Welttag des Hörens Verstehen: Eine Leistung des Gehirns

Von Claudia Mocek
Hörgeräte helfen bei Schwerhörigkeit.⇥ Foto: Welttag des Hörens

Der HNO Frank Weber aus Bietigheim-Bissingen erklärt, warum es wichtig ist, sich auf Schwerhörigkeit testen zu lassen.

Wir geHÖREN ZU dir!“, so lautet das Motto des diesjährigen Welttag des Hörens, der jedes Jahr am 3. März von der Weltgesundheitsorganisation WHO und dem Bundesverband der Hörsysteme Industrie unter der Schirmherrschaft des Gesundheitsministers ausgerufen wird. Die BZ hat mit Dr. Frank Weber vom HNO Zentrum in Bietigheim-Bissingen über Schwerhörigkeit im Alter, Hörimplantate und die Hörversorgung von Kindern in Deutschland gesprochen.

„Das Hören ist ein wichtiger Sinn für das gemeinschaftliche Leben“, sagt HNO-Facharzt Weber. Mit dem Welttag des Hörens werde unter anderem auf Hörstörungen aufmerksam gemacht, die mit zunehmendem Alter verstärkt auftreten können. Schwerhörigkeit werde häufig als „Stigma des Alters“ angesehen, sagt Weber. Das Problem: Oft seien ältere Menschen davon überzeugt, dass sie noch kein Hörgerät bräuchten, weil es mit dem Hören noch gehe.

Verlust der Leistungsfähigkeit

Aber das gelte nicht für alle Situationen, warnt Frank Weber. Leise Geräusche beispielsweise könnten ältere Menschen oft nicht mehr hören. „Verstehen ist eine Leistung des Gehirns“, erklärt der HNO-Arzt. Töne würden zwar über die Ohren aufgenommen, aber erst im Gehirn verarbeitet. So lernten Kinder etwa erst mit der Zeit, dass ein Vogel wie ein Vogel klingt und ein Auto wie ein Auto. Das Problem bei der Schwerhörigkeit laut Weber: Wenn das Hörzentrum im Hirn nur noch eingeschränkt genutzt wird, verliert es an Leistungsfähigkeit.

Wenn zum Beispiel ältere Menschen den Fernseher lauter machen müssten, um einem Film gut folgen zu können, oder Gespräche in Gruppen als anstrengend empfunden werden, sollten sie sich einem Hörtest unterziehen, rät Weber. Die Weltgesundheitsorganisation rät Menschen ab 50 Jahren regelmäßig zu einer solchen Untersuchung, die beim HNO-Arzt oder beim Hörgeräte-Akustiker vorgenommen werden könne.

Frank Weber aus dem HNO-Zentrum Bietigheim-Bissingen weist darüber hinaus darauf hin, dass medizinische Studien inzwischen einen Zusammenhang nachgewiesen hätten zwischen einer unbehandelten Schwerhörigkeit und einem höheren Risiko, an Demenz zu erkranken. Wer bei einer einsetzenden Schwerhörigkeit ein Hörgerät nutze, könne auch in diesem Bereich vorbeugen.

Technische Entwicklung

Die Technik im Bereich der Hörgeräte sei mittlerweile weit fortgeschritten und mit ihren Entwicklungen noch nicht am Ende, betont Frank Weber: Im-Ohr, Hinter-dem-Ohr, digital oder analog, Knochenleitungshörgeräte, knochenverankerte Hörgeräte oder Implantate: Es gibt viele Produkte, die bei individuellen Problemen helfen könnten. Je früher man damit anfange, sich technische Unterstützung bei einer beginnenden Schwerhörigkeit zu holen, umso besser, sagt Weber. So könne die Gehirnfunktion am besten erhalten werden.

Als gut bewertet Frank Weber die Hörversorgung von Kindern in Deutschland. Schon kurz nach der Geburt werde ein Hörscreening bei den Neugeborenen vorgenommen, um die Funktion der Sinneszellen im Innenohr zu prüfen. Bei Problemen kann so rasch gegen gesteuert werden. „Aber“, sagt Weber, „der Tag des Hörens findet ja nicht nur in Deutschland statt“.

 
 
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