ich trotz der Niederlage nicht sauer.“

 
 
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