Welt-Aids-Tag im Kreis Ludwigsburg HIV: Immer noch viele Vorurteile

Von Claudia Mocek
Die Zahlen der Infizierten sind in den vergangenen Jahren gesunken. 2021 wurden in Baden-Württemberg bei 260 Menschen erstmals HIV diagnostiziert. Foto: YAY Images/Sorapop Udomsri via www.imago-images.de

Die Zahlen der Infizierten sind in den vergangenen Jahren gesunken. 2021 wurde bei 260 Menschen in Baden-Württemberg erstmals HIV diagnostiziert. Aus medizinischer Sicht ist für Infizierte ein gutes Leben möglich. Doch viele berichten von Diskriminierungen im Alltag.

Mit einer HIV-Infektion ist medizinisch mittlerweile ein gutes Leben möglich“, sagt Dr. Uschi Traub: „Aber der gesellschaftliche Umgang hinkt noch hinterher.“ Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember zieht die Leiterin der Gesundheitsförderung beim Landratsamt Bilanz. Wenn die Infektion frühzeitig diagnostiziert und behandelt werde, bekomme der Patient kein Aids. Doch HIV-Infizierte leiden oft unter Schamgefühl und Diskriminierungen.

In den vergangenen zwanzig Jahren sind die Neuinfektionen gesunken: 2021 haben sich weltweit 1,5 Millionen Menschen mit Aids infiziert, es gab 650 000 Aids-Tote. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch 3,2 Millionen Neuinfektionen und 1,5 Millionen Todesfälle.

96 Prozent der Therapien erfolgreich

In Baden-Württemberg wurden 2021 laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 260 Menschen erstmals HIV diagnostiziert. Insgesamt leben hier 13 400 Menschen mit HIV.

Mittlerweile gibt es laut Uschi Traub eine große Auswahl an Medikamenten für eine HIV-Therapie. Neben Kombinationspräparaten und der klassischen Therapie aus drei Medikamenten gibt es seit einigen Jahren Langzeitspritzen, deren Wirkung über mehrere Monate anhält. Laut RKI verlaufen 96 Prozent der Therapien in Deutschland erfolgreich.

Starke Medikamente

Bei den Medikamenten, die lebenslang eingenommen werden müssen, handelt es sich um „starke Mittel, bei denen es auch Nebenwirkungen geben kann“, sagt Traub. Aufgrund der guten Behandlungsmöglichkeit würden manche auch „etwas zu locker“ mit der Infektion umgehen, sagt sie.

Laut einer Umfrage der Deutschen Aidshilfe und dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft wird die Lebensqualität von Menschen mit HIV heute vor allem durch Vorurteile eingeschränkt. Danach gaben 95 Prozent der Befragten an, im vergangenen Jahr diskriminiert worden zu sein. 52 Prozent fühlen sich durch Vorurteile in ihrem Leben beeinträchtigt. Je ein Viertel empfindet Schamgefühle oder fühlt sich schuldig. Ein Drittel hat Angst, den Partner beim Sex anzustecken.

Geplatzte Kondome, ein neuer Partner oder Fremdgehen: Die Gründe, um die anonyme und kostenlose Beratung des Landratsamtes zu sexuell übertragbaren Infektionen und Aids aufzusuchen, sind vielfältig. Von März 2020 bis August 2021 gab es wegen Corona keine Beratungsangebote. 15 Termine pro Woche werden derzeit angeboten, sagt Traub, das Angebot werde stark nachgefragt. Ein HIV-Test schaffe Klarheit. Das Problem: Grippeähnliche Symptome treten bei der Infektion nach zwei bis sieben Wochen auf. Anschließend gebe es viele Monate bis Jahre keine Anzeichen und man komme nicht auf die Idee, sich untersuchen zu lassen.

Interaktives Theater

Um auf das Thema HIV und sexuell übertragbare Krankheiten aufmerksam zu machen, werden 14 Studentinnen und Studenten der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg am 1. Dezember und am 7. Dezember, in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt in der Realschule Bissingen und an der Gottlieb-Daimler-Realschule Ludwigsburg interaktive Theaterszenen aufführen. „Die Verantwortung beim Sex liegt immer bei beiden Partnern“, findet Uschi Traub.

 
 
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