Verwaltungsausschuss Ingersheim bringt Notfallmanagement auf den Weg

Von Jörg Palitzsch
Der Bombenfund in der Pleidelsheimer Straße war für Bürgermeisterin Simone Lehnert eine „kleine Katastrophe“. Um größere Katastrophen bewältigen zu können, wird ein kommunales Notfall- und Krisenmanagement auf den Weg gebracht. Foto: /Oliver Bürkle

Der Verwaltungsausschuss stimmt für ein kommunales Notfall- und Krisenmanagement. Ziel ist es, Abläufe zu optimieren, mögliche Notfallszenarien anzupassen und alle Akteure zu vernetzen

Am 13. Juli fand man in Ingersheim bei Tiefbauarbeiten in der Pleidelsheimer Straße eine Fliegerbombe. Daraufhin musste 300 Meter rund um den Fundort evakuiert werden. Für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger, die ihre Wohnungen verlassen mussten, wurde von der Gemeinde in der SKV-Halle eine Notunterkunft eingerichtet. Ein Ereignis aus der jüngsten Vergangenheit, bei dem verschiedene Akteure wie Feuerwehr, DRK, Polizei, Verwaltung und der Bauhof beteiligt waren. Für Bürgermeisterin Simone Lehnert eine „kleine Katastrophe“, die die Gemeinde „kalt erwischt“ habe. Es muss aber kein Bombenfund sein, schon ein Stromausfall, wie jüngst geschehen, legt das Rathaus als Anlaufstelle lahm.

Zusammenarbeit mit Netze BW

Die Landesregierung drängt inzwischen auch darauf, dass Kommunen für Krisensituationen selbst vorsorgen. Laut Gesetz sind diese dazu verpflichtet, die Grundversorgung der Bürger zu gewährleisten und eigene Alarm- und Einsatzpläne sowie einen Krisenmaßnahmenplan auszuarbeiten. In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses hat man sich deshalb dazu entschlossen, die bereits vorhandenen Teile des Katastrophenschutzes in ein kommunales Notfall- und Krisenmanagement zu gießen.

Für die Ausarbeitung eines sogenannten Notfallmanagementsystems wird die Gemeinde mit der Netze BW zusammenarbeiten. Kommunalberaterin Dagmar Kruse stellte im Verwaltungsausschuss die Eckpunkte eines solchen Systems vor. Das Unternehmen hat bereits mit rund 100 Kommunen im Land ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Ziel ist auch in Ingersheim, den bereits bestehenden Katastrophenschutz zu erfassen, Abläufe zu optimieren, mögliche Notfallszenarien anzupassen und alle Akteure zu vernetzen. Um schnell reagieren zu können, so Kruse, müsse die Gemeinde ein eigenes Krisenmanagement aufbauen. „Es gibt einen Handlungsbedarf für die Bevölkerung“, so die Beraterin.

Workshop des Krisenstabs

Umgesetzt werden soll das Krisenmanagement in drei ganztägigen Workshops mit einem noch einzuberufenden Krisenstab. Ein erster Schritt soll eine Bestandsaufnahme sein. Analysiert wird etwa, wo Generatoren fehlen, welche Gebäude im Notfall versorgt werden müssen und wo man Notunterkünfte einrichtet. In einem weiteren Schritt werden unter anderem Meldeweg und Zuständigkeiten festgehalten und schließlich eine Kommunikationsstrategie aufgezeigt, um die Bevölkerung zu alarmieren und informieren. Geübt werden anschließend einzelne Szenarien, wie Starkregen-Vorkommnisse, Hochwasser und Stromausfall.

All diese Anleitungen müden in ein Krisenhandbuch mit allen Infos, Checklisten und Ablaufplänen, „das Herzstück für die Verwaltung“, so Dagmar Kruse. Auf Papier und nicht digital, weil man bei einem Stromausfall dann keinen Zugriff auf das „auf Ingersheim zugeschnittene Rundumpaket“ mehr hätte.

Von Vorteil ist der Analogfunk

Feuerwehrkommandant Andreas Fritz sagte, Gemeinde und Feuerwehr seien für den Krisenfall gut aufgestellt. Er verwies auf die vorhandenen Erfahrungswerte und den Landkreis, der die Kommune im Notfall unterstütze. Von großem Vorteil sei der Analogfunk, der immer noch parallel zum Digitalfunk vorhanden sei. Bei einem Stromausfall ist es dann trotzdem noch möglich, Polizei und Krankenwagen rufen. Trotzdem könne die Feuerwehr keine Krise alleine stemmen. Man sei zwar am Anfang dabei, „dann muss man aber auch wieder herausgelöst werden“, so Fritz. Der nächste Schritt sei dann der Krisenstab im Rathaus, wo die Informationen zusammenlaufen. Deshalb sei ein kommunales Notfall- und Krisenmanagement mit Handbuch, wie vorgeschlagen, nötig, um die einzelnen Schritte im Fall der Fälle abarbeiten zu können, betonte der Kommandant.

Im Ingersheimer Verwaltungsausschuss sah man diese Notwendigkeit ebenso. In einem nächsten Schritt wird die Netze BW nun ein Angebot abgeben. Diese Summe wird dann im Finanzhaushalt eingeplant. Ein Abschluss soll 2024 erfolgen.

 
 
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