Weidenflechtkurs beim Bönnigheimer Kulturfenster Altes Handwerk neu entdeckt

Von Susanne Yvette Walter
Weidenflechtkurs mit Ursula Weissert-Hartmann (sitzend) im Burgplatzkeller des Bönnigheimer Kulturfensters. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Weidenflechen hat Suchtpotenzial: Ursula Weissert-Hartmann aus Eppingen-Kleingartach gibt wegen großer Nachfrage immer wieder Kurse im Bönnigheimer Kulturkeller.

Mit neun Teilnehmern sind wir am Limit. Wir brauchen Platz, um uns auszubreiten, und jeder, der mitmacht, braucht auch persönliche Ansprache“, erklärt Kursleiterin Ursula Weissert-Hartmann und schaut sich im Bönnigheimer Kulturkeller um. Am Mittwochabend gab sie dort einen ihrer beliebten Kurse im Weidenflechten.

Bündelweise liegen Weidenruten bereit zur weiteren Verarbeitung. Immer wieder gern weiht die Kleingartacherin Neugierige in Bönnigheim in ihre Kunst ein. Diesmal hält sich die Teilnehmerzahl die Waage: Die Hälfte kommt aus Bönnigheim, die andere aus Kirchheim. „Wir haben inzwischen einen festen Stamm für den einen Kurs. Den anderen schreiben wir aus. Die Nachfrage ist hoch. Wir könnten locker noch zwei Kurse machen“, freut sich Ute Pfeil aus dem Vorstand des Vereins Kulturfenster Bönnigheim und erklärt: „Das ist altes Handwerk und für mich Kunst. Altes Kunsthandwerk weiterzugeben ist auch Aufgabe unseres Kulturvereins.“

Jahreszeitliche Kurse

Inhaltlich richten sich die Kurse nach den Jahreszeiten. „Heute machen wir etwas für den Garten. Im Herbst haben wir eine Laterne gebaut zum Hinaushängen und an Weihnachten kleine Sterne“, zählt Pfeil auf. Und die Kursleiterin erzählt: „Heute entsteht eine dänische Spirale. Die Dänen machen das ganz viel. Ich habe das von einer Dänin gelernt.“

Sie zeigt, wie es geht, und betreut die Teilnehmer beim Umsetzen. Sofort ist sie in der Materie: „Man arbeitet vom Dünnen zum Dicken, nimmt zehn Ruten oder mehr und beginnt zu flechten. Weil die Zweige übereinander gelegt werden, verdreht sich das Ganze automatisch“, zeigt Ursula Weissert-Hartmann. Die Weiden sind schon gewässert, was sie geschmeidiger macht.

Wer sich für das alte Handwerk interessiert, macht früher oder später hier in der Region automatisch die Bekanntschaft der Kleingartacherin. Sie ist auf Flechtermärkten in der Region unterwegs und zeigte auch auf der Bundesgartenschau in Heilbronn ihr Können. Das merkten sich einige, die jetzt die Kurse besuchen. „Schuld“ daran, dass in Bönnigheim und Kirchheim Hobbykünstler mit der Weidenflecht-Kurs-Leidenschaft angesteckt wurden, ist vielleicht die Kunsthandwerkerin aus Kleingartach selbst, die die Treue zu ihrem Hobby vorlebt.

35 Jahre Leidenschaft

Seit 35 Jahren trägt Ursula Weissert-Hartmann diese Leidenschaft in sich. In Eppingen-Kleingartach hat sie zusammen mit anderen Weidenflechtern, die die Weide zu ihrem Hobby gemacht haben, vor Jahren schon einen Weidenlehrpfad angelegt. Neben einer überdachten Bar rein aus Weiden, wo es im Sommer kühle Getränke gibt, steht dort auch eine kleine Kapelle, die ganz aus Weiden geflochten ist. Dort werden sogar kleine Konzerte abgehalten.

„Ich bin zum ersten Mal dabei. Ich schaff‘ auch im Wengert mit Weiden. Ich nehme sie zum Anhängen der Rebenzweige. Das mache ich noch wie die Alten. Dazu braucht man eine Schürze mit Latz, mit Platz für die Weidenzweige“, erzählt Ingrid Braun aus Kirchheim. „Ich habe schon mal beim Weideflechten mitgemacht und fand es ganz toll. Es ist mal etwas anderes, jetzt sowieso, wo es wenige Kurse gibt“, bringt es Karin Schwittay aus Bönnigheim auf den Punkt.

„Auf der Buga habe ich Frau Weissert-Hartmann kennengelernt. Da hatte sie so schöne Sachen ausgestellt. Ich habe gleich etwas mitgenommen. Vor zwei Jahren waren die Kurse so schnell ausgebucht. Jetzt bin ich froh, einen Platz ergattert zu haben“, erklärt Melanie Zinnbauer aus Bönnigheim.

www.kulturfenster-boennigheim.de

 
 
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