Viele offene Fragen in der Fußball-Oberliga Manager rechnen mit Saisonabbruch

Von Andreas Eberle
Die Oberligisten 08 Bissingen und SGV Freiberg hängen in der Luft – so wie auf dem Bild auch ihre Kapitäne Marius Kunde (links) und Steven Kröner. Der Spielbetrieb ist bisher nur ausgesetzt. ⇥ Foto: Jan Simecek

Oliver Dense vom FSV 08 Bissingen und Christian Werner vom SGV Freiberg glauben nicht mehr an eine Fortsetzung der Oberliga-Runde. Doch wie soll die Spielzeit 2019/20 dann gewertet werden?

Bis zum 20. April ist der Spielbetrieb in der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg bisher aufgrund der Corona-Krise ausgesetzt – mindestens. Dass es danach sofort wieder weitergeht, ist mit Blick auf die aktuelle Lage wohl ausgeschlossen. Eine Verlängerung der Zwangspause ist wahrscheinlich. Nach BZ-Informationen soll es vom Württembergischen Fußball-Verband (WFV) noch in dieser Woche eine entsprechende Mitteilung geben.

Oliver Dense vom FSV 08 Bissingen zweifelt daran, dass die Spielzeit 2019/20 fortgesetzt wird. „Ich bin mir relativ sicher, dass die Saison abgebrochen wird. Das Virus wird in nächster Zeit nicht einfach verschwinden“, stellt der Sportliche Leiter fest. Auch Geisterspiele ohne Publikum hält er für keine Option: „Was ist mit den Spielern? Wir können ja nicht mit zwei Metern Sicherheitsabstand spielen. Und was passiert bei einem Verdachtsfall in einer Mannschaft oder beim Gegner? Da ist ja eigentlich zwei Wochen Quarantäne vorgesehen.“

Ein weiteres praktisches Problem betrifft die Verträge der Kicker. Denn diese gelten in der Regel nur bis zum Saisonende am 30. Juni. Die Zeit drängt also. „Es würde ein Riesenchaos geben, wenn man alles verlängern müsste. Da müsste jeder Verein einen Hauptamtlichen einstellen, um die ganzen Dinge zu erledigen“, gibt Dense zu bedenken.

Wie sein Bissinger Kollege glaubt auch Christian Werner, Sportdirektor beim SGV Freiberg, dass es letztlich auf einen Abbruch der Runde hinausläuft. „Im Amateurfußball haben wir ein anderes Szenario als im Profibereich, der die Ressourcen hat, mit vielen englischen Wochen eine Saison in kurzer Zeit noch zu Ende zu spielen“, sagt der promovierte Sportwissenschaftler. Amateurvereine wie der SGV würden hier dagegen organisatorisch an Grenzen stoßen. „Wir können nicht einfach mal kurz mit der kompletten Mannschaft an einem Mittwoch nach Ravensburg fahren. Da ist ein gewisser Grad an Wettbewerbsverzerrung programmiert“, sagt Werner.

Krumme Tabellen in vielen Ligen

Bleibt die Frage nach einer fairen, sinnvollen und sauberen Lösung im Falle eines Abbruchs – in einer Situation, in der die Tabelle in vielen Klassen noch ziemlich krumm ist, weil die Klubs unterschiedlich viele Partien ausgetragen haben. Freibergs Sportdirektor Werner plädiert für eine Annullierung der Saison – eine Lösung, die den SGV vor dem Abstieg in die Verbandsliga bewahren würde. Aktuell steht der Wasen-Klub auf Rang 16, einem Fahrstuhlplatz. „Eine eingefrorene Tabelle zur Winterpause oder mit dem jetzigen Stand wäre nicht fair oder aussagekräftig. Schließlich haben sich viele Vereine im zweiten Transferfenster noch mit Neuzugängen verstärkt und genügend Optionen, manches zu regeln“, sagt Werner.

Entspannte Nullachter

Dense und seine Nullachter können hingegen entspannt der Dinge harren. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass es uns relativ egal sein kann, wie entschieden wird, weil uns Auf- und Abstieg nicht betreffen. Letztlich wird man es nicht allen recht machen können. Jeder Verein hat seine eigenen Interessen“, sagt der Bissinger Funktionär. Er spricht sich dabei für eine einheitliche Regelung für ganz Fußball- Deutschland aus und favorisiert „irgendeinen Leistungsnachweis“ aus dieser Saison als Wertungsmaßstab – analog etwa zum Skispringen. Dense: „Wenn dort nach dem ersten Durchgang das Wetter plötzlich schlecht wird und ein Wettbewerb abgebrochen werden muss, gilt der Stand nach dem ersten Durchgang.“

 
 
- Anzeige -